Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley

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Wie ich Livingstone fand - Henry M.  Stanley Edition Erdmann

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Packsättel gelegt, welche wiederum mit einer dicken Grasschicht bedeckt wurden. Alle Tiere gingen sicher hinüber, und sodann begann zum dritten Mal an diesem Morgen das Weiterwaten.

      Der Kingani fließt hier nach Norden, und unser Weg lag an dem rechten Ufer entlang. Nachdem wir eine halbe Meile in der Richtung durch ein Dickicht von ungeheuren Binsen und üppigen Schlingpflanzen gegangen waren, kamen wir an eine Fähre, wo die Tiere wieder einmal abgeladen werden mussten.

      Kingwere, der Nachenruderer, der uns von seinem Dickicht-Versteck auf der anderen Seite erblickte, beantwortete höflich unsere Hallos und brachte seinen großen ausgehöhlten Baum geschickt über die Wirbel des Stromes an den Ort, wo wir auf ihn warteten. Während ein Teil unserer Gesellschaft den Nachen mit unseren Gütern belud, machten andere ein langes Seil zurecht, welches den Tieren um den Hals befestigt wurde, um sie durch den Fluss aufs andere Ufer hinüberzuziehen.

      Die Karawane war mittlerweile mit ihren Ballen, Gepäckstücken, Eseln und Leuten glücklich hinübergegangen. Ich hatte daran gedacht, am Ufer zu kampieren, um mich mit der Antilopenjagd zu amüsieren, mir das Fleisch derselben zu verschaffen und dadurch meine Ziegen zu schonen, von denen ich eine Anzahl lebendig mit mir führte; aber dank dem Schrecken und der Furcht, welche meine Leute vor den Flusspferden empfanden, musste ich bis an die Vorposten der Belutschgarnison von Bagamoyo, die sich in einem kleinen, vier Meilen vom Fluss entfernt liegenden Dorf namens Kikoko befand, weitereilen.

      Das westliche Ufer des Flusses war bedeutend besser als das östliche. Die Ebene erhob sich eine Meile lang allmählich, wie der Strand eines Badeortes, bis sie in einem sanften, abgerundeten Bergrücken gipfelte, und bot nicht die Schwierigkeiten dar, welche uns auf der anderen Seite belästigt hatten. Dort gab es keine jener ungeheuren Schmutzmassen und schwarzen Kotlachen mit den überhohen Gräsern. Es fehlten die miasmenreichen Dschungel mit ihren schädlichen Ausdünstungen. Die Landschaft war gerade so, wie man sie vor einem englischen Herrenhaus findet, eine schöne, ausgedehnte, mit Rasen belegte Ebene, auf der genug Gebüsch vorhanden ist, um eine angenehme Abwechslung hineinzubringen. Die Straße führte, nachdem sie über eine offene Fläche gegangen, durch einen Hain junger Ebenholzbäume, wo Perlhühner und ein Hartebeest sichtbar wurden; dann wandte sie sich mit den charakteristischen großen Krümmungen eines Ziegenpfades eine Reihe von Landwellen hinauf und hinab, umsäumt von dem dunkelgrünen Laub des Mango- und den spärlicheren und heller gefärbten Blättern des großen Kalabassenbaumes.

      Wir kamen in Kikoka um fünf Uhr nachmittags an, nachdem wir unsere Packtiere viermal auf- und abgeladen, eine tiefe Pfütze, eine Schlammquelle und einen Fluss passiert und 11 Meilen zurückgelegt hatten.

      Die Ansiedlung von Kikoka besteht aus einer Anzahl Strohhütten, die nach keinem architektonischen Stil, sondern in einer Mischform gebaut sind, die von trägen Ansiedlern aus der Mrima und Sansibar erfunden wurde, um soviel Sonnenschein wie möglich von dem durch vorspringende Dächer beschatteten Äußeren und dem Innern des Hauses abzuhalten. Eine Quelle und einige Brunnen versehen sie mit Wasser, das, obgleich süß, nicht besonders gesund oder appetitlich ist, da große Mengen verwester Stoffe durch den Regen hineingewaschen werden, dort liegen bleiben und sich dann weiter zersetzen. Man hat einen schwachen Versuch gemacht, die Gegend zu lichten, um Platz für den Ackerbau zu gewinnen, aber anstatt sich der schwierigen Aufgabe des Abholzens der Dschungel zu unterziehen, benutzen die Ansiedler lieber offene Waldplätze, von denen sie nur das Gras beseitigen, sodass sie bloß den Boden 2–3 Zoll tief aufzuhacken brauchen, um den Samen hineinzuwerfen, und mit Bestimmtheit auf Ertrag rechnen können.

      Am nächsten Tag machten wir in Kikoka halt, da die vierte Karawane, welche bloß aus Wanyamwezi bestand, sich als ein großes Hindernis für ein schnelleres Fortkommen erwies. Maganga, ihr Führer, versuchte es auf verschiedene Weise, mir mehr Tuch und Geschenke abzupressen, obwohl er schon mehr als die drei anderen Führer zusammen gekostet hatte; aber seine Anstrengungen fruchteten weiter nichts, als dass ich ihm einen Lohn versprach, wenn er so rasch wie möglich nach Unyanyembé käme, damit ich ungehindert weiterkönne.

