Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан

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Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан

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er in die Tasche.

      So hatte er das Gold von den preußischen Uniformen abgetrennt, die Beschläge der Helme, die Knöpfe u.s.w., und alles in die Tasche gesteckt, die beinahe platzte. Täglich stopfte er dort hinein jeden glänzenden Gegenstand, der ihm unter die Augen kam, ein Geldstück oder ein Stück Metall, so daß er manchmal ganz verrückt aussah.

      Alles das wollte er später in das Land der Strauße mitnehmen, und was hätte er anfangen sollen ohne seine Tasche? Aber jeden Morgen war seine Tasche leer; er mußte also ein Hauptmagazin haben, wo er alle seine Reichtümer aufstapelte, aber wo, konnte ich nicht entdecken.

      Der General, dem Timbuctus That gemeldet worden war, ließ sofort die Körper der Enthaupteten, die im nächsten Orte lagen, beerdigen, damit man nicht etwa merken sollte, daß ihnen der Kopf abgesäbelt worden. Am nächsten Tage kehrten die Preußen dorthin zurück. Der Ortsvorstand und sieben der angesehensten Einwohner wurden standrechtlich erschossen, zur Strafe, weil sie die Anwesenheit der Deutschen uns verraten hätten.

      Der Winter war eingebrochen, wir waren vollständig verzweifelt; täglich fanden jetzt Gefechte statt. Nur die acht Turcos (einer war getötet worden) blieben dick und fett, kräftig und immer kampfbereit. Timbuctu war sogar ganz wohlbeleibt, er sagte mir eines Tages:

      – Du viel Hunger, ich gute Fleisch!

      Und in der That brachte er mir ein ausgezeichnetes Filet, aber woher? Wir hatten keine Ochsen mehr, keine Schafe, keine Ziegen, keinen Esel, keine Schweine, es war sogar unmöglich, sich ein Pferd zu verschaffen.

      Nachdem ich meinen Braten verzehrt, dachte ich über all dies nach. Da kam mir ein furchtbarer Gedanke: Diese Neger waren geboren nicht weit von dem Lande, wo man Menschenfleisch ißt! Und täglich fielen soviele Soldaten in den Kämpfen um die Stadt.

      Ich fragte Timbuctu, aber er wollte nicht antworten. Ich bestand nun nicht weiter darauf, aber fortan nahm ich von ihm nichts mehr zu Essen an.

      Er liebte mich. Eine Nacht überraschte unsere Feldwache ein Schneegestöber. Wir saßen am Boden: mitleidig betrachtete ich die armen Neger, die unter diesem weißen weichen Staub klapperten. Da ich tüchtig fror, begann ich zu husten. Da fühlte ich etwas um die Schultern wie eine große, weiche Decke. Es war Timbuctu’s Mantel, den er mir um die Schultern hing.

      Ich stand auf, gab ihm das Kleidungsstück zurück:

      – Behalte Du’s mein Junge, Du brauchst’s nötiger als ich!

      Er antwortete:

      – Nein, Herr Leutnant, für Dir, ich nicht, ich heiß, heiß!

      Und er betrachtete mich flehend. Ich antwortete:

      – Also gehorche, behalte Deinen Mantel, ich befehle es Dir!

      Da stand der Neger auf, zog seinen Säbel, den er scharf zu machen verstand wie eine Sense, und indem er mit der anderen Hand den großen Mantel, den ich nicht haben wollte, hielt, rief er:

      –- Du nicht Mantel behalten, ich zerschneiden Mantel!

      Er hätte es wirklich gethan, und ich gab nach.

      Acht Tage darauf hatten wir kapituliert. Ein paar von uns hatten fliehen können, die anderen marschierten aus der Stadt in die Gefangenschaft der Sieger.

      Ich begab mich zum Sammelplatz, da blieb ich ganz erstaunt vor einem riesigen, in weißes Leinen gekleideten Neger stehen, der einen Strohhut auf dem Kopf hatte, es war Timbuctu.

