Wie ich Livingstone fand. Henry M. Stanley

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Wie ich Livingstone fand - Henry M.  Stanley Edition Erdmann

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als nicht schlechten Schützen ansehen und zweifelte nicht, dass, wenn ich mich in einer Wildgegend und in entsprechender Nähe des Wildes befände, ich einiges ins Lager bringen könnte.

      Nachdem wir durch das hohe Gras der Ebene eine Weile lang gegangen waren, erreichten wir zwischen dichtem Schilf gelegene Lichtungen. Ohne Erfolg spähte ich hier nach guten Verstecken und Schlupfwinkeln, kam aber schließlich auf eine Spur, welche von kleinen Antilopen und Hartebeests reichlich betreten war, der wir folgten. Sie führte mich in ein Dickicht und einen Wasserlauf entlang, der dasselbe durchschnitt; aber nachdem ich ihm eine Stunde lang gefolgt war, kam ich von demselben und beim Versuch, ihn wieder aufzufinden, auch von meinem Wege ab. Hier leistete jedoch mein Taschenkompass gute Dienste, und mit seiner Hilfe steuerte ich auf die freie Ebene zu, in deren Mitte das Lager stand. Aber es war furchtbar schwere Arbeit, sich durch ein afrikanisches Dickicht durchzudrängen, das den Kleidern und der Haut gleich verderblich war. Um rasch fortzukommen, hatte ich ein paar Flanellgamaschen angezogen und die Füße in Segeltuchschuhe gesteckt. Wie sich erwarten ließ, fasste, ehe ich ein paar Schritte weit gegangen war, ein Zweig der Acacia horrida, die nur eins unter hundert ähnlichen Übeln bildet, das rechte Bein meiner Gamaschen am Knie und riss es fast rein ab, worauf ein stämmiger Kolquall mich an der Schulter fasste und mir als unvermeidliche Folge einen zweiten Riss beibrachte. Ein paar Schritte weiter verunzierte eine stachelige Aloepflanze durch einen weiteren Riss das andere Bein meiner Gamaschen, und fast unmittelbar darauf strauchelte ich gegen einen Convolvulus von der Stärke einer Mastenstrickleiter und fiel der Länge nach auf ein Bett von Dornen. Auf allen vieren, wie ein Hund auf der Fährte, war ich nun gezwungen weiterzuwandern. Mein Sonnenhut wurde mit jeder Minute schlechter, meine Haut mehr und mehr verletzt, meine Kleider bei jedem Schritt mehr zerrissen. Außer diesen Übeln gab es eine stechende ätzende Pflanze, welche neben ihren starken Gerüchen mir schmerzhaft ins Gesicht schlug und einen dem durch Cayennepfeffer verursachten ähnlichen, brennenden Schmerz hinterließ. Die in dem undurchdringlichen Dickicht eingeschlossene Atmosphäre war heiß und erstickend, der Schweiß rann mir aus allen Poren und machte meine Flanellfetzen so nass, als ob ich durch ein Regenbad gegangen wäre. Als ich schließlich wieder in die Ebene gelangt war und frei atmen konnte, gelobte ich mir im Geist, dass ich nie wieder ins Innere afrikanischer Dschungel zu dringen versuchen würde, wenn es nicht eine dringende Notwendigkeit erheischte.

      Trotz der grausamen Risse in meinen Kleidern und meiner Hautwunden konnte ich nicht umhin, als ich über die große wellenförmige, in liebliches Grün gekleidete Ebene blickte, die von schönen, im Frühlingslaub prangenden Wäldern begrenzt wurde, und die kleinen über die weite Fläche verstreuten Gebüschinseln betrachtete, die Schönheit der Gegend zu bewundern. Täglich gewann das Land in meiner Wertschätzung, denn bisher fühlte ich nur, dass ich erhaltenen Befehlen nachkam, und wie ungesund es auch sein mochte, so war ich doch verpflichtet weiterzugehen; aber aus Furcht vor dem schrecklichen Fieber, das mir durch die Fieberaussichten, die das bittere Buch des Kapitäns Burton in meiner Phantasie angeregt hatte, noch schrecklicher wurde, gelobte ich mir, nicht einen Fußbreit von meinem Weg abzugehen.

      Der zweite und dritte Tag vergingen ohne irgendeine Nachricht von Maganga. Daher wurden Shaw und Bombay ausgesandt, um ihn mit aller möglichen Beschleunigung heranzubringen. Am vierten Morgen kehrten sie, von dem langsamen Maganga und seinen langsam nachziehenden Leuten begleitet, zurück. An ihn gerichtete Fragen waren nur imstande, ihm die Entschuldigung zu entlocken, dass seine Leute zu krank gewesen wären und er gefürchtet hätte, ihre Kräfte eher auf die Probe zu stellen, als bis sie ganz imstande wären, die Strapazen auszuhalten. Außerdem machte er den Vorschlag, ich möchte doch, da er sich noch einen Tag in dem Lager aufhalten müsse, nach Kingaru voranziehen und dort bis zu seiner Ankunft im Lager bleiben. Auf diesen Rat hin brach ich mein Lager ab und zog nach dem fünf Meilen entfernten Kingaru.

