MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter - Robert Mccammon Matthew Corbett

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ernannter Schreiber besagter Stadt und dem Honourable John Drake, Hauptwachtmeister der Krone.« Greathouse überreichte Ramsendell den Bogen Pergamentpapier, der ihn entgegennahm, als handelte es sich um eine tote Schlange, und wandte sich dann an Slaughter. »Sieht so aus, als hätte Eure Vergangenheit Euch eingeholt.«

      »Leider befinde ich mich ganz in Euren Händen. Ich nehme allerdings an, dass Ihr mich mit einem guten Frühstück bewirten werdet, bevor es auf die Reise geht?«

      »Eins noch«, sagte Matthew, und beide Ärzte widmeten ihm sofort ihre Aufmerksamkeit. »Ihr sagtet, die Quäker hätten herausgefunden … dass Mr. Slaughter in London gesucht wird. Wie kam es dazu?«

      »Er ist uns im August letzten Jahres gebracht worden und sah nicht viel anders aus als jetzt«, erklärte Ramsendell. »Ungefähr eine Woche später hat einer der Quäker-Ärzte eine Geschäftsreise nach London unternommen, kam im November dort an und bekam das Gerede der Leute über die Knochen zu hören, die den Monat zuvor in der Hammer’s Alley gefunden worden waren.« Ramsendell gab Greathouse den Überführungsbrief zurück und wischte sich die Handflächen an den Kniehosen ab. »Es hatten sich ein paar Zeugen gemeldet, die Tod Carter beschreiben konnten – eine Beschreibung, die in einer Zeitung gedruckt und in den Straßen verteilt wurde. Jemand brachte Tod Carter mit dem Namen Lord John Finch in Verbindung, der einen Flickenbart hatte, wie die Leute es nannten. Anscheinend hatte die Gazette mehrere Artikel über die Vorfälle gedruckt.«

      »Ich glaube, ich erinnere mich, davon gelesen zu haben«, meinte Matthew. Er bekam die Gazette von Schiffspassagieren, weshalb die jeweiligen Ausgaben mindestens drei Monate alt waren.

      »Der Arzt hat Carter anhand der Beschreibung erkannt und sich an den Hauptwachtmeister gewandt. Aber wie gesagt, zu dem Zeitpunkt war Slaughter bereits hier bei uns. Er war den Quäkern etwas zu … äh … schwierig im Umgang.«

      »Und Ihr könnt besser mit ihm umgehen?«, höhnte Greathouse. »Ich hätte ihm jeden verdammten Tag die Peitsche zu schmecken gegeben.«

      »Da seht Ihr, wie sie hier über einen reden«, sagte Slaughter an niemand bestimmtes gewandt. »Als wäre man ein Stück Tapete.«

      »Warum war er überhaupt in der Quäker-Anstalt?«, fragte Matthew.

      »Er«, mischte Slaughter sich ein, »war da, weil er auf der Philadelphia-Straße wegen Raubes festgenommen worden war. Er fand, dass er für das düstere Quäker-Gefängnis von Philadelphia nicht geeignet war. Darum beschloss er – die arme, irre Seele –, sich als Verrückter auszugeben und wie ein Hund zu bellen, was er vor dem Gericht der Dummen auch tat. Und so war er es zufrieden, sich zu den Verrückten zu begeben, und zwar für … zwei Jahre, vier Monate und zwölf Tage, wenn seine mathematischen Fertigkeiten inzwischen nicht zu Pudding geworden sind.«

      »Damit war es nicht getan«, äußerte Hulzen sich in seiner Wolke Tabakrauch. »Viermal hat er versucht, aus der Quäker-Anstalt auszubrechen, wobei er zwei andere Patienten angriff und einem Arzt fast den Daumen abbiss.«

      »Er hatte mir seine Hand über den Mund gelegt. Das war äußerst unhöflich.«

      »Und hier hat Slaughter nichts dergleichen versucht?«, fragte Greathouse.

