Butler Parker 149 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Josuah Parker blieb etwa drei Minuten allein in der Halle des Hotels, dann erschienen bereits die sommerlich Gekleideten, die einen leidenden Eindruck machten. Einer von ihnen humpelte leicht, der andere zeigte ein einseitig geschwollenes Gesicht. Beide Lädierte nahmen links und rechts von Parker in Sesseln Platz.
»Sie kennen uns?« fragte der Mann, dessen Wange geschwollen war. Er sprach etwas zischend, was wohl mit einem inzwischen locker sitzenden Backenzahn zu tun hatte.
»Versuchten Sie nicht, Lady Simpson zu belästigen?« erkundigte sich der Butler.
»Und das wird auch so bleiben«, trumpfte der Mann auf, »aus der Belästigung kann noch viel mehr werden, verlassen Sie sich darauf!«
»Könnten Sie mir freundlicherweise diesen Satz interpretieren?«
»Wir wollen die Statuette zurückhaben«, sagte der andere Mann, »sobald das geschehen ist, werden Sie uns nicht wiedersehen. Sie werden dann keinen Ärger mehr mit uns haben.«
»Darf ich mir gestatten, Ihnen vorab ein Kompliment zu machen?« fragte Josuah Parker, »Es ist Ihnen auf geschickte Weise gelungen, Mylady und meine Wenigkeit zu verfolgen.«
»Kleinigkeit«, sagte der Wangengeschädigte, »wir sind ja schließlich keine Anfänger.«
»Und noch mal wird man uns nicht reinlegen«, sagte der andere Mann, »wer konnte denn auch wissen, daß die Dame so hart zuschlagen würde. Wir sind einfach überrascht worden.«
»Ihre Lady wird für die Statuette natürlich entschädigt werden«, erklärte der Mann, der eindeutig Schwierigkeiten mit seinem Backenzahn hatte.
»Sie denken an die achtzig Pfund?«
»Sie hat achtzig Pfund bezahlt?« Der Mann lächelte schief.
»Sie bekommt sie zurück. Und dazu noch eine andere Figur, die garantiert aus dem Altertum stammt.«
»Wenn Sie erlauben, werde ich Mylady diesen Vorschlag unterbreiten.«
»Wir werden das Kriegsbeil für eine halbe Stunde begraben«, bekam Parker zu hören, »danach werden wir zu anderen Mitteln greifen. Das ist keine leere Drohung.«
»Sie scheinen sich demnach für Hongkong-Nachbildungen zu interessieren.«
»Wieso Hongkong-Nachbildungen?«
»Ein Warenzeichen, das dies ausweist, ist auf der Unterseite der kleinen Statuette deutlich zu erkennen, falls man eine wirksame Lupe benutzt.«
»Zerbrechen Sie sich nicht unseren Kopf. Hören Sie, wir werden gleich mit Ihnen rauf zu der Lady fahren.«
»Mylady könnte sich gestört fühlen, Mylady dürfte um diese Zeit ein wenig meditieren.«
»Wir gehen«, sagte der Mann, der an seiner Wange tastete, »Sie wissen hoffentlich, daß wir nicht unbewaffnet sind.«
»Dies ist meiner Aufmerksamkeit keineswegs entgangen. Ich weiche natürlich der Gewalt, wenn ich so sagen darf.«
Parker erhob sich und schritt würdevoll hinüber zum Fahrstuhl. Die beiden Männer, von denen jeder etwa dreißig Jahre zählte, folgten zwanglos, doch sie ließen keinen Zweifel daran, daß sie einen Fluchtversuch des Butlers im Keim ersticken würden.
»Darf ich unterstellen, daß die von Mylady gekaufte Statuette einen Wert repräsentiert, der von einem Laien gar nicht abzuschätzen ist?« fragte Josuah Parker, als man im Fahrstuhl stand.
»Je weniger Sie wissen, desto besser für Sie und die Lady«, meinte der Mann, der Schwierigkeiten mit seinem Bein hatte.
»Ein Hinweis, den man keineswegs auf die sogenannte leichte Schulter nehmen sollte«, erwiderte Josuah Parker, um anschließend die scharfe Spitze seines Universal-Regenschirms auf die Zehenpartie des links von ihm stehenden Mannes zu stoßen.
Dieser Mann, der bereits Ärger mit seinem Bein hatte, zog zischend die Luft in die Lungen und wurde von einer mächtigen Schmerzwelle überflutet. Er senkte unwillkürlich den Kopf und kam daher mit dem bleigefütterten Bambusgriff des Regenschirms in Kontakt. Der Mann verdrehte daraufhin die Augen und rutschte an der Wand des aufwärtsstrebenden Fahrstuhls hinunter.
Der zweite Mann war natürlich aufmerksam geworden, hatte die Lage allerdings noch nicht völlig durchschaut. Er schob sich von der Wand ab, gegen die er sich gelehnt hatte, und beugte sich vor, um an Parker vorbei besser sehen zu können.
Er sah allerdings nur eine erstaunliche Fülle von bunten Sternen, da der Butler es nicht versäumt hatte, den Griff des Schirmdaches gegen seinen Magen zu drücken. Der Mann gurgelte, schnappte nach Luft und besuchte anschließend ebenfalls den Bodes des Fahrstuhles.
Josuah Parker kümmerte sich nur noch um den Tascheninhalt der beiden Männer, lüftete dann in seiner höflichen Art die schwarze Melone und verließ anschließend den Fahrstuhl, um zu Lady Simpson zurückzugehen. An den beiden Männern war er im Moment nicht weiter interessiert. Er wußte mit letzter Sicherheit, daß er sie wiedersehen würde.
*
»Wenn man Sie braucht, sind Sie natürlich nicht da«, behauptete Lady Agatha gereizt und funkelte Parker an. Sie saß fest verschnürt im Sessel und schien giftig. Ihr Haar war zerzaust, ihre Bluse leicht eingerissen.
»Mylady erhielten ungebetenen Besuch?« fragte Parker, während er fachkundig die Stricke löste, mit denen man seine Herrin gefesselt hatte.
»Man hat mich auf unfaire Art überlistet«, sagte sie, »angeblich wollte das Zimmermädchen Handtücher bringen.«
»Mylady sehen meine Wenigkeit bestürzt.«
»Es waren drei Personen«, sagte sie, als sie endlich wieder frei war, »eine junge Frau und zwei Männer. Alles natürlich Gangster.«
»Mylady wurden in eine handgreifliche Auseinandersetzung verwickelt?« fragte Parker.
»Ich habe es diesen Subjekten gegeben«, sagte sie, »einem der Lümmel dürfte ich das Nasenbein gebrochen haben. Es war ein herber Schlag.«
»Darf man erfahren, Mylady, aus welchen Gründen dieser ungebetene Besuch abgestattet wurde?«
»Man wollte mir diesen Tand aus Hongkong abjagen«, gab sie zurück, »aber das ist den Gangstern nicht gelungen.«
»Mylady befinden sich nach wie vor im Besitz der kleinen Statuette?«
»Natürlich, was dachten Sie denn?« Sie zwinkerte ihrem Butler zu und erhob sich. Dann deutete sie auf das Strichmännchen aus Bronze, auf dem sie gesessen hatte. Die kleine Figur hatte sich unter der ansehnlichen Körperlast der Lady ein wenig verformt. Agatha Simpson hob die Figur hoch, betrachtete sie einen Moment und warf sie dann verächtlich auf ein Sofa.
»Mylady verfügen über eine Geistesgegenwart, die man nur als traumhaft bezeichnen