Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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Augenblick darauf wurde die Türe geöffnet und die Portieren zurückgeschlagen.

      Ingenieur Barra trat zuerst ein. Hinter ihm kam der Arzt, der einen erschreckten Ausruf ausstieß, als er sah, daß Asbjörn Krag nicht zu Bett lag, sondern frisch und munter an seinem Arbeitstisch saß.

      Barra schien nicht im geringsten überrascht. Keine Miene zuckte in seinem schlaffen Guttaperchagesicht.

      Asbjörn Krag stand aus und ging Barra entgegen.

      »Es freut mich, daß Sie gekommen sind,« sagte er. »Sie haben vielleicht erwartet, mich krank und bettlägerig zu finden.«

      Barra sah ihn an. Er trug starke Brillengläser, die seine Augen seltsam und groß machten.

      »Nein,« erwiderte er trocken.

      »Sie bedienen sich einfacher Mittel,« fuhr Krag fort. »Dieser Wachmann war doch gar zu gewöhnlich für einen so genialen Mann wie Sie.«

      »Die einfachsten Mittel sind noch immer die wirksamsten,« erwiderte Barra.

      »Nun wohl, da es also Ihnen gelungen und mir mißlungen ist, habe ich nichts mehr mit Ihnen zu reden.«

      »Das weiß ich,« sagte Barra. »Und hätten Sie nur mit mir zu reden gehabt, so wäre ich nicht hergekommen. Die Sache ist die, daß ich gern ein Gespräch mit Ihnen haben möchte.«

      »Ich stehe zur Verfügung,« erwiderte Krag, und indem er sich an den jungen Telegrapheningenieur und den Arzt wendete, fuhr er fort:

      »Lassen Sie uns einen Augenblick allein!«

      Die beiden verließen das Zimmer, und Krag schloß die Türe hinter ihnen.

      »Kann niemand unsere Unterredung hören?« fragte Barra.

      »Auf Ehrenwort – niemand.«

      »Gut. Ich glaube Ihnen.«

      Barra setzte sich.

      »Ich bin voll Bewunderung für Sie,« sagte er.

      Der Polizist lächelte.

      »Wollen Sie mir nur das sagen?«

      »Nein,« erwiderte Barra, »ich wollte Sie unter anderem fragen, ob Sie denn glauben, daß ich wirklich solch ein ganz gewöhnlicher Verbrecher bin?«

      Krag wartete zwei Sekunden, bevor er antwortete. Er ahnte eine Falle. Plötzlich rief er laut:

      »Ja, das glaube ich.«

      »Daß ich ein ganz gewöhnlicher, kommuner Verbrecher bin?«

      »Nein, das nicht, aber daß Sie ein genialer Verbrecher sind. Sie befassen sich nicht mit Diebstählen unter einigen Hunderttausend.«

       Barra nickte.

      »Wenn ich Ihnen jetzt sage,« fuhr er fort, »daß ich das Geld mit einem idealen Ziel vor Augen sammle – zum Beispiel in der Absicht, eine große Erfindung ins Leben hinauszutragen –, werden Sie mir dann glauben?«

      »Nein,« erwiderte Krag, »dann würde ich glauben, daß Sie versuchen, sich interessant zu machen.«

      Barra zuckte die Achseln.

      »Ich höre zu meiner Freude, daß Sie ganz ahnungslos sind,« sagte er.

      Ein unmerkliches Lächeln huschte über das Gesicht des Polizisten. Barra fuhr fort:

      »Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen.«

      »Und das wäre?«

      »Daß Sie mich in Frieden lassen. Ich arbeite doch für ein ideales Ziel.«

      »Welches Ziel?«

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich schlage Ihnen also vor, daß Sie mich in Frieden lassen, dafür verspreche ich Ihnen, daß bei der Ausführung meiner Pläne kein Menschenleben zugrunde gehen wird. Gehen Sie darauf ein?«

      »Ihr Vorschlag ist von vornherein abgelehnt,« erwiderte Krag, »meine Stellung als Polizist verbietet mir, darauf einzugehen.«

      »Ich könnte Ihnen näher erklären, was ich meine.«

      »Ist nicht nötig.«

      Barra erhob sich.

      »Gut,« sagte er, »wir können also nicht einig werden.«

       »Absolut nicht.«

      »Um so schlimmer für Sie.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Ich meine,« sagte Barra, und seine Stimme bekam einen harten Klang, »ich meine, daß es jetzt erst Ihr Leben gilt.«

      »Mein Leben?« erwiderte Asbjörn Krag, »glauben Sie, daß ich je dieser Sache übertriebene Aufmerksamkeit zugewendet habe?«

      »Sehr möglich,« gab Barra mit einer kurzen Verbeugung zurück. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß Ihr Leben noch nie so bedroht war, wie von dem Augenblick an, in dem ich dieses Zimmer verlasse.«

      »Ich habe Sie so allmählich kennengelernt, Ingenieur Barra,« erwiderte der Polizist. »Darum zweifle ich auch nicht an dem Ernst Ihrer Drohung.«

      »Sie ist auch ganz bedeutend ernst. Sie sind ein Kind des Todes.«

      »Aber sehen Sie denn nicht ein, daß ich Sie sofort arretieren lassen kann?«

      »Gewiß, Herr Detektiv. Aber das würde eine höchst unerquickliche Affäre für die Polizei werden. Haben Sie Beweise, so gebe ich mich gern gutwillig in Ihre Hände,« fügte er mit einer ironischen Verbeugung hinzu.

      »Gutwillig,« erwiderte Krag ebenso spöttisch. »Das wäre zuviel verlangt. Immerhin sind Sie gerade in der Höhle des Löwen.«

      Barra wies auf das Fenster und bat Krag, einen Augenblick zur »Höhle« hinauszusehen.

       Krag trat an das Fenster, öffnete es und blickte hinaus.

      »Ja,« rief er gleichgültig. »Vor dem Tore sehe ich einen Wagen und ein paar Herren, die aus und ab gehen und warten. – Ja, was denn?« fügte er hinzu und war wie der Blitz an seinem Schreibtisch, denn Barra hatte den Augenblick benützt, den Krag zum Fenster hinaussah und hatte mit einer blitzschnellen Bewegung ein Kästchen, das darauf stand, geöffnet.

      Barra lachte jetzt laut: »Ich wollte Sie nur von Ihren Revolvern wegkriegen! Sehen Sie! Jetzt haben Sie sich schon wieder überlisten lassen: gleich sind Sie zum Fenster hingekrochen. Ich überliste Sie glücklicherweise immer!«

      »Glauben Sie?« Krag runzelte die Stirn, er fühlte, wie er sich über die Frechheit des andern ärgerte. »Sie vergessen, Herr Barra, daß Sie ganz und gar in meiner Gewalt sind. Ich habe zwei kräftige Freunde im Nebenzimmer.«

      »Pst!« Barra hob den Finger. »Können Sie, Herr Detektiv, den Lärm im Stiegenhaus

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