      »Nein«, sagte Ramsendell. »Bevor wir über Tod Carter Bescheid wussten, hatte er ein so gutes Benehmen an den Tag gelegt, dass wir ihm Privilegien wie tägliche Arbeiten gaben, die er leider zu dem Versuch ausnutzte, die arme Mariah hinter der roten Scheune zu erwürgen.« Matthew wusste von seinen vorherigen Besuchen, dass es eine zu anderen Gebäuden führende Straße hinter dem Tollhaus gab. »Aber er wurde rechtzeitig erwischt und entsprechend bestraft.«

      Greathouse verzog spöttisch den Mund. »Was habt Ihr ihm denn angetan? Ihm seine parfümierte Seife entzogen?«

      »Nein, wir haben ihn allein in eine Zelle eingeschlossen, bis wir die Zeit für gekommen hielten, den Kontakt mit den anderen Patienten wieder herzustellen. Als Ihr ihn an jenem Tag am Fenster saht, war er gerade seit vier Tagen aus der Einzelzelle heraus. Wir hatten in der Zwischenzeit Besuch von den Quäkern gehabt. Sie hatten von ihrem Arzt aus London einen an mich adressierten Brief erhalten, der die Situation erklärte. Danach hielten wir ihn von den anderen Patienten getrennt.«

      »Man hätte ihn zertrennen sollen«, war Greathouses Fazit.

      Matthew musterte Slaughter mit gerunzelter Stirn. Ihm brannten weitere Fragen unter den Nägeln. »Seid Ihr verheiratet? Habt Ihr Familie?«

      »Nein und nein.«

      »Wo habt Ihr gewohnt, bis Ihr festgenommen wurdet?«

      »Hier und da. Hauptsächlich da.«

      »Und Ihr habt wo gearbeitet?«

      »Auf der Straße, Mr. Corbett. Mein Partner und ich haben von unserem Verstand und dem Reichtum der Reisenden nicht schlecht gelebt. Möge William Rattisons Seele in Frieden ruhen.«

      »Sein Komplize«, warf Hulzen ein, »ist bei ihrem letzten Überfall erschossen worden. Die Gewaltfreiheit der Quäker hat anscheinend ihre Grenzen. Sie hatten einer der zwischen Philadelphia und New York verkehrenden Kutschen bewaffnete Wachtmänner mitgeschickt.«

      »Erzählt mir doch«, sagte Matthew, wieder an Slaughter gewandt, »ob Ihr und Rattison jemanden getötet habt, während Ihr … von Eurem Verstand nicht schlecht gelebt habt.«

      »Das haben wir nicht. Ratsy und ich haben dem einen oder anderen einen über den Kopf gegeben, wenn jemandem der Mund aufging. Aber an Mord hatten wir kein Interesse, nur am Geld.«

      Matthew rieb sich das Kinn. Irgendetwas störte ihn an der Geschichte. »Und Ihr habt es vorgezogen, den Rest Eures Lebens in einem Tollhaus zu verbringen, statt Euch von einem Richter zu … oh, wahrscheinlich einem Brandzeichen auf der Hand und drei Jahren Gefängnis verurteilen zu lassen? Ich nehme an, dass Ihr dachtet, aus einem Tollhaus lässt es sich leichter ausbrechen? Warum seid Ihr dann jetzt so erpicht darauf, dieses Hospital zu verlassen, dass Ihr die Punkte der Anklage nicht einmal bestreitet? Schließlich könnte der Quäker-Arzt in London sich ja auch irren.«

      Slaughters Lächeln strahlte wieder auf und erlosch dann langsam. Der distanzierte Ausdruck seiner Augen blieb unveränderlich. »Die Wahrheit ist«, sagte er, »dass ich Menschen, die nicht dumm sind, nicht anlüge.«

      »Ihr meint, Ihr lügt Menschen nicht an, denen Ihr nicht dumm kommen könnt«, sagte Greathouse.

      »Ich meine nichts anderes, als was ich sage. Man wird mich hier so oder so wegholen, auf ein Schiff bringen und nach England schicken. Wo ich dem Gericht vorgeführt, von Zeugen identifiziert und geplagt werden werde zu verraten, wo sich die Gräber von drei sehr hübschen, aber sehr dummen jungen Ladys befinden. Dann wird man mich nach Newgate verfrachten und eine geifernde Menschenmenge wird lachen, wenn ich die Stufen zum Galgen hochsteige. Ganz egal, was ich hier sage. Warum also sollte ich etwas anderes als die Wahrheit sagen und meine Ehre vor solch Fachmännern wie Euch beschmutzen?«

      »Oder liegt es daran«, schlug Matthew vor, »dass Ihr überzeugt davon seid, uns unterwegs auf der Straße entwischen zu können? Obwohl wir solche Fachmänner sind?«

      »Das … ist durchaus eine Idee. Aber, mein lieber Sir, Ihr könnt dem Wind nicht vorwerfen, dass er blasen will.«

      Greathouse steckte alle Dokumente zurück in den Umschlag. »Wir nehmen ihn jetzt mit«, sagte er grimmig. »Dann ist da noch das Geld.«

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