      Am 27. bald nach sieben Uhr morgens brachen wir unser Lager ab, nachdem die Wanyamwezi fort waren. Das Land hatte denselben Charakter wie das zwischen dem Kingani und Kikoka; es war anziehendes, in allen seinen Gebilden schönes Parkland.

      Ich ritt voran, um uns Fleisch zu verschaffen, wenn sich eine Gelegenheit dazu bieten sollte, fand aber keine Spur von Dickicht oder Wild. Gerade vor uns, im Westen, dehnten sich die Landwellen, die sich bald hoben, bald senkten und wie die vielfach vergrößerten Furchen eines Feldes parallel verliefen. Jeder Bergrücken hatte einen mit Buschwerk bewachsenen Punkt oder einen dünnen Strich dicht belaubter Bäume, bis wir ganz in die Nähe von Rosako, unserem nächsten Halteplatz, kamen, wo sich das eintönig wellige Land veränderte und in einzelne Hügel, die mit dichten Gebüschen bewachsen waren, verwandelte. Auf einem derselben liegt, in undurchdringliches Dunkel dorniger Akazien eingehüllt, Rosako, das von dieser natürlichen Befestigung umgürtet wird und an ein anderes nach Norden gelegenes Dorf stößt, das in ähnlicher Weise geschützt ist. Zwischen beiden senkt sich ein äußerst fruchtbares und an Produkten reiches Tal, das von einem kleinen Bach durchschnitten wird, welcher das Wasser von demselben und den darumliegenden niedrigen Hügeln ableitet.

      Rosako ist das Grenzdorf von Ukwere, während Kikoka im äußersten Nordwesten von Uzaramo liegt. Wir zogen in dieses Dorf und besetzten den mittleren Teil desselben mit unseren Zelten und Tieren. Der Dorfhäuptling brachte mir eine Kitanda oder eine viereckige, leichte Bettstelle, ohne Behänge, Fransen oder sonstige überflüssige Zierrate, die aber trotzdem ebenso bequem ist, als wenn sie mit dergleichen versehen wäre, für meinen Gebrauch ins Zelt. Die Tiere wurden unmittelbar, nachdem sie entlastet waren, auf die Weide getrieben, und die Soldaten machten sich Mann für Mann an die Arbeit, die Bagage zusammenzupacken, damit der während der Masikazeit stets drohende Regen keinen unersetzlichen Schaden anrichte.

      Vor unserer Abreise am folgenden Morgen brachte mir Maganga, der Führer der vierten Karawane, die traurige Nachricht, dass drei seiner Pagazis krank seien, und er bat mich deshalb um etwas »Dowa« (Medizin). Obgleich ich kein Arzt bin und in keinerlei Beziehung zu dieser Kunst stehe, hatte ich einen gut gefüllten Medizinkasten, ohne den kein Reisender in Afrika leben kann, gerade für einen derartigen Unfall bei mir. Ich besuchte also Magangas Kranke und fand, dass einer eine Lungenentzündung, ein anderer das Mukunguru (afrikanisches Wechselfieber) und der dritte ein venerisches Leiden hatte. Sie dachten alle, dass sie sterben müssten, und schrien laut: »Mama, Mama!«, obwohl sie alle erwachsene Männer waren. Offenbar konnte die vierte Karawane an dem Tag nicht weiterziehen. Ich befahl also dem Maganga, mir sobald wie möglich nachzueilen, und setzte meine eigene Marschroute fort.

      So sehr ich auch wünschte, nach Unyanyembé zu kommen, so wurde ich doch durch eine Herzensangst um die Ankunft meiner von der vierten Karawane transportierten Güter zurückgehalten, welche, ehe meine Karawane 9 Meilen marschiert war, den höchsten Grad erreicht hatte und mich veranlasste, dort ein Lager aufzuschlagen. Der von mir erwählte Platz lag in der Nähe eines sich lang hinziehenden Quells, der während der Regenzeit viel Wasser hat, da er den Abfluss für zwei ausgedehnte Bergabhänge bildet. Kaum hatten wir unser Lager aufgeschlagen, eine Boma von dornigen Akazien und anderen Baumzweigen gebaut und umpfählt, sodann unsere Tiere auf die Weide getrieben, als wir eine ungeheure Zahl der verschiedenartigsten Insekten bemerkten, welche eine Zeit lang für uns zu einer neuen Quelle von Besorgnissen wurden, bis sie durch eine genaue Untersuchung der verschiedenen Arten zerstreut wurden.

      Am zweiten Morgen hielt ich es für geratener, auf die vierte Karawane zu warten, statt weiter vorwärtszugehen. Burton hat für mich ausreichende Erfahrungen in Bezug auf die Versprechungen der Banyanen von Kaole und Sansibar gemacht; er musste elf Monate warten, ehe er die versprochenen Gegenstände erhielt. Da ich überhaupt nicht sehr viel mehr als elf Monate auf meine ganze Reise zu verwenden gedachte, so wäre es ein absoluter und nicht wiedergutzumachender Ruin gewesen, wenn ich durch meine Karawane so lange in Unyanyembé zurückgehalten werden sollte. Ihre Ankunft erwartend, widmete ich mich den Freuden der Jagd. Ich muss gestehen,

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