      Er schien glückselig zu sein und lief, die Hände in den Taschen, vor einer kleinen Bude auf und ab, auf der als Aushängeschild zwei Teller und zwei Gläser prangten. Ich fragte ihn:

      – Was treibst Du denn?

      Er antwortete:

      – Ich nicht fort, ich gut koch, haben Oberst essen gemacht in Allgier, ich essen Preuße, viel gestohlen, viel, viel.

      Es waren zehn Grad Kälte; ich zitterte beim Anblick dieses Negers in seinem weißen Leinen-Anzuge. Da nahm er mich beim Arm und ließ mich eintreten.

      Nun sah ich ein Riesenschild, das er vor die Thür hängen wollte, sobald wir abmarschiert wären, denn er schämte sich doch etwas, und ich las von der Hand irgend eines Mitschuldigen Folgendes geschrieben:

       Militär-Restaurant des Herrn Timbuctu

       Küchen-Chef Seiner Majestät des Kaisers.

       Pariser Küche – Mäßige Preise.

      Trotz der Verzweiflung, die ich im Herzen trug, konnte ich nicht anders, ich mußte lachen, und ich überließ meinen Neger seinem neuen Beruf, war das nicht besser, als ihn in die Gefangenschaft mit zu nehmen?

      Sie haben eben gesehen, daß es ihm geglückt ist, dem Kerl. Heute gehört Béziéres Deutschland, aber das Restaurant Timbuctu ist der erste Schritt zur Revanche.

      Der Schmuck

       Inhaltsverzeichnis

      Sie war eines jener bildhübschen, reizenden Mädchen, die, wie durch einen Irrtum des Schicksals, in einer kleinen Beamtenfamilie geboren sind. Sie besaß keine Mitgift, keine Hoffnungen, kein Mittel, um in der Gesellschaft bekannt, geliebt und von einem reichen, vornehmen Manne heimgeführt zu werden.

      Und da ließ sie sich mit einem kleinen Beamten aus dem Unterrichtsministerium verheiraten. Sie war einfach, da sie sich nicht elegant anziehen konnte und fühlte sich unglücklich wie eine Deklassierte.

      Denn die Frauen gehören weder einer Kaste noch Rasse an, ihre Schönheit, ihre Grazie, ihr Reiz, sind für sie Geburtsschein und Familie. Ihre natürliche Feinheit, ihre geistige Anschmiegsamkeit geben ihnen die einzige Anwartschaft zum Herrschen und stellen die Tochter aus dem Volk mit der größten Dame gleich.

      Sie litt unausgesetzt, denn sie fühlte sich für allen Luxus und für alles Schöne des Lebens geboren. Sie litt unter der Armseligkeit ihrer Wohnung, dem Elend in ihren vier Pfählen, unter den abgetragenen Sesseln, der Häßlichkeit der Stoffe.

      All diese Dinge, die einer anderen Frau ihrer Kaste vielleicht nicht einmal auffielen, quälten sie und empörten sie. Der Anblick ihres kleinen Bretonischen Dienstmädchens, die ihre einfache Wirtschaft besorgte, erweckte in ihr verzweifeltes Bedauern und jammervolle Träume. Sie dachte an Vorzimmer mit orientalischen Teppichen behangen, in denen hohe Bronceleuchter brannten und wo in tiefen Sesseln zwei Diener in Kniehosen warteten, bei der Wärme des großen, schweren Kamins.

      Sie dachte an Salons, mit Seide bespannt, und mit zarten Möbeln, mit köstlichen Nippes und Nichtsen; an kleine, reizende, duftgeschwängerte Boudoirs, die eigens gemacht schienen für eine kleine Unterhaltung Nachmittags zur Theestunde mit den intimsten Freunden, bekannten und bedeutenden Männern, deren Aufmerksamkeit alle Frauen wünschen und neiden.

      Wenn sie sich zu Tisch setzte, an den runden Tisch, auf dem das Tischtuch schon tagelang lag, ihrem Manne gegenüber, der den Deckel von der Terrine abnahm und schmunzelnd sagte:

      – O, die gute Suppe, das bleibt doch das beste!

      Dann

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