Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley
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Bagamoyo
Die neu angeworbenen Soldaten, die Lärm und Aufregung liebten, gaben wiederholte Salven, um die am Ufer angesammelten Araber, Banyanen und Wasawahili zu begrüßen, die dort standen, um die Musungu (Weißen) zu empfangen, was sie durch allgemeines Angaffen und ein im Chor gebrülltes »Yambo, Bana« (wie befinden Sie sich, Herr?) taten. Unter den Ersten, die uns hier begrüßten, war ein Pater der Gesellschaft des Heiligen Geistes, der mit den anderen Jesuiten unter dem Superior Horner einen Missionsposten von bedeutendem Einfluss und Verdienst in Bagamoyo eingerichtet hat. Sie luden uns ein, von der Gastfreundschaft der Mission Gebrauch zu machen, unsere Mahlzeiten dort einzunehmen und, wenn wir es wünschten, unser Lager auf ihrem Grund und Boden aufzuschlagen. Aber wie liebenswürdig auch immer eine Bewillkommnung und wie aufrichtig herzlich eine Einladung sein mag, ziehe ich doch, wo es möglich ist, die Unabhängigkeit der Abhängigkeit vor. Deshalb sagte ich dem gastfreundlichen Pater, dass ich mich nur auf eine Nacht von meinem Lager entfernen könne.
Ich suchte ein Haus nahe der westlichen Umgebung der Stadt aus, wo ein großer, offener Platz liegt, durch den die Straße nach Unyanyembé führt. Wäre ich einen ganzen Monat in Bagamoyo gewesen, so hätte ich keinen besseren Platz auswählen können. Meine Zelte wurden gegenüber dem Tembé (Haus), das ich mir ausgesucht hatte, aufgeschlagen und schlossen einen kleinen Platz ein, wo man Geschäfte abmachen, Warenballen nachsehen, untersuchen und signieren konnte, ohne von der Zudringlichkeit Neugieriger belästigt zu werden. Nachdem ich die 27 Tiere der Expedition in einen eingehegten Platz hinter dem Hause hatte treiben lassen, die Güterballen aufgespeichert und einen Kordon von Soldaten herumgestellt hatte, begab ich mich, müde und hungrig, in die Jesuitenmission, um ein spätes Mittagessen einzunehmen, und ließ das neu gebildete Lager unter Aufsicht der Weißen und des Kapitäns Bombay.
Die Missionsanstalt ist eine gute halbe Meile nördlich von der Stadt entfernt; sie bildet eigentlich ein Dorf für sich und zählt ungefähr 15–16 Häuser. Mehr als 10 Patres und ebenso viele Schwestern sind dort in der Niederlassung beschäftigt, und alle haben sie genug damit zu tun, den Schädeln der Eingeborenen das Feuer der Intelligenz zu entlocken. Die Wahrheit zwingt mich zu sagen, dass sie dabei schöne Erfolge erzielt haben. Sie haben in der Anstalt mehr als 200 Zöglinge, sowohl Knaben als auch Mädchen, und diese tragen, vom ältesten bis zum jüngsten, das Gepräge der brauchbaren Erziehung, die sie erhalten haben, an sich.
Das Lager in Bagamoyo
Das für die Väter und ihren Gast bereitete Mittagessen bestand aus ebenso viel Schüsseln, wie ein Hotel erster Klasse in Paris sie zu geben pflegt, und war mit ebenso viel Kunst gekocht, obwohl die Umgebungen keineswegs die gleichen waren.
Nach dem Abendessen, das mir die fehlende Kraft wiedergegeben hatte und für das ich außerordentlich dankbar war, kamen die fortgeschrittensten Zöglinge, etwa 20 an der Zahl, mit Blasinstrumenten heraus und bildeten ein vollständiges Musikkorps. Ich war ziemlich erstaunt, so harmonische Töne von diesen wollköpfigen Burschen zu hören, bekannte französische Musik in diesem einsamen Hafen zu vernehmen.
Ich genoss eine sehr erquickende Nachtruhe und suchte bei Tagesgrauen mit frischem Mut für das neu beginnende Leben mein Feldlager auf. Als ich die Tiere zählte, fehlten zwei Esel, und als ich meine afrikanischen Tauschwerte musterte, war eine Rolle Draht, Nr. 6, nicht zu finden. Offenbar hatten sich alle meine Leute auf den Boden geworfen, um zu schlafen, und hatten die Tatsache vergessen, dass auf dem Mrima viele Diebe nachts umherschleichen. Ich schickte also Soldaten in die Stadt, um dieselbe samt ihrer Nachbarschaft zu durchsuchen. Vor dem Abend entdeckte man einen der fehlenden Esel außerhalb der Stadt, wie er Maniokblätter fraß, aber das andere Tier und die Drahtrolle fanden sich nicht.
