MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter. Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Jagd nach Mister Slaughter - Robert Mccammon Matthew Corbett

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war’s nicht. Na gut, vielleicht ein bisschen. Mein Magen war schon etwas durcheinander. Aber es liegt auch an unserem Auftrag. Wenn der nicht so gut bezahlt wäre, hätte ich Lillehorne gesagt, dass er sich jemand anderes suchen soll. Ein paar Wachtmeister könnten das doch sicher auch erledigen.«

      »Die Ärzte haben aber extra um uns gebeten«, erinnerte Matthew ihn. »Und wer wäre denn sonst schon hergekommen? Dippen Nack? Giles Wintergarten? Wohl kaum.«

      »Die Ärzte.« Greathouse zerrte heftig an seiner braunen Wollmütze. »Ihr wisst ja, was ich von denen und ihrem Tollhaus halte. Ich nehme an, dass Ihr die Dame immer noch besucht?«

      »Ja. Und ihr geht es immer besser. Zumindest weiß sie jetzt wieder, wie sie heißt, und sie fängt an zu verstehen, wo sie ist.«

      »Das ist ja wunderbar für sie, ändert aber nichts an meiner Meinung darüber, wie unsinnig es ist, eine Horde von Irren hier draußen im Wald zu beherbergen.« Trotz der langsamen Geschwindigkeit hatte ihr Wagen Westerwicke hinter sich gelassen und rollte jetzt auf der gut vierzig Meilen langen Philadelphia-Straße durch den Wald. Keine Viertelmeile noch, und sie würden nach rechts zum Tollhaus abbiegen. Die Sonne gewann an Kraft und warf gelbrote Strahlen durch die Bäume. Die Vögel sangen und die Luft war kühl; außer ein paar dunklen Wolken am westlichen Horizont war es ein herrlicher Morgen. »Was ein Mann für Gold alles machen muss«, brummelte Greathouse vor sich hin.

      Matthew antwortete nicht. Tja, was ein Mann machen musste! Er hatte sich bereits einen Plan für seine Reichtümer zurechtgelegt. In naher Zukunft würde er etwas Kleingeld ausgeben, um mit dem Boot nach Philadelphia zu fahren und dort einige Sachen zu kaufen, damit er für die großen Münzen Wechselgeld bekam. Er überlegte sogar, sich in Philadelphia als jemand anderes auszugeben. Es wäre ungut, wenn man in New York von seinem plötzlichen Wohlstand erfahren würde. Und es ging ja auch niemanden etwas an. Er hatte auf dem Landsitz fast sein Leben verloren. Verdiente er nicht eine Entschädigung für das, was er durchgemacht hatte? Fürs Erste hatte er das Geld in seinem Häuschen versteckt. Das Schloss an seiner Tür würde wohl niemand knacken können, und ihm war wohler bei dem Gedanken, dass all das Gold in seiner Strohmatratze versteckt war.

      Es war Mittwoch. Am Morgen zuvor war ein junger Bote in der Stone Street 7 aufgetaucht, der Matthew und Greathouse zu Gardner Lillehornes Amtsstube im Rathaus vorlud. Denn der Hauptwachtmeister hatte sie dringend zu sprechen. Greathouses Antwort war, dass sie nicht wie Vieh auf der Weide waren, das man mal eben so herbeirief, und dass Lillehorne sich zu dringenden Besprechungen in die Stone Street 7 würde begeben müssen.

      »Ich glaube, mit Lillehorne kommt Ihr auf die Art nicht weit«, hatte Matthew gesagt, nachdem der Bote wieder gegangen war. Er nahm einen Besen und begann auszufegen. Das Fegen gehörte zu seinen Pflichten, und – reich oder nicht – er wollte zumindest den Bereich um seinen Schreibtisch herum sauber halten.

      »So, das glaubt Ihr? Und was kann er mir groß antun, nur, weil ich mich von ihm nicht drangsalieren lasse?«

      »Er hat seine Methoden. Und seine Verbindungen.« Matthew kehrte den Staub auf eine Holzschaufel, die er später aus dem Fenster entleeren wollte, das eine Nordwestaussicht über New York und zur anderen Seite des breiten Flusses auf die braunen Felsen und herbstgoldenen Hügel von New Jersey gewährte. »Ihr wart ihm gegenüber den Abend im Cock’a’tail ganz schön anmaßend. Ich finde es immer noch erstaunlich, dass wir nicht im Gefängnis gelandet sind. Denn schließlich haben wir ja tatsächlich gegen das Gesetz verstoßen.«

      »Natürlich. Aber macht Euch nicht ins Hemd. Lillehorne wird keinem von uns dumm kommen. Und mich wird er ganz bestimmt nirgendwo hinter Riegel setzen, wo ich mich nicht nützlich machen kann.«

