Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant. Ги де Мопассан

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Die schönsten Erzählungen von Guy de Maupassant - Ги де Мопассан

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      Aber manchmal, wenn ihr Mann auf dem Bureau war, setzte sie sich ans Fenster und dachte an diesen Abend damals, an diesen Ball, auf dem sie so schön gewesen und so gefeiert worden.

      Was wäre wohl geschehen, wenn sie den Schmuck nicht verloren? Wer weiß! Wie seltsam veränderlich ist doch das Leben! Wie wenig ist nur von Nöten, uns zu stürzen, oder zu erheben!

      Da gewahrte sie eines Sonntags, als sie in den Champs Elysées, um sich von den Mühen der Woche zu erholen, spazieren ging, eine Dame mit einem Kinde an der Hand. Es war Frau Forestier, immer noch jung, hübsch, verführerisch.

      Frau Loisel war ganz erregt, sollte sie sie anreden? Ja gewiß! Und nun, wo sie alles bezahlt hatten, wollte sie ihr die Wahrheit sagen, und sie trat an sie heran:

      – Guten Tag, Johanna!

      Die andere erkannte sie nicht, sie war erstaunt, von dieser Bürgersfrau so angeredet zu werden und sie stammelte:

      – Ja, Frau – – ich weiß nicht – – Sie täuschen sich wohl?

      – Nein, ich bin Mathilde Loisel!

      Ihre Freundin stieß einen Schrei aus:

      – Ach, meine arme Mathilde, wie bist Du aber verändert!

      – Ja, ich habe schwere Zeiten durchgemacht, seit ich Dich nicht gesehen, und viel Elend und zwar Deinetwegen.

      – Meinetwegen? Wieso denn?

      – Erinnerst Du Dich der Diamant-Schnur, die Du mir geborgt hast, um auf den Ball ins Ministerium zu gehen?

      – Gewiß, und?

      – Nun, ich hatte sie verloren.

      – Aber wie ist denn das möglich, Du hast sie mir doch wieder gebracht!

      – Ich habe Dir eine andere, ganz gleiche wiedergebracht, und seit zehn Jahren zahlen wir daran ab. Du wirst einsehen, daß das für uns eine furchtbare Last gewesen ist, für uns, die wir nichts hatten. Na, nun ist’s vorbei, und jetzt bin ich glücklich!

      Frau Forestier war stehen geblieben:

      – Du sagst, Du hast eine Diamantschnur gekauft, um meine zu ersetzen?

      – Jawohl! Ja, Du wirst das nicht gemerkt haben, sie war ganz gleich.

      Und sie lächelte in naivem Stolz.

      Aber Frau Forestier faßte sie ganz erschüttert bei den Händen:

      – O Gott, o Gott, meine arme Mathilde, meine Schnur war ja falsch! Sie war höchstens fünfhundert Franken wert!

      Die Morithat

       Inhaltsverzeichnis

      Als der Briefträger Bonifacius die Post verließ, stellte er fest, daß heute sein Bestellgang kürzer sein würde denn sonst, und er freute sich darüber außerordentlich.

      Sein Bezirk war die ganze Umgegend von Vireville, und wenn er abends zurückkam in seinem langen, müden Schritt, hatte er manchmal mehr als vierzig Kilometer im Leibe.

      Die Briefabgabe würde also heute schnell gehen, er konnte sich sogar unterwegs ein bißchen aufhalten und würde um drei Uhr wieder zu Hause sein. So ein Glück!

      Er verließ den Ort, auf dem Wege nach Sennemare und begann seinen Dienst. Es war Juni, und alles grünte und blühte, der schönste Monat im Flachland.

      Der Mann, der eine blaue Bluse trug und ein schwarzes Käppi mit roten Streifen, durchschritt die schmalen Wege zwischen den Hafer-oder Getreidefeldern; bis an die Schultern ging ihm das Korn. Sein Kopf ragte über die Ähren, als schwimme der auf einem ruhigen, grünen Meer hin, das sonst eine leichte Brise wellt.

