Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley

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Wie ich Livingstone fand - Henry M.  Stanley Edition Erdmann

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einer halben Stunde kam Mabruki mit der Antwort von dem Araber zurück, dass er in ein paar Tagen imstande sein werde, alle die Pagazis zusammenzubringen, »aber«, fügte Mabruki schlau hinzu, »Bana, ich glaube ihm nicht; er sprach so laut zu sich selbst, dass ich es hören konnte: ›Warum sollte ich diesem Musungu Pagazis verschaffen?‹«

      Nach meiner Überzeugung war es jetzt Zeit zu handeln. Ali bin Salim sollte einsehen, dass es ein übel Ding sei, mit einem Weißen, der ernstlich abreisen wollte, sein Spiel zu treiben. Ich ritt also in sein Haus, um ihn zu fragen, was er eigentlich meine.

      Seine Antwort war, Mabruki hätte eine Lüge gesagt, die so schwarz sei wie sein Gesicht; wenn er (Ali) je etwas Derartiges gesagt hätte, so wolle er selbst mein Sklave oder ein Pagazi werden. Aber hier brachte ich den redseligen Ali zum Schweigen und erwiderte ihm, dass ich nicht daran denken könne, ihn als Pagazi zu benutzen, oder von einem Menschen, der mich einmal, wie Ali bin Salim, hintergangen hätte, irgendeinen Dienst annehmen wolle. Es wäre daher besser, wenn Ali bin Salim aus meinem Lager wegbliebe und weder in Person noch durch Vertreter mit demselben verkehre.

      Ich hatte 14 Tage verloren. In dieser Not erinnerte ich mich des Versprechens, das mir der große Kaufmann von Sansibar, Tarya Topan, der mohammedanische Hindu, gemacht hatte, dass er mir einen Brief an einen jungen Mann namens Sur Hadschi Pallu geben wolle, der in Bagamoyo am besten imstande sein sollte, Pagazis zu verschaffen.

      Ich schickte also meinen arabischen Dolmetscher Selim in einer Dhau nach Sansibar mit der inständigen Bitte an Kapitän Webb, dass er mir von Tarya Topan den so lange verschobenen Einführungsbrief verschaffe. Dies war die letzte Karte, die ich ausspielen konnte.

      Am dritten Tag kam der junge Selim zurück und brachte mir nicht nur einen Brief an Sur Hadschi Pallu, sondern auch eine Menge guter Dinge aus dem stets gastfreien Hause des Herrn Webb. Sehr kurze Zeit nach dem Empfang des Briefes kam der ausgezeichnete junge Mann Sur Hadschi Pallu zu mir und teilte mir mit, dass er von Tarya Topan gebeten sei, für mich 140 Pagazis nach Unyanyembé so rasch wie möglich zu mieten. Dies wäre, wie er sagte, sehr kostspielig, denn es gäbe eine Menge arabischer und wasawahilischer Kaufleute, welche auf jede Karawane lauerten, die aus dem Innern käme, und diese pflegten 20 Doti oder 80 Meter Zeug jedem Pagazi zu zahlen. Da viele dieser Kaufleute nicht willens oder imstande gewesen wären, mehr zu zahlen, so hätten sie sechs Monate warten müssen, ehe sie ihre Leute bekommen hätten.

      »Wenn Sie«, fuhr er fort, »rasch fortzukommen wünschen, so müssen Sie 25–40 Doti bezahlen, und dann kann ich Sie vor Ablauf eines Monats expedieren.«

      Ich erwiderte ihm darauf: »Hier sind meine Zeuge für die Pagazis im Werte von 1750 Dollars oder 3500 Doti, welche ausreichen, um 25 Doti jedem der 140 Mann zu geben. Mehr als 25 Doti will ich nicht bezahlen. Schicken Sie mir 140 Pagazis mit meinem Zeug und Draht nach Unyanyembé, und ich werde Sie mit dem größten Geschenk, das Sie je erhalten haben, erfreuen.« Mit erquicklicher Naivität erwiderte der »junge Mann«, dass er kein Geschenk wünsche, er werde mir die betreffende Anzahl Pagazis schon besorgen, und dann könnte ich den »Wasungu« sagen, was für ein guter »junger Mann« er sei, und er werde infolge davon den Vorteil haben, dass sein Geschäft zunehme. Er schloss diese Erwiderung mit der erfreulichen Bemerkung, dass er schon 10 Pagazis in seinem Hause habe, und wenn ich so gut sein wolle, 4 Ballen Zeug, 2 Beutel Perlen und 20 Rollen Draht in sein Haus bringen zu lassen, so könnten die Pagazis unter Bedeckung von drei Soldaten am nächsten Morgen Bagamoyo verlassen. »Denn«, bemerkte er, »es ist viel besser und billiger, viele kleine Karawanen als eine große zu expedieren. Die großen Karawanen laden zum Angriff ein oder werden von habsüchtigen Häuptlingen unter den albernsten Vorwänden aufgehalten, wogegen kleine unbemerkter vorüberziehen.«

      Die Ballen und Perlen wurden richtig nach Sur Hadschi Pallus Haus geschickt, und ich brachte den Tag damit zu, mich innerlich über mein großes Glück zu freuen, des jungen Hindus geschäftliche Begabung, die Größe und den Einfluss von Tarya Topan und Herrn Webbs Güte anzuerkennen, die meine Abreise von Bagamoyo so sehr beschleunigt hatten. In meinem Geist gelobte ich, dem Sur Hadschi Pallu ein prächtiges Geschenk und eine große Reklame in meinem Buch angedeihen zu lassen, und mit frohem Herzen machte ich diese Soldaten für ihren Marsch nach Unyanyembé fertig.

