Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha
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Sie achtete wenig darauf. Ihr ganzes Sinnen galt den nächsten Stunden. Wie konnte sie wohl unauffällig mit Michael in Fühlung kommen, ohne das Mißtrauen des Doktors wieder wachzurufen?
Unter halbgeschlossenen Lidern warf sie hin und wieder Blicke in die Richtung, wo Michael, seine Schwester und Harry saßen.
Dort ging es sehr lustig zu, denn das helle Lachen Ingrids klang häufig auf. Jedesmal gab es Gunhild einen Stich ins Herz.
Sie war unglücklicher denn je, ausgeschlossen aus diesem fröhlichen Kreis zu sein und einem Schurken Gesellschaft leisten zu müssen.
Es kostete sie große Überwindung, wenigstens höflich zu bleiben, während es in ihr gärte und brodelte. Aber sie hatte in den letzten Wochen so viel Selbstbeherrschung geübt, daß sie sich meisterhaft in der Gewalt hatte.
»Soll ich Ihnen irgendein eisgekühltes Getränk oder lieber Mokka bestellen?« erkundigte Doktor Murphy sich liebenswürdig.
Gunhild war das sehr gleichgültig.
»Bitte, ein eisgekühltes Getränk«, bat sie kurz.
Doktor Murphy gab die Bestellung weiter, und als das schmale Glas vor sie hingestellt wurde, bemerkte sie, wie an Michaels Tisch ein Hotelboy trat und Harry Ohnesorg etwas aushändigte, was auffallende Ähnlichkeit mit einem Telegramm hatte.
Gewiß von seiner Zeitung – durchschoß es sie, und unwillkürlich mußte sie vor sich hin lächeln.
Erstaunt und mit einem unbehaglichen Gefühl nahm indessen Harry das Telegramm in Empfang.
»Vom Chef«, sagte er ahnungsvoll und erbrach es. »Wo bleibt Bericht?« las er halblaut vor.
Er stöhnte tief auf.
»Wie man die Menschen nur so bestürmen kann!« sagte er und sah von Ingrid zu Michael.
Michael Mayring lachte.
»Von Bestürmen können Sie nicht gut sprechen, Harry! Man hat Sie bis heute schön in Frieden gelassen.«
Harry sah auf seine Armbanduhr und überlegte. Das Essen war vorüber. Seine Freunde würden sicherlich etwas ruhen wollen. Die Zeit konnte er benutzen, um einen Bericht zu schreiben.
»Bleiben Sie noch hier sitzen?« wandte er sich an Michael.
»Solange unsere ›Freunde‹ noch hier sind, bringen mich keine zehn Pferde in mein Zimmer«, erwiderte Michael grimmig.
Er hätte so gern Gunhild neben sich gehabt. Immer unerträglicher wurde es ihm, sie in Gesellschaft der beiden Gauner zu wissen
Ein unterdrückter Laut entfuhr Harry, so daß Michael erstaunt zu ihm hinsah.
»Dort, der Schwarzbärtige«, flüsterte Harry und wies unauffällig auf den langsam durch die Reihen gehenden Mann. »Das muß Doktor Hellberg sein.«
»Tatsächlich, das muß er sein«, gab Michael zurück. »Bitte, machen Sie kein Aufsehen, Harry. Wir werden von Murphys Tisch aus scharf beobachtet.«
Wie zufällig schweiften Ingrids tiefblaue Augen hinüber zu dem Dunkelbärtigen, der soeben hinter einer Zeitung verschwunden war.
»Ich kann mir nicht helfen«, raunte sie, »trotz der etwas düsteren Aufmachung hat der Mann etwas Vertrauenerweckendes an sich, zumal Gunhild so gut von ihm spricht.«
Harry erhob sich.
»So leid es mir tut, mir kribbelt es in den Fingern. Ich muß erst Fred Markhoff mit einer ausgiebigen Schilderung versorgen. Viel Vergnügen noch. In einer Stunde melde ich mich wieder bei Ihnen. Sie sind sicherlich noch hier, wo es ja ohnedies um diese Zeit am kühlsten ist.« Er neigte sich ein wenig zu Ingrid hin. »Vergessen Sie nicht, liebe Ingrid: Gunhild hat Verlangen nach einem vernünftigen Austausch mit einer Frau. Das kann man ihr doch wirklich nicht schlecht auslegen, wenn Sie beide einen gemütlichen Plausch zusammen machen.«
Ingrid nickte eifrig.
»Ich werde aufpassen wie ein Luchs, und wenn die beiden Männer drüben verschwunden sind, gehe ich zu Gunhild«, versprach sie fest.
Befriedigt ging Harry davon.
Sehnsüchtig sah Ingrid hinter ihm her und murmelte wie zu sich selbst: »Ein lieber Junge.«
Lächelnd bestätigte es Michael. Dann wurde er ernst.
»Bitte, behalte hier Platz, Ingrid. Ich will mich nur mal erkundigen, ob dieser Hellberg im Hotel wohnt oder nur zum Essen hierhergekommen ist. Ich muß unbedingt mit dem Mann sprechen.«
»Geh nur«, stimmte sie ihm zu, »ich werde Gunhild nicht aus den Augen lassen.«
Michael zündete sich eine Zigarette an, dabei sah er hinüber zu Gunhild.
»Man hat eben Getränke bestellt, das sieht nicht aus, als ob sie gleich aufbrechen wollten. Ich bin sofort wieder zurück.«
Ingrid legte die Arme über die Sessellehne und nahm ab und zu einen Zug von ihrer Zigarette. Sie brauchte nur die Augen zu heben, dann konnte sie Gunhild direkt ins Gesicht sehen.
Es war immerhin ein schönes Gefühl, eine Frau in ihrer Nähe zu wissen, mit der sie sich hin und wieder unterhalten konnte.
Plötzlich ging ein Ruck durch ihre Gestalt.
Was ging drüben an dem Tisch vor? Warum sah Gunhild auf einmal so leichenblaß aus und starrte aus großen, leeren Augen zu ihr herüber?
Ihr Herz arbeitete mit verstärktem Schlag. In den Händen spürte sie ein leichtes Zittern
War Gunhild von einer Übelkeit befallen?
Unverwandt blickte sie zu dem Tisch hinüber, von dem sich die Männer erhoben.
Jetzt neigte Doktor Murphy sich zu Gunhild, sprach auf sie ein, aber Gunhild rührte sich nicht.
Namenlose Angst, wie vor einem drohenden Unheil, befiel Ingrid. Sie drückte die Zigarette aus und saß mit vorgebeugtem Oberkörper wie zum Sprung bereit.
Doktor Murphy schob seinen Arm unter Gunhilds und zog sie in die Höhe. Langsam verließen die drei Menschen den Speisesaal. Ängstlich glitt Ingrids Blick hinterher.
Dann sprang sie auf.
Etwas war mit Gunhild geschehen.
Sie dachte nicht mehr daran, Michael oder Harry zu verständigen, nur der Wunsch, Gunhild beizustehen, beherrschte sie jetzt.
In einem gewissen Abstand folgte sie und stieg hinter Doktor Murphy und Gunhild die Freitreppe empor.
In der Halle hatte Nawarra sich verabschiedet und war schnell verschwunden.
Doktor Murphy geleitete Gunhild bis vor ihre Zimmertür und trat auch mit bei ihr ein.
Entschlossen