Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley

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Wie ich Livingstone fand - Henry M.  Stanley Edition Erdmann

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des »New York Herald«, die bis zum 4. Februar reichten, brachte.

      Am 14. passierten wir den Ungerengeri, welcher hier in südlicher Richtung bis an die südliche Grenze des Tales fließt, wo er sich bis Kisemo hin nach Osten wendet. Nachdem wir hier über den Fluss gesetzt waren, der zu allen Zeiten passierbar und nur 18 Meter breit ist, hatten wir das Tal, welches einen sehr feuchten Boden und üppigen Graswuchs hat, noch eine Meile lang zu durchziehen. Dann erhob es sich und führte durch einen Wald von Mparamusi, Tamarinden, Tamarisken, Akazien und blühenden Mimosen. So stiegen wir zwei Stunden lang aufwärts und befanden uns dann auf dem Rücken des größten Bergkammes, von wo wir freie Aussichten über die unten liegende bewaldete Ebene und die fernen Höhenzüge von Kisemo, die wir vor Kurzem verlassen hatten, genossen. Nachdem wir ein paar Hundert Fuß hinabgestiegen waren, kamen wir in ein tiefes, aber trockenes Mtoni mit sandigem Bett, auf dessen anderer Seite wir wieder die gleiche Höhe zu ersteigen hatten, wo sich ein ähnliches Land unseren Blicken eröffnete, bis wir eine neu errichtete Boma mit wohlgebauten Grashütten nahe an einer Wasserpfütze fanden, die wir sofort als Halteplatz für die Nacht in Beschlag nahmen. Der Karren machte uns bedeutende Mühe; selbst unser stärkster Esel, der mit Bequemlichkeit 196 Pfund auf dem Rücken tragen konnte, vermochte ihn mit einer nur aus 225 Pfund bestehenden Belastung nicht fortzuziehen.

      Am 16. erreichten wir nach kurzem Marsch Ulagalla. Dies ist der Name eines Bezirks oder eines Teils eines Bezirks, der zwischen den Bergen von Uruguru, die ihn südlich begrenzen, und denen von Udoe liegt, welche nördlich und parallel mit jenen und nur zehn Meilen davon entfernt verlaufen. Der Hauptteil des so gebildeten Beckens heißt Ulagalla.

      Muhalleh ist die nächste Ansiedlung, und hier befanden wir uns auf dem Gebiet der Waseguhha. In Muhalleh befand sich die vierte Karawane unter Maganga mit drei neuen Kranken, welche sich bei meiner Annäherung mit gierigen Blicken zu mir, dem Medizinspender, wandten. Kleingewehrsalven begrüßten mich, und ein Geschenk von Reis- und Maisähren zum Rösten wartete nur darauf, dass ich es annähme. Aber es wäre mir lieber gewesen, dass Maganga und seine Leute acht oder zehn Märsche weiter vorwärts wären, was ich ihm auch sagte. In diesem Lager kamen wir auch mit Salim bin Raschid zusammen, welcher eine mit 300 Elfenbeinzähnen beladene Karawane nach Osten führte. Außer der in einem Geschenk von Reis bestehenden Bewillkommnung dieses guten Arabers gab er mir noch Nachrichten von Livingstone. Er war dem alten Reisenden in Udschidschi begegnet, hatte zwei Wochen in einer Hütte neben ihm gewohnt und beschrieb ihn als sehr alt aussehend mit langem grauem Bart und Schnurrbart, eben von schwerer Krankheit genesen und noch sehr angegriffen aussehend. Livingstone hatte die Absicht, nach erfolgter völliger Genesung ein Land, das Manyema heißt, über Marungu zu besuchen.

      Dem Seitental des Ungerengeri folgend, brachte uns ein Marsch von zwei Stunden am nächsten Morgen dicht an der Hauptstadt von Useguhha, Simbamwenni, vorüber. Die erste Ansicht der ummauerten, am westlichen Fuß des Uruguru-Gebirges gelegenen Stadt mit ihrem schönen üppigen Tal, das von zwei Flüssen und mehreren durchsichtigen Bächen, die von den tau- und wolkenreichen Höhen herabrieseln, bewässert wird, war derartig, wie wir sie nicht im östlichen Afrika zu finden gedacht hatten. In Mazanderan in Persien würde eine solche Landschaft unseren Erwartungen entsprochen haben, aber hier war sie ganz unerwartet. Die Stadt kann eine Bevölkerung von etwa 3000 Menschen zählen, da sie ungefähr 1000 Häuser hat; bei der großen Dichtigkeit der Einwohner könnte sogar die Zahl 5000 der Wahrheit noch näher kommen. Die Häuser in der Stadt sind charakteristisch afrikanisch, aber nach dem besten Stil gebaut. Die Befestigungen sind nach arabisch-persischem Muster angelegt und vereinigen arabische Zierlichkeit mit persischer Planmäßigkeit. Bei einem 950 Meilen langen Ritt in Persien habe ich keine Stadt, außer den ganz großen, besser als Simbamwenni befestigt gesehen. In Persien bestanden die Befestigungswerke, sogar die von Kasvin, Teheran, Ispahan und Schiras aus Lehm; die von Simbamwenni sind aus Stein, der von zwei Reihen Schießscharten für Musketen durchlöchert ist. Der Flächeninhalt der Stadt beträgt ungefähr eine halbe Quadratmeile und bildet ein Viereck. Jede Ecke wird von wohlgebauten Steintürmen geschützt; vier Tore, von denen je eins einer Himmelsrichtung entspricht und sich in der Mitte zwischen zwei Türmen befindet, vermitteln die Kommunikation mit der Umgegend. Diese Tore werden von festen quadratischen Türen verschlossen, welche aus afrikanischem Teakholz bestehen und mit Schnitzwerk nach unendlich feinen komplizierten arabischen Mustern geschmückt sind, woraus ich schließe, dass sie entweder in Sansibar oder an der Küste gefertigt und Brett für Brett nach Simbamwenni gebracht worden sind. Da jedoch viel Verkehr zwischen Bagamoyo und Simbamwenni stattfindet, so ist es auch möglich, dass Eingeborene die Verfertiger dieser künstlichen Arbeiten sind, zumal ich an den größten Häusern mehrere ähnlich, obgleich nicht ganz so mühevoll geschnitzte und ziselierte Türen erblickte. Der Palast des Sultans ist nach dem Stil der an der Küste befindlichen gebaut, hat ein langes, sanft absteigendes, stark vorspringendes Dach und eine Veranda an der Front.