Unter den Leuten, die mich an diesem ersten Tag meines Aufenthalts in Bagamoyo besuchten, befand sich Ali bin Salim, ein Bruder des berühmten Sayd bin Salim, früher Ras Kafilah, der bei Burton und Speke und darauf bei Speke und Grant gewesen war. Er war mit seinen Salaams sehr freigebig, und außerdem sollte sein Bruder mein Agent in Unyamwezi sein; ich zögerte mithin nicht, sein Anerbieten, mir zu helfen, anzunehmen. Aber leider wurde dieser Ali bin Salim gegenüber meiner dem Weißen eigenen Arglosigkeit zu einer Schlange, zu einem wirklich bösen Dorn in meinem Fleische. Ich wurde in sein bequemes Haus zum Kaffee gebeten und ging dorthin; der Kaffee war gut, aber ohne Zucker, seine Versprechungen waren zahlreich, aber ohne Wert. Er sagte zu mir: »Ich bin Ihr Freund, ich wünsche Ihnen zu dienen, was könnte ich für Sie tun?« Ich antwortete: »Ich bin Ihnen sehr dankbar, ich bedarf eines guten Freundes, der die Sprache und Sitten der Wanyamwezi kennt und imstande ist, mir sowohl die Pagazis zu verschaffen, die ich brauche, als auch meine Weiterreise zu beschleunigen. Ihr Bruder ist mit den Wasungu (den weißen Männern) bekannt und weiß, dass Sie Ihr Wort halten. Schaffen Sie mir 140 Pagazis, und ich will Ihnen dafür zahlen, was Sie fordern.«
Mit salbungsvoller Höflichkeit sagte die Schlange, die ich hegte und pflegte: »Ich wünsche nichts von Ihnen, mein Freund, für einen so kleinen Dienst. Bleiben Sie ruhig und zufrieden. Sie sollen sich keine 14 Tage hier aufhalten. Morgen früh komme ich und werde mir Ihre Güter ansehen, um zu berechnen, was nötig ist.« Als ich mich von ihm verabschiedete, war ich von dem beglückenden Gedanken beseelt, dass ich bald auf dem Wege nach Unyanyembé sein würde.
Am nächsten Tag besuchte Ali bin Salim, getreu seinem Versprechen, mein Feldlager mit sehr wichtiger Miene und teilte mir, nachdem er den Haufen Zeugwaren besichtigt hatte, mit, dass ich sie mit Makandas, das heißt Binsenbeuteln, bedecken müsse. Er sagte, er werde mir einen Mann schicken, um dazu Maß zu nehmen, riet mir aber, mit diesem nicht wegen der Beutel zu handeln, da er selbst alles in Ordnung bringen werde.
Während wir mit lobenswerter Geduld die 140 Pagazis, die uns Ali bin Salim versprochen hatte, erwarteten, beschäftigten wir uns mit allem, was man für nötig halten konnte, um die ungesunde Seegegend zu durchziehen, sodass wir sie passieren könnten, ehe das schreckliche Fieber uns mutlos und schlaff machte. Ein kurzer Aufenthalt in Bagamoyo zeigte uns schon, was fehlte, was überflüssig und was notwendig war. In einer Nacht wurden wir von einem Sturm und furchtbarem Regen heimgesucht. Ich hatte Pagazizeug im Wert von 1500 Dollars in meinem Zelt. Am Morgen besah ich es, und siehe da, der Drillich hatte den Regen wie ein Sieb hereingelassen, und jeder Meter Tuch war nass. Es bedurfte zweier Tage, um die Tuche zu trocknen und wieder zusammenzufalten. Das Drillichzelt wurde also verworfen und eins aus Hanfsegeltuch Nr. 5 gemacht. Erst darauf gewann ich die Überzeugung, dass meine Zeugballen und die Munition für ein Jahr sicher seien und der Masika Trotz bieten könnten. In der Eile unserer Abreise von Sansibar und da ich damit nicht bekannt war, wie man Ballen zu packen habe, hatte ich mich dem besseren Urteil und der Erfahrung eines gewissen Dschetta, eines Kommissionärs, unterworfen, der mir meine Ballen für den Transport herrichtete. Dieser wog die Ballen nicht beim Zusammenpacken, sondern legte einfach Merikani, Kaniki, Barsati, Dschamdani, Dschoho, Ismahili schichtweise aufeinander und schnürte alles in Ballen. Ein paar Pagazis kamen in mein Lager und fingen an zu unterhandeln, wünschten aber erst die Ballen zu sehen, ehe sie den Handel abschlössen. Sie versuchten es, sie zu heben, aber o weh! – der Versuch schlug fehl, und sie gingen wieder ab. Ich ließ darauf eine genaue Saltersche Federwaage aufhängen und hängte einen Ballen an dieselbe; der Zeiger wies 105 Pfund oder 3 Frasileh nach, also gerade 35 Pfund oder 1 Frasileh Übergewicht. Als ich alle Ballen in dieser Weise geprüft hatte, bemerkte ich, dass die Arbeit Dschettas, die nur nach allgemeinen Schätzungen gemacht worden war, trotz seiner Erfahrung mir bedeutende Mühe verursachte. Ich ließ also durch die Soldaten die Ballen wieder öffnen und zusammenpacken.
Der 15. Tag, zu welchem mir Ali bin Salim die Pagazis versprochen hatte, ging vorüber, und keine Spur von einem Pagazi zeigte sich in meinem Lager. Ich schickte also den stierköpfigen