Jawort unter fremden Sternen. Barbara Cartland
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„Ich habe dir doch gesagt, ich erwartete dich erst morgen! Es ist äußerst unglücklich, daß du gerade Lord Saire getroffen hast.“
„Warum?“
Lady Alvinston wandte sich ihrer Tochter zu, ihr Blick ruhte auf deren kindlichem Gesicht.
„Hast du ihm gesagt, wer du bist?“
„Er fragte nach meinem Namen und sagte, er würde dich kennen.“
„Verdammt!“
Bertillas Augen weiteten sich vor Erstaunen.
„Mama!“ rief sie unwillkürlich aus.
„Das genügt, um jemanden zum Fluchen zu bringen“, gab ihre Mutter zurück. „Hast du denn nicht gemerkt, du Dummkopf, daß ich nicht wollte, daß irgendwer, und schon gar nicht Lord Saire, erfährt, daß ich eine Tochter habe? Er wird es Gertrude Lindley erzählen, sie wird entzückt sein, es verbreiten zu dürfen. Sie ist schon immer eifersüchtig auf mich gewesen.“
„Es tut mir leid, Mama. Ich wußte nicht, daß du mich nicht haben willst.“
„Du lieber Himmel! Du mußt doch so viel Verstand haben, daß du einsiehst, daß ich nicht zugeben kann, Mutter einer achtzehnjährigen Tochter zu sein. Ich gelte als dreißig und will auch nicht älter sein!“
„Es tut mir leid, Mama“, wiederholte Bertilla.
„Ich hätte mir denken können, daß du alles kaputt machst.“
„Wenn du mir nur erzählt hättest, was du von mir erwartest“, sagte Bertilla unglücklich.
„Offen gesagt, ich habe nicht damit gerechnet, daß du einen meiner Freunde treffen würdest. Und übrigens, was hast du dir eigentlich dabei gedacht, allein mit Lord Saire in einem Wagen zu fahren? Du hättest einen Mietwagen rufen sollen.“
„Das wollte ich auch, aber er sagte, er würde mich heimbringen. Er war so freundlich gewesen, nachdem ich meinen Fuß verletzt hatte.“
„Das hätte er sicher nicht angeboten, wenn er dich für eine Erwachsene gehalten hätte“, meinte Lady Alvinston, als spräche sie zu sich selbst. „Er muß dich für ein Kind angesehen haben. Du siehst nicht wie achtzehn aus.“
Bertilla hatte ein ungutes Gefühl bei der Erinnerung, daß er nach ihrem Alter gefragt hatte. Aber aus Angst vor ihrer Mutter schwieg sie. Sie hätte aber nicht gelogen, wenn ihre Mutter sie gefragt hätte. Nur hatte sie schon als Kind gelernt, daß es unklug war, freiwillig Informationen zu geben.
„Laß sehen ... wenn ich bei deiner Geburt siebzehn war, dann wärest du jetzt vierzehn ..., wenn ich einunddreißig bin.“
Kritisch betrachtete sie ihre Tochter.
„Du gehst leicht für vierzehn durch. Du bist so klein und unauffällig“, meinte sie befriedigt. „Das werde ich erzählen, wenn mich jemand fragt.“
Sie nahm einen Brief auf, der auf dem Bett lag.
„Damit ist das geregelt. Außerdem wirst du ja nicht lange bleiben.“
„Ich gehe fort, Mama?“
„Ja, übermorgen. Du wirst zu deiner Tante Agatha reisen.“
„Tante Agatha? “ Bertilla sah überrascht aus. „Ich dachte, sie sei…“
„Agatha ist Missionarin, wie du wohl weißt. Ich habe beschlossen, daß du dich derselben Sache widmen sollst.“
„Soll das heißen, du willst, daß ich Missionarin werde?“ fragte Bertilla mit zitternder Stimme.
„Warum nicht? Es ist eine sehr schöne Laufbahn für jedes Mädchen, und wie du weißt, lebt Tante Agatha in Sarawak.“
Aus Bertillas Mund kam ein ersticktes Schluchzen, aber ihre Mutter fuhr fort: „Ich habe Agatha nach Margarets Tod geschrieben, daß du nach der Schule zu ihr kommen würdest, um bei ihr zu leben.“
„Und sie will mich haben?“
„Es war nicht genug Zeit für eine Antwort, aber ich bin sicher, sie wird sich freuen.“
„Wie kannst du so sicher sein, Mama?“
Als Lady Alvinston nicht antwortete, fragte sie weiter: „Wann hast du das letzte Mal von Tante Agatha gehört?“
„Kann man von mir nicht erwarten, daß ich mich an jeden Brief erinnere, den ich bekomme?“ erwiderte Lady Alvinston ärgerlich. „Agatha hat deinem Vater immer zu Weihnachten geschrieben.“
„Aber Papa ist seit drei Jahren tot!“
Lady Alvinston sah in das ängstliche Gesicht, die besorgten Augen ihrer Tochter, und ihr Ausdruck wurde hart.
„Hör auf, Schwierigkeiten zu machen!“
„Aber ... Mama ...“
„Ich will keine Diskussionen! Es gibt sonst nirgends, wo du hingehen könntest, nachdem deine Tante Margaret gestorben ist.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Die meisten Mädchen wären froh, die Welt zu sehen. Du wirst es sehr interessant finden, es heißt doch, Reisen bildet.“
„Soll ich für immer in Sarawak bleiben, Mama?“
„Es wird bestimmt nicht genug Geld für deine Rückreise vorhanden sein“, erklärte ihre Mutter. „Es ist ausgesprochen teuer, dich so weit reisen zu lassen. Ich nehme an, daß du ein paar neue Kleider haben willst, wenn auch nicht viele. Keiner wird erwarten, daß du da modisch gekleidet bist.“
„Bitte, Mama, ich möchte nicht bei Tante Agatha leben. Ich habe schon als Mädchen Angst vor ihr gehabt, und Papa hat immer gesagt, sie sei fanatisch.“
„Dein Vater hat eine Menge dummer Dinge gesagt, auf die du besser nicht gehörst hättest“, gab Lady Alvinston zurück. „Du wirst zu deiner Tante reisen, Bertilla, ob es dir paßt oder nicht. Ich will dich hier nicht haben.“
„Sicher könnte ich bei einer von Papas Cousinen leben“, schlug Bertilla verzweifelt vor.
„Ich habe doch gerade gesagt, ich will dich nicht in London haben! Begreife endlich: Ich will nicht, daß mir eine erwachsene Tochter im Weg steht!“
Dabei wandte sie sich ihrem Spiegel zu. Befriedigt betrachtete sie ihr dunkles Haar und die weiße Haut. Dann meinte sie: „Du bist alt genug, um zu verstehen, daß ich noch einmal heiraten will; aber nichts schreckt einen Mann mehr ab, Bertilla, als Kinder aus einer früheren Ehe.“
„Das verstehe ich, Mama. Aber bitte, schick mich nicht aus England fort. Kann ich nicht aufs Land gehen? Niemand erführe von meiner Existenz, die alten Diener könnten sich um mich kümmern.“ „Das wäre alles andere als praktisch. Ich beabsichtige, Alvinston Park im Sommer zu öffnen. Jedermann gibt Wochenendgesellschaften auf dem Lande, und es gibt ein paar Freunde, die ich gern einladen möchte.“