Im Thale des Todes. Karl May
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Er war nicht befriedigt worden. Nur Miranda wußte, wer die beiden Erwarteten seien. Die dienstbaren Geister wußten es nicht, hätten es aber so gern erfahren, da sie der Beiden wegen so eigenthümliche Verhaltungsmaßregeln erhalten hatten.
Die zwei Jäger wurden nach oben geführt; wo die Dame in größter Neugierde ihrer wartete. Sie war ganz begierig, die beiden berühmten Jäger, deren Todesurtheil bereits unterzeichnet war, kennen zu lernen. Als diese eintraten, saß sie in dem besten Zimmer des Hauses auf einer rothen Sammet-Ottomane, aus deren weichen Polstern ihre helle Gestalt mit dem lichten Gewande eigenartig hervorleuchtete. Sie stand nicht auf, sondern nickte nur vornehm, als sich die beiden grüßend verbeugten und fragte:
»Was wünschen die Sennores?«
»Wir kamen, um mit Sennor Robin zu sprechen,« antwortete Steinbach.
Erst bei dem vollen, sonoren Klange seiner Stimme nahm sie ihn in das Auge. Ihr Blick hatte sich im ersten Moment mehr mit Sam beschäftigt. Sie hatte noch nie eine so zum Lachen reizende Gestalt wie diejenige des kleinen Jägers gesehen.
Als nun ihr Auge an der hohen, mächtigen Figur Steinbachs emporstieg, röthete sich ganz unwillkürlich ihre Wange. Ein solches Beispiel männlicher Schönheit und Vollkommenheit war ihr noch nie begegnet. Ganz ohne daß sie es eigentlich beabsichtigte, erhob sie sich von ihrem Sitze.
»Sennor Robin ist leider nicht daheim.«
»Das hörte ich bereits. Darf ich fragen, wann er wohl wiederkehrt?«
»Er hat nichts gesagt, kann also in jedem Augenblicke wieder hier sein. Wollen die Sennores vielleicht auf ihn warten?«
»Es ist dazu zu spät.«
»O, Ihr könnt doch unmöglich in der Nacht wieder durch den Wald nach der Stadt zurück.«
»Noch weniger aber dürfen wir hier incommodiren. Uebrigens ist der Wald uns nicht fürchterlich.«
»Das glaube ich Euch gern. Ihr seht gar nicht so aus, als ob Ihr Euch überhaupt fürchten könntet. Ich bitte Euch, Platz zu nehmen.«
»Wenn Ihr es erlaubt!«
»Na, natürlich erlaubt sie es!« meinte Sam treuherzig. »Sie hat es ja gesagt.«
Bei diesen Worten setzte er sich in den nächsten Sammetsessel, lehnte sich behaglich in das Polster zurück, streckte die kurzen, dicken Beine möglichst weit von sich ab und stöhnte vergnügt:
»Ah! Oh! Das sitzt sich gut! Sennorita, Ihr habt gar keinen Begriff, wie gemüthlich es bei Euch ist.«
»Also es gefällt Euch?« lachte sie.
»Außerordentlich. Am Besten und Meisten gefallt aber Ihr mir.«
»Das ist ein Compliment!«
»Unsinn! Das ist die Wahrheit. Ich denke, Ihr habt Euch doch bereits einmal im Spiegel gesehen?«
»Zuweilen!«
»Na, also! Da müßt Ihr Euch doch über Euch selbst gefreut haben. Die Backen wie Milch, die Stirn wie Schnee, die Augen wie Kohlen und die Lippen wie frisch angeschnittenes Rindfleisch! Appetitlich, verdammt appetitlich! Ich habe Euch übrigens zu grüßen.«
»Von wem?«
»Von Eurer Tante, der Sennorita Emeria.«
»So wart Ihr bei ihr?«
»Ja. Sie hat uns zu Euch gewiesen.«
»Dann seid Ihr mir desto willkommener. Ich ersuche Euch, bei uns zu bleiben. Sennor Robin kann vielleicht auch erst spät zurückkehren. Wenn Ihr mir erlaubt, werde ich Euch Zimmer anweisen.«
»Wir dürfen Eure Güte nicht mißbrauchen,« antwortete Steinbach höflich.
»Unsinn! Mißbrauchen!« entgegnete Sam. »Man sieht es ihr an, daß sie es gern thut. Nicht wahr?«
»Sehr gern!« antwortete sie lächelnd.
»Das steht Euch im Gesicht geschrieben. Aber sagt mir doch einmal, ist Sennor Robin allein ausgeritten?«
»Nein.«
»Wer noch?«
»Ein fremder Sennor, welcher sein Gast ist.«
»Seit wann?«
»Seit heute Nachmittag.«
»Kommt auch dieser wieder zurück?«
»Gewiß. Ich habe ihm sein Zimmer bereiten müssen.«
»Wer ist er?«
»Ich habe den Namen nicht gehört. Ich war nicht hier, als er kam. Er hat sich nur sehr kurze Zeit hier aufgehalten, dann sind Beide fort. Ich glaube, es handelte sich um einen Pferdekauf. Also, darf ich erwarten, daß Ihr meine Einladung annehmt?«
Dieses Mal antwortete Steinbach:
»Ich befürchte. Euch zu beleidigen, wenn ich Euren Wunsch nicht als Befehl betrachte.«
»So kommt für einige Augenblicke mit mir! Ich werde Euch die Gemächer zeigen.«
Sie schritt voran und führte die Beiden nach dem linken Flügel des Gebäudes, wo sie ihnen zwei nebeneinander liegende kleine Stuben anwies. Diese Letzteren waren sauber, aber höchst einfach möblirt. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Matratze als Bett mit einer Pferdedecke zum Zudecken, ein Krug mit Wasser und eine Waschschüssel, das war Alles – aber genug für jene Gegend und jenes Klima.
»Jetzt können sich die Sennores einstweilen ein Wenig vom Staube reinigen,« sagte sie. »Ich werde dann senden, wenn das Abendmahl bereitet ist.«
Sie brannte für jeden eine bereitstehende Kerze an und entfernte sich dann.
»Himmeldonnerwetter!« fluchte Sam, als sie fort war. »Die ist schön!«
»Meint Ihr, Dicker?«
»Ja, ganz wie gemalt! Ich bin förmlich weg in sie!«
»O weh! Was soll da aus der Auguste werden?«
»Heirathen thu ich sie.«
»Wenn Ihr weg in diese hier seid?«
»Na, wenn ich auch einmal weg bin, ich komme doch sicherlich auch wieder. Aber, daß wir die Hauptsache nicht vergessen: er ist da, dieser Roulin. Und daß auch wir eingeladen würden, zu bleiben, das hätte ich nun freilich nicht vermuthet.«
»Ich auch nicht. Mir kommt diese Einladung sogar ein Wenig verdächtig vor. Wenn ich mich hier umsehe, so bin ich im Zweifel darüber, ob wir erwartet wurden oder unerwartet gekommen sind.«
»Hm! Weil man sichtlich auf Besuch vorbereitet gewesen ist.«
»Ja.