Im Thale des Todes. Karl May

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Im Thale des Todes - Karl May Deutsche Herzen - Deutsche Helden

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und Theilnahme in demselben. Endlich, erst nach einer Pause, antwortete er:

      »Wenn auch die Namen verschieden sind, so ist doch vielleicht die Person dieselbe.«

      »Schwerlich. Ist Derjenige, den Ihr gesehen habt, Professor?«

      »Nein. Er ist Minister.«

      »Und wie heißt er?«

      »Er ist ein Graf von Langendorff.«

      »So ist er es nicht. Heulmeier und von Langendorff ist zu verschieden, und mein Geliebter ist Professor geworden, nicht aber Minister. Wie ist denn Euer Name?«

      »Günther.«

      »Ist dies nicht ein Vorname?«

      »Ja. Er wird aber auch oft als Familienname gebraucht.«

      »Und Ihr seid ein Deutscher?«

      »Gewiß.«

      »So seid Ihr ein Landsmann von ihm und könnt bei mir so viel Zuckerwasser trinken, wie Ihr nur wollt. Die Goldgräber haben nicht viel Geld übrig. Entweder finden sie nichts oder sie vergeuden das Gefundene schnell, wenn sie im Geschäft glücklich gewesen sind. Habt Ihr Geld?«

      »Nun, ich besitze so viel, daß ich einstweilen wohl nicht Noth zu leiden brauche.«

      Er sagte das lächelnd.

      »Einstweilen, ja, das sagt genug. Ich will Euch ein kleines Honorar zuwenden. Wollt Ihr mir dieses Portrait ablassen?«

      »Sehr gern.«

      »Wie viel verlangt Ihr dafür?«

      »Nichts. Ich schenke es Euch.«

      »Oho! Ihr redet da aus einem großen Geldbeutel!«

      »Ich sage ja, daß es einstweilen zureicht.«

      »Nun, ich will mich nicht mit Euch zanken. Ich nehme also den Kopf an und danke Euch für das Geschenk. Hoffentlich ist es mir erlaubt, Euch einen Gefallen dafür zu erweisen. Ihr kommt doch öfters zu mir?«

      »Möglich.«

      »Bei wem wohnt Ihr denn?«

      »Ich wohne noch gar nicht. Ich stehe erst im Begriff, mir ein Logis zu suchen.«

      »Ihr werdet schwerlich eins finden, wo Ihr allein wohnen könnt. Diese Gegend ist jetzt so von Goldsuchern überfüllt, daß man froh ist, mit Mehreren sein Bett zu theilen.«

      »Das bin ich freilich nicht gewöhnt. Auch wollte ich nicht gern in der Stadt selbst wohnen.«

      »Außerhalb derselben? Wo denn?«

      »Nun, aufrichtig gestanden, kam ich in der Hoffnung zu Euch, hier ein Logement zu finden.«

      »Da habt Ihr Euch getäuscht. Ich habe keine Wohnung für Fremde. Und selbst wenn ich ein Zimmer übrig hätte, so würde ich es meinen Grundsätzen zu Folge nur an Einen vermiethen, welcher meine Fragen beantworten kann. Ihr aber habt mir auf alle vier nicht eine einzige Antwort gegeben. Dies ist die Venta zur gelehrten Emeria und ich darf meinem Hause und meiner Firma keine Schande machen.«

      »So muß ich mich fügen, obgleich ich dachte, daß ich vielleicht in einem Giebelstübchen bei Euch Platz finden könnte.«

      »Nein; da habt Ihr Euch getäuscht. Von wem wißt Ihr überhaupt, daß ich ein Giebelstübchen habe?«

      »Von Sennor Robin.«

      Sie machte eine Bewegung der Ueberraschung.