      Er betrat die Bauernhöfe durch das Holzthor in der Hecke, die zwei Reihen Buchen beschatteten. Er nannte jedesmal den Bauer beim Namen:

      – Morgen Herr Chicot!

      Und gab ihm seine Zeitung, den Petit Normand. Der Bauer wischte sich dann die Hand an der Hose, nahm das Blatt in Empfang und steckte es in die Tasche, um es nach dem Mitagessen in Ruhe zu lesen.

      Der Hund, der in seiner Hütte zu Füßen eines überhängenden Apfelbaumes lag, bellte wütend und zerrte an seiner Kette, aber der Briefträger ging, ohne sich umzuwenden, in seiner militärischen Haltung davon, große Schritte machend, den linken Arm auf die Tasche gestemmt, im rechten den Stock drehend, der neben ihm dieselben gleichmäßig eiligen Bewegungen machte.

      Er verteilte seine Drucksachen und seine Briefe im ganzen Dorf Sennemare, dann ging er weiter durch die Felder, um die Zeitung dem Lehrer zu bringen, der ein kleines, alleinstehendes Haus, etwa zehn Minuten vom Ort entfernt, bewohnte.

      Es war ein neuer Lehrer, Herr Chapatis, der erst vorige Woche eingezogen und seit kurzer Zeit verheiratet war. Er hielt ein Pariser Blatt, und ab und zu warf der Briefträger Bonifacius, wenn er Zeit dazu hatte, einen Blick hinein, ehe er das Blatt dem Empfänger zustellte.

      Er öffnete also seine Tasche, nahm die Zeitung, schob sie aus dem Kreuzband heraus, faltete sie auseinander und begann sie während des Gehens zu lesen.

      Die erste Seite interessierte ihn kaum, die Politik ließ ihn kalt, Finanz-Nachrichten überschlug er, aber der lokale Teil reizte ihn.

      Der war gerade heute sehr reichhaltig, und er regte sich lebhaft auf bei der Schilderung eines Verbrechens in der Wohnung eines Jagdhüters, sodaß er mitten in einem Kleefeld stehen blieb, um es noch einmal langsam zu lesen.

      Die Einzelheiten waren schrecklich. Ein Holzfäller war früh beim Forsthaus vorüber gegangen und hatte auf der Schwelle ein paar Tropfen Blut gesehen, als ob jemand Nasenbluten gehabt. Er dachte, der Förster wird die Nacht vielleicht ein Kaninchen erlegt haben, aber als er sich näherte, endeckte er, daß die Thür halb offen stand und das Schloß aufgebrochen war.

      Da packte ihn die Angst, er lief ins Dorf, den Ortsvorstand zu benachrichtigen. Der nahm den Flurwächter und den Lehrer zur Verstärkung mit, und die vier Männer kehrten zusammen zurück.

      Sie fanden den Förster ermordet am Kamin liegen, seine Frau erwürgt unter dem Bett und ihr kleines zehnjähriges Mädchen erstickt zwischen zwei Matratzen.

      Der Briefträger Bonifacius war so erschrocken bei dem Gedanken an diesen Mord, dessen furchtbare Einzelheiten eine nach der anderen ihm hier enthüllt wurden, daß er sich ganz schwach auf den Beinen fühlte und laut sagte:

      – Gott verdamm mich! was giebts für schlechte Menschen !

      Dann steckte er die Zeitung wieder in das Kreuzband und ging weiter, immer noch das Verbrechen im Kopf. Bald kam er an das Haus des Herrn Chapatis. Er öffnete das kleine Gartenthor und näherte sich dem Häuschen. Es war ein niedriges Gebäude, das nur ein Erdgeschoß enthielt mit einem Mansardendach.

      Es stand mindestens fünfhundert Meter vom nächsten Hof entfernt. Der Briefträger stieg die zwei Stufen hinauf, legte die Hand auf die Klinke, versuchte zu öffnen und fand die Thür

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