      »Nützlich machen?« Matthew hörte auf zu fegen und sah Greathouse an, der im Stuhl zurückgelehnt dasaß und die großen Stiefel – staubige Stiefel – auf den Tisch gelegt hatte. »Inwiefern?« Als Greathouse sich mit dem Zeigefinger ans Kinn tippte, ging ihm plötzlich ein Licht auf. Ich habe noch was zu erledigen, hatte Greathouse am Freitagmorgen in der Nassau Street gesagt. »Ihr arbeitet für ihn.«

      »Ja.«

      »Für ihn als Hauptwachtmeister oder als einfachen Bürger?«

      »Als einfachen Bürger, so wie ich’s für jeden anderen Mann getan hätte, der mir am Montag vor einer Woche in Sally Almonds das Frühstück bezahlt und mich fragt, ob ich ihm einen Gefallen tun könnte. Ich sagte ihm, dass Gefallen Geld kosten, und zwar umso mehr, je größer der Gefallen ist. Wir haben uns auf einen mittelgroßen Gefallen geeinigt. Nun wisst Ihr Bescheid.«

      »Und was für ein Gefallen war das?«

      »Ist es«, korrigierte Greathouse. »Ich arbeite daran und habe den Fall noch nicht gelöst.« Er runzelte die Stirn. »Warum sollte ich Euch überhaupt etwas davon erzählen? Ihr habt auch nichts gesagt, als Ihr zu Chapels Landsitz geritten seid. Euch war es egal, ob es vielleicht Euer letzter Ritt auf Erden ist. Aber ich habe eine Idee! Ihr könnt Lillehorne von dem Tunnel erzählen, wenn er kommt. Oder hebt Ihr Euch die Geschichte für Marmaduke und den nächsten Ohrenkneifer auf?«

      »Deswegen bin ich nicht hingeritten.«

      Greathouse sah ihn hart an. »Seid Ihr Euch da ganz sicher?«

      Matthew wollte die Frage bejahen, aber dann befielen ihn Zweifel. War er sich tatsächlich so sicher? Hatte er vorgehabt, Marmaduke davon zu erzählen, um wieder im Mittelpunkt zu stehen? Nein, natürlich nicht! Aber … vielleicht … hatte er es im Hinterkopf gehabt? Staubpartikel flirrten in der Luft. War nicht ein Stückchen Wahrheit daran … vielleicht doch … dass es ihm nicht mehr reichte, Matthew Corbett, der zum Ermittler gewordene Gerichtsdiener zu sein, sondern dass er sowohl auf Geld als auch Aufmerksamkeit aus war? Ihm schien, dass Aufmerksamkeit und Beachtung eine ähnlich berauschende Wirkung wie Skellys Apfelbrandy haben konnten und einen ebenso benebelten. Konnte man davon nicht ebenso übermannt werden? Und so willenlos und verzweifelt wie ein Säufer werden, wenn man sie nicht mehr bekam? War das ein Teil des Grundes, aus dem er zu dem Landsitz geritten war? Nein. Absolut nicht.

      Aber ein paar Tage zuvor hätte er vielleicht noch gedacht, dass er, wenn er jemals einen Beutel voller Goldmünzen finden würde, fraglos sofort … Berry davon erzählen würde? Sie hatte die Schrecken mit ihm durchgemacht – stand ihr somit nicht auch eine Entschädigung zu? Nein, nein, es war eine komplizierte Sache. Sehr kompliziert. Er würde darüber nachdenken müssen, wenn er klare Gedanken fassen konnte. Und der viele Staub in der Luft brachte ihn zum Niesen.

      »Ich bedauere es, Euch davon erzählt zu haben«, sagte er zu Greathouse mit der gleichen Härte, die dessen Blick gehabt hatte.

      »Warum habt Ihr es dann getan?«

      Fast hätte Matthew es ihm gesagt. Dass er den Tunnel möglicherweise betreten hatte, um endgültig seinen Mut zu beweisen, oder dass er einfach gedacht hatte, Greathouse würde die Entscheidung, seinem Gefühl zu vertrauen und hineinzugehen, gutheißen. Doch die Versuchung ging vorüber, und Matthew sagte nichts dergleichen, sondern: »Weil ich Euch klarmachen wollte, dass ich keinen Leibwächter brauche.«

      »Das ist Eure Meinung. So wie ich das sehe, könnte Zed uns beiden helfen, wenn man ihn entsprechend ausbildet. Da wird das Leben eines guten Mannes damit verschwendet werden, ihn bis ans Ende seiner Tage Balken für den Schiffsbau herumschleppen zu lassen.« Er winkte ab. »Darüber will ich gar nicht weiter nachdenken, denn sonst muss ich nach unten gehen und mir was zu trinken holen.«

      Matthew fuhr mit dem Auskehren fort und entschied, dass man manche Geheimnisse am besten auf sich beruhen ließ.

      Keine

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