      »Robin?« sagte sie. »Es giebt nur einen Sennor dieses Namens und dieser wohnt draußen in den Mogollon-Bergen. Meint Ihr vielleicht diesen?«

      »Ja.«

      »Er ist ein Bekannter von Euch?«

      »Ich traf ihn zufällig; aber er schickte mich zu Euch. Er meinte, ich brauche Euch nur seinen Namen zu nennen, so würdet Ihr mir das Giebelstübchen geben.«

      »Hm! Das ist etwas Anderes. Ich habe Rücksichten auf ihn zu nehmen, und wenn er Euch zu mir geschickt hat, so werde ich Euch allerdings nicht fortweisen. Wollt Ihr Euch das Logis einmal ansehen, ob es Euch gefällt?«

      »Ich bitte um die Erlaubniß dazu.«

      »So kommt!«

      Sie schritt voran und führte ihn eine Treppe empor, wo sie eine Thür öffnete. Da gab es einen kleinen, zwar dürftig ausmöblirten, aber ziemlich traulichen Raum. Günther sah ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl, einen Spiegel und einen Schrank. Dies war Alles, was man hier inmitten eines wilden Landes verlangen konnte. Er erklärte, daß ihm das Stübchen gefalle und daß er es behalten werde, wenn sie es ihm vermiethen wolle. Sie meinte: »Um Robins willen und weil Ihr mir den Kopf gezeichnet habt, sollt Ihr es haben. Beabsichtigt Ihr vielleicht, bald einzuziehen?«

      »Wenn Ihr erlaubt, so bleibe ich gleich da.«

      »Hm! Wo habt Ihr Eure Sachen?«

      »Ich habe einstweilen nur das, was ich auf dem Leibe trage, Sennorita.«

      »Na, da werdet Ihr vielleicht so ein Luftikus sein, wie sie jetzt hier gang und gäbe sind. Ihr werdet mich doch nicht etwa in Unannehmlichkeiten bringen?«

      »Nein, gewiß nicht. Ihr dürft Vertrauen zu mir haben. Die Miethe zahle ich Euch pränumerando und was ich genieße, berichtige ich stets sofort.«

      »So mag es gelten. Ein Goldsucher ist kein Graf oder Herzog; Bedienung werdet Ihr also nicht verlangen. Uebrigens, wenn Ihr trotzdem eine Frage oder sonst ein Bedürfniß habt, so wendet Euch an meinen Peon Petro oder an die Magd Henriettina. Ich habe keine Zeit. Eine so vielseitige Gelehrte und Künstlerin, wie ich bin, hat jede Minute den Musen und den Göttern der vielen Wissenschaften zu widmen.«

      Es wurde nun noch der Betrag der Miethe festgesetzt und da Günther sich mit demselben sofort einverstanden erklärte und ihn auch gleich bezahlte, so war diese Angelegenheit zur beiderseitigen Zufriedenheit sehr schnell geordnet. Die Wirthin kehrte in das Gastzimmer zurück und Günther begann, es sich im Zimmer wohnlich zu machen.

      Er zog eine dicke Brieftasche hervor und breitete den Inhalt derselben auf dem Tische aus. Hätte Sennorita Emeria dabei stehen und mit zählen können, so würde sie den Besitzer einer so außerordentlich hohen Summe wohl anders als bisher beurtheilt haben.

      Sie hatte sich wieder auf ihren Platz gesetzt und ein Gefäß mit Wasser und einen Hader zu sich genommen. Sie wollte nach der Zeichnung, welche sie von Günther erhalten hatte, den Kopf des Geliebten aus Thon formen. Sie arbeitete sehr fleißig. Ein Kopf wurde fertig, aber was für einer! Dabei wischte sie sich die mit Thon beschmierten Hände sehr oft ab und zwar nicht an den Hader, welcher doch dazu dienen sollte, sondern an das schwarze Kleid, welches sie trug. In dem Eifer und der Anstrengung fuhr sie sich mit den Fingern auch in das Gesicht, in das Haar, und so kam es, daß sie in kurzer Zeit einen Anblick bot, der auch einen ernsthaften Mann zum Lachen gebracht hätte.

      Da ging die

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