Dämmerung der Liebe. Barbara Cartland

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Dämmerung der Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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tue ich bestimmt nicht, denn ich habe das Mädchen seit drei Jahren nicht mehr gesehen«, sagte Sir Hugo.

      »Wer ist es?«

      »Meine Nichte.«

      Einen Augenblick herrschte Schweigen.

      Dann sagte Lord Carnforth: »Es ist am besten, wir erfahren alle Einzelheiten, Hugo, ehe wir deine Wette annehmen.«

      »Das Mädchen ist die Tochter meines Bruders. Ihr wißt, daß er Geistlicher war, Pfarrer einer kleinen Gemeinde in Worcestershire«, sagte Sir Hugo.

      Jemand lachte.

      »Tut mir leid, Hugo, aber ich hatte keine Ahnung, daß dein Bruder Geistlicher war.«

      »Als er starb, schickte ich seine Tochter auf eine Schule in Rom«, erklärte Sir Hugo.

      »Wieso denn das?«

      »Sie war ein kluges, stilles und fleißiges Mädchen, und ich dachte mir, sie bekäme dort eine bessere Ausbildung. Aber, um ganz ehrlich zu sein, ich ersparte mir so vor allem alle Sorgen wegen der Ferien.«

      »Du meinst, Kitty hätte nicht gewußt, was sie mit deiner Nichte anfangen soll«, meinte der Herzog.

      »Genau. Kitty mag junge Mädchen nicht, sie kann einfach nicht mit ihnen umgehen.«

      Alle verstanden nur zu gut, daß Kitty Benson, die ständig irgendwelche Liebesaffären hatte, ganz gewiß kein junges Mädchen in ihrem Haus haben wollte, und am allerwenigsten ein einfaches Mädchen aus einem Pfarrhaus, das vielleicht das Verhalten der Tante mißbilligte.

      Darüber hinaus war allen klar, daß Kitty in einem Alter war, in dem sie nicht irgend jemandes Tante sein wollte.

      »Du hast sie also nach Rom geschickt«, sagte der Herzog. »Und dann?«

      »Sie hat jetzt die Schule abgeschlossen«, erwiderte Sir Hugo. »Eine Klosterschule übrigens. Man will sie dort nicht länger behalten.«

      »Ein Kloster!« rief Perry.

      »Eine Klosterschule. In einigen Fächern wurden sie zwar von Nonnen unterrichtet, aber sie haben dort auch externe Lehrkräfte. Die meisten Schülerinnen sind katholisch, aber sie nehmen auch Mädchen anderer Konfessionen auf. Es fiel mir also nicht schwer, Lorena in dieser Schule unterzubringen.«

      »Lorena heißt sie also«, sagte der Herzog.

      Sir Hugo nickte.

      »Ich habe sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Damals fand ich sie auf eine merkwürdige Weise attraktiv. Aber wer weiß, wie sie sich mittlerweile entwickelt hat.«

      »Du hoffst also, daß dein schwarzes Schaf sich als Schönheit entpuppt?«

      »Natürlich hoffe ich das«, sagte Sir Hugo.

      »Willst du uns nicht ein wenig mehr über deine Nichte erzählen?« fragte der Herzog.

      »Um die Wahrheit zu sagen, viel mehr weiß ich nicht. Sie hat mir zwar pflichtschuldigst geschrieben, recht interessante Briefe sogar, wie ich zugeben muß. Sie ist offensichtlich intelligent und hat eine gute Ausbildung erhalten, wie ich hoffe.«

      »Nicht allzu gut, hoffe ich, denn wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es eine kluge Frau.«

      »Sie wird klug sein müssen«, warf Perry ein, »wenn sie die Hoffnungen erfüllen soll, die Hugo in sie setzt.«

      »Ja, natürlich, das hätte ich fast vergessen.«

      »Aber es ist auch möglich, daß sie dumm und schüchtern ist«, sagte Sir Hugo. »Ich vertraue einfach darauf, daß sie ein wenig von dem alten Blut in sich hat, dann wird sie im Triumph in den Stall zurückkehren.«

      »Du verlangst zu viel«, sagte der Herzog lächelnd. »Wenn sie aber so ist wie du, Hugo, dann wird sie die Gesellschaft eindeutig entwaffnen, wie es Shaws Heldin offenbar getan hat.«

      Da war etwas Wahres daran, denn Sir Hugo Benson war bekannt für seine Klugheit und sein savoir faire.

