G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco
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Er ist immer ein Rauhbein gewesen, bereit, keinem Krach auszuweichen, aber immerhin als Partner nicht übel.
Er stößt sich vom Schuppen ab und klettert dann wieder über den Zaun.
In der Gasse ist niemand. Er geht schnell, um hinauszukommen. Weit hinter ihm, auf der Mainstreet schreit jemand etwas. Stimmengewirr ist dort. Er hastet aus der Gasse, er rennt beinahe, weil ihn nun niemand mehr sehen soll. Es würde ein törichter Zufall sein, sollte ihm jetzt noch einer begegnen, den er kennt und der ihn auch sofort erkennen würde. Angus kommt gut aus der Gasse und geht dann zu seinem Pferd.
Er streckt die Hand aus, will die Zügel lösen und hört auf einmal hinter sich ein Knacken, als wenn jemand auf einen Ast tritt und der trockene Ast bricht.
Und da sagt auch schon die Stimme von Hank Turgill – und niemand als er kennt besser die Härte, die Turgill besitzt.
»Angus, steh ganz still. Ich schieße!«
Dies ist es.
Der Mann ist hinter ihm.
Er ist um die Ecke des Stalles gekommen.
Jetzt ist er da, Hank Turgill. Der Sheriff von Alpine.
Seine Worte sind wie immer kurz, scharf und schnappend.
Angus wendet langsam den Kopf.
Turgill hält den Revolver in der Hand.
Und er ist der Mann, der ihn auch gebraucht.
Angus ist verloren.
*
Er wacht auf und blinzelt. Die Schmerzen in seinem Kopf sind da, kleine, ziehende Stiche, die sich von seinem Hinterkopf ausbreiten und über seinen Nacken abwärts laufen.
Dann hört er die Stimmen und liegt ganz still. Sein Blick fängt nacheinander einige Dinge ein. Zuerst sieht er die Decke, einen dicken Balken und dann das Gitter. Der Blick gleitet am Gitter herab, erfaßt den Gang, die Wand, die Lampe an der Wand und die schwere Eisentür.
Plötzlich erinnert er sich, wenn die Gedanken auch quälend langsam von ihm geformt werden.
Turgill, sein Befehl, sich umzudrehen. Die Schritte hinter ihm und jenes Wissen, daß ein Mann wie Turgill kaum einen Fehler macht, sozusagen nie.
Er hat noch an den Tag gedacht, an dem Hank Turgill die Ranch der Haleys verlassen hat. Auf dieser Ranch hat Turgill mit dreizehn Jahren einmal angefangen, dort hat sein Weg begonnen.
Aber nichts und niemand wird Hank Turgill abhalten, einen Haley einzusperren. Auch wenn in diesem Fall Angus Haley der Sohn des Mannes ist, dem Hank Turgill sein Amt und viele andere Dinge verdankt.
Hank Turgill ist unbestechlich und kennt nur eine Sache:
Das Gesetz.
Dies alles, denkt Angus Haley, habe ich gewußt. Und noch einige Dinge mehr. Ich habe gewußt, daß er mich niederschlagen würde, weil er weiß, daß ich zu gefährlich bin. Manchmal weiß man um die Dinge und nimmt sie hin wie Zahnschmerzen, oder einen kratzenden Hals. Hat der Bursche zugeschlagen, wie?
Er kann nicht verstehen, was drüben geredet wird, er kann nicht mal hören, zu wem die Stimmen da passen. Eine könnte Turgills sein, könnte.
Er wendet den Kopf, sieht durch seine nach links in eine andere Zelle.
Erst in diesem Augenblick zuckt er zusammen.
Nichts in diesem Jail von Alpine hat auf die Anwesenheit eines anderen Menschen schließen lassen.
Aber hier ist noch ein Mensch.
Und dieser Mensch ist seltsam ruhig.
Der Mann sitzt mit angezogenen Knien auf der Pritsche, hat die Hände um seine Knie geschlungen und sieht ihn an.
Es ist ein völlig ruhiger, forschender Blick. Der Mann bewegt sich überhaupt nicht, nicht einmal die Augen scheinen sich zu bewegen. Er sitzt da wie eine Puppe, die man in das Jail gebracht und auf eine Pritsche in der anderen Zelle gesetzt hat.
Der Mann ist nicht alt, er mag sechsundzwanzig, höchstens achtundzwanzig Jahre alt sein und trägt einen vielleicht zwei, drei Tage alten Stoppelbart. Sein Gesicht ist oval, ein fester und doch nicht zu harter Mund, braune dunkle Augen, starke Augenbrauen und eine gerade Nase. Er trägt ein altes Hemd, das auseinanderzufallen scheint, denn es ist mehrfach geflickt und seine ehedem graue Farbe, die man noch unter den Achselhöhlen und unter dem Kragenansatz erkennen kann, ist aus geblichen. Der Mann trägt eine Leinenhose, wie man sie bei jedem
Rancharbeiter findet, keine Stiefel, sondern derbe Schnürschuhe und hat den Hosenlatz vorn weit übereinandergeknöpft. Die Hose ist ihm also viel zu groß.
Er sieht ihn an, wie einen Mann, den er studieren will. Und er ist seltsam blaß, das fällt Angus Haley innerhalb von einer Minute auf. Entweder ist dieser Mann sehr lange krank gewesen oder er sitzt schon einige Zeit im Jail.
Dann plötzlich krümmt sich der Mann zusammen.
Er macht es auf eine seltsam schnelle, hastige Weise. Sein Oberkörper knickt ein, er preßt blitzschnell beide Hände an den Mund und krampft sich völlig zusammen.
Er hustet, die Hände fest vor den Mund gepreßt, in denen – weiß Gott woher – ein schmutziges Tuch aufgetaucht ist. Tränen sind plötzlich in seinen Augen, die grade noch groß, braun und seltsam leuchtend auf Angus geblickt haben.
Es dauert vielleicht eine halbe Minute, ehe sein Hustenanfall vorbei ist. Dann nimmt er das Tuch, wischt sich über den Mund und steckt es hastig ein, als wenn niemand etwas von dem Tuch sehen darf.
»Entschuldige«, sagt er dann leise mit einer angenehmen leisen Stimme, die Angus durch ihre Sanftheit erschrickt. »Hast du dich erschrocken, Angus?«
»Ja«, sagt Angus langsam. »Du hast sehr ruhig gesessen.«
»Ich habe dich beobachtet, schon eine halbe Stunde lang«, erwidert der Mann sanft. »So lange bist du hier drin. Es hat einigen Lärm bei deiner Einlieferung gegeben, Angus, aber Turgill ist nicht der Mann, der sich nicht Zuschauer und Neugierige vom Leib halten kann. Jetzt ist alles ruhig, sie sind fort. Hast du Schmerzen?«
»Ja«, sagt Angus leise. »Ziemliche. Er hat mich niedergeschlagen. Vielleicht hat er gewußt, daß ich ihn sonst überlistet hätte, weißt du. Wer bist du – was machst du hier?«
Der Mann sieht ihn an und lächelt. Dieses Lächeln kommt Angus irgendwie unwirklich vor. Er hat schrecklich viele Leute getroffen, der Angus Haley, aber niemand hat jemals so seltsam gelächelt wie dieser Mann.
»Du kannst Rual zu mir sagen, Angus.«
»Und sonst nichts, Rual?«
»Nein, sonst nichts«, murmelt der Mann und zuckt bedauernd die Schultern. »Sie nennen mich alle Rual, einige sagen auch, ich sei ›der Lächler‹, aber ich bin