Dämmerung der Liebe. Barbara Cartland
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Ihr Vater hatte oft über die Stellung gelacht, die sein Bruder in der Gesellschaft und bei Hof einnahm.
»Wie ich das hassen würde«, hatte Lorena ihn oft sagen hören.
»Aber es muß doch sehr interessant sein, Papa«, hatte Lorena eingewandt.
»Das kommt darauf an, was man vom Leben erwartet«, hatte ihr Vater erwidert. »Dieser oberflächliche Pomp ist nichts für mich. Aber wenn es meinen Bruder Hugo glücklich macht, bin ich der letzte, der versuchen würde, ihn davon abzubringen.«
»Es muß faszinierend sein, mit dem König und der schönen Königin Alexandra zu verkehren«, sagte Lorena.
»Sie verbreiten viel Glanz um sich«, gab ihr Vater zu. »Aber es sind auch nur Menschen wie du und ich und wie der alte Mr. und seine Mrs. Briggs, die ich jetzt besuchen werde, weil sie in der nächsten Woche ihre goldene Hochzeit feiern.« Er lächelte, ehe er hinzufügte: »Nicht, als ob dabei viel Gold glänzen würde, aber ich bin sicher, deine Mutter wird ihnen einen Kuchen backen.«
»Natürlich, Liebster«, antwortete ihre Mutter. »Das hatte ich sowieso vor. Ich habe auch schon ein paar goldene Kerzen gekauft, die ich darauf stellen werde.«
»Du denkst wirklich an alles, Liebling«, sagte ihr Mann.
Er küßte sie, ehe er das Pfarrhaus verließ.
Sie waren glücklich gewesen, dachte Lorena.
Und sie fragte sich, ob Onkel Hugo und Tante Kitty, die gesagt hatte, sie habe Gott sei Dank keine Kinder, wohl ebenso glücklich waren.
Ihr Vater und ihre Mutter hatten es immer bedauert, daß sie nur ein Kind hatten.
»Ich hätte gern ein Dutzend Kinder bekommen; das hätte deinen Vater sehr glücklich gemacht«, erklärte ihre Mutter einmal. »Aber Gott wollte es anders, und nachdem du geboren warst, sagten mir die Ärzte, daß ich keine weiteren Kinder bekommen könnte.«
»Wie kann ich dich nur für all die Kinder, die du nicht bekommen hast, entschädigen?« fragte Lorena.
Ihre Mutter umarmte sie und drückte sie an sich.
»Das hast du schon getan«, sagte sie. »Vater und ich sind zufrieden damit, daß wir eine gutgeratene Tochter haben, und noch dazu eine sehr hübsche.«
»Ich werde nie so hübsch sein wie du, Mama.«
»Es macht Spaß, hübsch zu sein«, antwortete ihre Mutter. »Aber es ist wunderbar, wenn der Mann, den du liebst, dich für schön hält.«
»Und das tut Vater.«
»Ja, ich weiß, und deshalb bin ich die glücklichste Frau der Welt«, antwortete ihre Mutter.
Das möchte ich auch sein, dachte Lorena, als der Zug sie nach London brachte, so glücklich wie Papa und Mama gewesen sind.
Sie dachte immer noch an die beiden, als der Zug langsam in den Viktoria-Bahnhof einfuhr und sie ihren Onkel wiedererkannte, der mit seinem Zylinder und einer Nelke im Knopfloch außerordentlich elegant aussah und sie zusammen mit einem anderen Herrn erwartete.
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