      Der Abgang der ersten Karawane klärte mich auch in Bezug auf die Honga oder den Tribut auf. Dieser musste für sich allein zusammengepackt werden und aus den allerbesten Tuchen bestehen, denn die Häuptlinge sind nicht nur habgierig, sondern auch sehr wählerisch und nehmen das dünne, farbige Zeug der Pagazis nicht an, müssen vielmehr außerordentlich schöne und sehr teure Dabwani, Ismahili, Rehani oder Sohari und Doti von breitem Scharlachtuch erhalten. Der Tribut für die erste Karawane betrug 25 Dollars. Da ich mehr als 140 Pagazis abzuschicken hatte, so würde dieses Tributgeld schließlich 330 Dollars in Gold betragen, wobei noch ein Agio von 25 Cents auf jeden Dollar zu rechnen ist. Dieses bedenke, o Reisender! Ich setze dir diese Tatsache zur speziellen Belehrung auseinander.

      Aber ehe mich meine erste Karawane verließ, mussten der würdige Jüngling Sur Hadschi Pallu und ich zu einer schließlichen Verständigung über die Geldangelegenheiten gelangen. Am Morgen, an dem die Abreise stattfinden sollte, kam Sur Hadschi Pallu in meine Hütte und überreichte mir mit der ehrbarsten Miene der Unschuld eine Rechnung darüber, dass er jeden Pagazi mit 25 Doti als Mietgeld nach Unyanyembé versehen habe, und bat sich sofortige Bezahlung in Gold aus. Worte können das Erstaunen, das ich fühlte, gar nicht ausdrücken, dass dieser so schlau aussehende Jüngling so bald den mündlichen Kontrakt vergessen haben sollte, den ich mit ihm am Morgen vorher abgeschlossen hatte, welcher dahin lautete, dass von den 3000 in meinem Zelt lagernden Doti, die ausdrücklich für das Mieten von Pagazis angeschafft waren, jeder meiner Lastträger von Bagamoyo nach Unyanyembé bezahlt werden solle. Als ich ihn fragte, ob er sich des Kontraktes erinnere, bejahte er dies; seine Gründe, ihn so bald zu brechen, bestanden darin, dass er lieber seine eigenen Zeuge als die meinigen verkaufe, für seine Tuche brauche er aber Geld und könne für dieselben keine anderen in Tausch nehmen. Ich gab ihm jedoch zu verstehen, dass er, da er die Pagazis für mich anschaffe, meine Pagazis auch mit meinen Zeugen zu bezahlen habe; dass ich ihm nicht mehr Geld zu zahlen gedenke als genau die Summe, die nach meinem Dafürhalten den Mühen, die er als mein Agent gehabt, entspreche, und dass er nur auf diese Bedingungen hin in dieser Angelegenheit wie in jeder anderen für mich zu handeln habe, kurz, dass der »Musungu« nicht daran gewöhnt sei, sein Wort zurückzunehmen.

      Das Vorstehende fasst eine große Anzahl Worte in wenige zusammen. Es repräsentiert ein einstündiges Zwiegespräch, einen bösen Zank von einer halben Stunde, ein Gelübde des Sur Hadschi Pallu, dass, wenn ich seine Zeuge nicht nehme, er sich auch um mein Geschäft durchaus nicht kümmern werde, viele Tränen, Bitten schmerzliche Reue und noch manches andere, worauf ich einfach erwiderte: »Tun Sie, was ich von Ihnen verlange, oder tun Sie gar nichts!« Schließlich kam die Sache zu einem glücklichen Ende. Sur Hadschi Pallu verließ mich mit heiterem Gesicht, denn er nahm Poscho für drei Soldaten und Honga für die Karawane mit sich. Wohl mir, dass es so endete und dass die späteren Streitigkeiten ähnlicher Art immer so friedlich verliefen, sonst bezweifle ich, dass meine Abreise von Bagamoyo so rasch vor sich gegangen wäre, wie es der Fall war. Da ich gerade bei diesem Thema bin, welches faktisch jeden Augenblick meiner Zeit in Bagamoyo in Anspruch nahm, so kann ich gleich in Bezug auf Sur Hadschi Pallu und seine Verbindung mit meiner Expedition ausführlicher sprechen.

      Sur Hadschi Pallu war ein gewandter junger Geschäftsmann, energisch, ein rascher Rechner und schien zum glücklichen Kaufmann geboren. Seine Augen ruhten nie, sie wanderten über jeden Teil meines Körpers, über das Zelt, das Bett, die Flinten, die Tuche, und nachdem sie ihren Rundgang beendet, fingen sie ihn schweigend von Neuem an. Seine Finger lagen nie still, sie hatten eine unruhige, nervöse Tätigkeit in ihren Spitzen und waren beständig im Begriff, nach etwas herumzufühlen. Während er mit mir sprach, pflegte er sich überzulehnen und das Gewebe meines Hosenstoffes, meines Rockes oder meine Schuhe und meine Socken zu befühlen. Dann fühlte er sein eigenes leichtes Dschamdani-Hemd oder Dabwani-Lendentuch an, bis sich seine Augen zufälligerweise auf einen

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