      Er war in gewisser Weise das Gegenstück zu den Dandys und Stutzern aus der Zeit König Georges, die sich um den Prinzregenten geschart hatten.

      König Edward hielt ihn für einen seiner amüsantesten Freunde, und im Marlborough House und später im Buckingham Palace fand selten eine Gesellschaft statt, ohne daß Sir Hugo anwesend war.

      Als der König starb, hatte sich Sir Hugo an den Herzog angeschlossen, der seinen Witz, seinen Humor und seine Originalität schätzte; er war nach Ansicht aller eine echte Bereicherung des ‘Windlemere-Sets’.

      Sir Hugo war jetzt über vierzig, sah aber wesentlich jünger aus, und seine Figur und sein Geschick, sich elegant zu kleiden, wurden von jedem ehrgeizigen jungen Mann der besseren Gesellschaft beneidet.

      Ganz Sir Hugos Art, die Unterhaltung zu bestimmen, dachte Perry, als sie in das Speisezimmer gingen, und er sagte sich, daß dies mit Sicherheit dem Wunsch des Herzogs nach Abwechslung entgegenkam. Es bestand kein Zweifel, daß sich der Herzog sehr für das Thema interessierte, denn als er sich an das Kopfende der Tafel setzte, fragte er Sir Hugo, der rechts neben ihm saß: »Und wann beginnt unser Experiment?«

      »Das möchte ich auch gern wissen«, sagte Lord Carnforth. »Du darfst das Mädchen vorher nicht davon unterrichten.«

      »Aber wenn ich ihr nicht sagen kann, was von ihr erwartet wird, ist das für mich ein großes Handikap«, sagte Sir Hugo.

      »Ich finde, sie braucht ein Handikap — schließlich ist sie deine Nichte«, meinte jemand.

      »Das ist gewiß ein Kompliment«, sagte der Herzog, »aber als Schiedsrichter kann ich nicht erlauben, daß wir es Hugo allzu schwer machen.«

      »Ich sehe, daß Archie mir mißtraut«, sagte Sir Hugo, »und deshalb bin ich bereit, ein Risiko einzugehen, das du sicher würdigen wirst.«

      »Und das wäre?« fragte Lord Carnforth.

      »Ich werde jedem beliebigen von euch gestatten, mich zu begleiten, wenn Lorena übermorgen am Viktoria-Bahnhof eintrifft. Und ihr könnt entscheiden, wohin ich sie bringen soll und wo ihr sie alle zum ersten Mal sehen wollt.«

      Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte der Herzog: »Ich schlage vor, daß sie hierher kommt. Aber übermorgen ist Freitag, und da wollte ich eigentlich nach Mere fahren.«

      »Das ist eine gute Idee, Mere ist der geeignete Ort für unser Experiment«, rief Archie Carnforth.

      »Ich glaube, sie wird Mere so grandios finden, daß sie gleich ganz eingeschüchtert ist«, sagte Sir Hugo.

      »Kannst du mir dann einen passenderen Ort nennen?« fragte Archie.

      »Nein. Also gut, ich nehme die Herausforderung an«, erklärte Sir Hugo. »Alstone hat recht. Ein Wochenende in Mere ist für jede Frau eine Prüfung, und erst recht für ein unerfahrenes junges Mädchen, und das wird meinen Standpunkt ein für allemal beweisen.«

      »Ich persönlich glaube, du

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