      Die Sultanin ist die älteste Tochter des berühmten Kisabengo, eines in den Nachbarländern Udoe, Ukami, Ukwere, Kingaru, Ukwenni und Kiranga-Wanna wegen seiner Liebhaberei für den Menschenraub berüchtigten Mannes. Kisabengo, von niedriger Abkunft, zeichnete er sich auch durch seine persönliche Körperkraft aus, seine Redebegabung, seine kurzweilige und gewandte Sprache, durch die er sich einen großen Einfluss auf flüchtige Sklaven zu verschaffen wusste und infolgedessen er von ihnen zum Führer erwählt wurde. Vor gerechten Strafen, die er von dem Sultan von Sansibar zu erwarten hatte, fliehend, kam er in Ukami an, welches damals von Ukwere bis Usagara reichte, und hier begann er die Laufbahn eines Eroberers, deren Resultat darin bestand, dass die Wakami ihm einen großen Strich fruchtbaren Landes in dem Tal des Ungerengeri abtraten. An dem festen Punkt, wo der Fluss dicht unter den Mauern hinfließt, baute er seine Hauptstadt und nannte sie Simbamwenni, was »der Löwe« oder die stärkste Stadt bedeutet. Im Greisenalter gab der glückliche Räuber und Sklavenfänger seinen Namen Kisabengo auf, durch den er so berüchtigt geworden war, und nannte sich Simbamwenni, nach seiner Stadt. Auf seinem Totenbett befahl er, dass seine älteste Tochter ihm folgen solle, und gab ihr auch den Namen der Stadt, welchen die Sultanin noch heute führt.

      Als wir über den reißenden Fluss setzten, welcher, wie ich schon vorher sagte, dicht unter den Mauern dahinfließt, hatten die Bewohner von Simbamwenni eine gute Gelegenheit, ihre Neugier an dem »großen Musungu« zu befriedigen, dessen verschiedene Karawanen ihm vorangezogen waren und unverzeihlicher-, weil ungerechtfertigterweise ihm einen Ruf großen Reichtums und bedeutender Macht verschafft hatten. So wurde ich von allen Seiten angegafft. Es befanden sich plötzlich weit über tausend Eingeborene am Ufer, welche das Verbum »anstarren« in seinen verschiedenen Zeiten und Formen durchkonjugierten, das heißt also, mich hartnäckig, unverschämt, schlau, verschmitzt, bescheiden oder verstohlen ansahen. Die Krieger der Sultanin, welche in der einen Hand Speer, Bogen und Pfeilbündel oder Muskete hielten, umfassten mit der anderen je einen Freund, dem sie vertraulich ihre verschiedenen Ansichten über meine Kleidung und Farbe mitteilten. Die Worte »Musungu Kuba« hatten für diese Leute ebenso viel Reiz wie die Musik des bunt befiederten Pfeifers für die Ratten von Hameln, da sie einen so großen Teil der Bevölkerung aus ihren Mauern über den Strom lockten, und als ich meine Reise bis an den vier Meilen entfernten Ungerengeri fortsetzte, befürchtete ich, dass die Katastrophe von Hameln sich wiederholen müsse, ehe ich die Leute loswerden könne. Aber zum Glück für meine Gemütsruhe unterlagen sie schließlich der heißen Sonne und der bedeutenden Entfernung, die wir bis an unser Lager zurückzulegen hatten.

      Da wir genötigt waren, das Gepäck genau zu untersuchen, die Sättel auszubessern sowie einige der Tiere, deren Rücken sehr wund geworden waren, zu kurieren, so beschloss ich, hier zwei Tage haltzumachen. In Simbamwenni gab es hinreichende, obwohl verhältnismäßig teure Lebensmittel,

      Als wir das nach Makanda bestimmte Gepäck öffneten, fanden wir dasselbe in einem weit besseren Zustand, als wir gefürchtet hatten, in Anbetracht der vielen Male, wo es gründlich durchnässt worden war, denn wir befanden uns auf der Höhe der Masikazeit. Freilich hatten einige wertvolle Dinge, zum Beispiel Munitions-, Gewehr- und Teekisten gelitten, was ich der Gedankenlosigkeit Shaws zuschrieb, der die Esel durch brusthoch mit Wasser gefüllte Gräben getrieben hatte, wo er aus Gründen der gemeinen Klugheit sie hätte

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