       Bombay und Mabruki

      Auf diesem Marsch wurde das Land hügeliger, und die Karawane stieß zuerst auf Schilfmoor, was unserem Wagen bedeutende Mühe verursachte. Pisolithischer Kalkstein trat in Schichten und Geröllen hervor; wir fingen an, uns einzubilden, dass wir uns einem gesunden Hochland näherten, und als ob dieser Gedanke sich bestätigen sollte, wurden im Norden und Nordwesten die purpurnen Kegel von Udoe sichtbar, und über allen ragte der Dilima-Pic etwa 1500 Fuß hoch über der Meeresfläche empor. Aber bald darauf senkte sich der Weg wieder in ein kesselförmiges, grünes, von hohem Korn bewachsenes Tal und bog sich leicht von Nordwesten nach Westen durch ein Land, das sich abermals in wellenförmigen Linien dahinzog.

      In einer der zwischen diesen länglichen Bodenanschwellungen befindlichen Niederungen stand das Dorf Kingaru mit einer Umgebung, die in ihrem Äußeren auf Wechsel- und andere Fieber hindeutete. Vielleicht machten die dicken Regenwolken und überhängenden Bergfirste mit ihren dichten, durch das Dunkel traurig aussehenden Wäldern den Ort unangenehmer als gewöhnlich; jedenfalls waren die ersten Eindrücke keineswegs angenehm, die ich von dieser rasenbekleideten, von dunklen Wäldern eingeschlossenen Talsenke und der nahegelegenen tiefen sumpfigen Wasserrinne empfing.

      Ehe wir unser Lager in Ordnung bringen und die Zelte aufschlagen konnten, kam der schreckliche Vorbote der Masikazeit in hinreichenden Strömen herab, um die junge, glühende Liebe, die ich in letzter Zeit für Ostafrika an den Tag gelegt hatte, zu dämpfen. Trotz des Regens jedoch arbeiteten wir weiter, bis unser Lager fertig, das Eigentum vor Wetter und Dieben in Sicherheit gebracht war und wir mit Ergebung zusehen konnten, wie die Regentropfen den Boden in einen äußerst zähen Schlamm verwandelten und aus unserem Lagergrund kleine Seen und Flüsse bildeten.

      Gegen Abend, nachdem das unangenehme Schauspiel seinen Höhepunkt erreicht hatte, hörte der Regen auf, und die Eingeborenen kamen aus den in den Wäldern gelegenen Dörfern scharenweise mit ihren Verkaufsartikeln ins Lager. Ihnen voran erschien, als ob er dazu verpflichtet wäre, der Sultan – Beherrscher oder Häuptling – des Dorfes mit drei Maß Matama und einem halben Maß Reis, die er mich mit väterlichem Lächeln anzunehmen ersuchte. Aber unter seiner lachenden Maske, den triefenden Augen und der gefurchten Stirn ließ sich ein ränkevolles, äußerst schlaues Wesen erkennen. Unter derselben Maske, die dieser schelmische Älteste angenommen hatte, antwortete ich: »Der Häuptling von Kingaru hat mich einen reichen Sultan genannt. Wenn ich das bin, warum kommt dann der Häuptling nicht mit einem reichen Geschenk zu mir, damit er ein ebenso reiches Gegengeschenk empfangen könne?« Darauf erwiderte er abermals mit einem gezwungenen Lächeln seines runzligen Gesichts: »Kingaru ist arm, und es gibt im Dorf kein Matama.« Worauf ich entgegnete, ich werde ihm, da kein Matama im Dorf vorhanden sei, ein halbes Schukka oder ein Meter Tuch geben, was genau seinem Geschenk entspreche, und wenn er sein kleines Körbchen für ein ordentliches Geschenk hielte, so würde ich mein Zeug gleichfalls als ein solches bezeichnen. Mit dieser Logik musste er sich zufriedengeben.

      1. April. Heute hat die Expedition einen Verlust erlitten durch den Tod des grauen arabischen Pferdes, das mir Seyyid Barghasch, der Sultan von Sansibar, geschenkt hatte. Gestern Abend bemerkte ich, dass das Pferd leidend war. Da ich mich dessen erinnerte, was mir Dr. Kirk, der britische Konsul in Sansibar, so häufig versichert hatte, nämlich dass Pferde im Innern von Afrika wegen der Tsetsefliege nicht leben könnten, ließ ich es öffnen, um den Magen, von dem ich meinte, dass er krank sei, zu untersuchen. Außer vielem unverdauten Matama und Gras fanden sich 25 kurze, dicke weiße Würmer vor, welche wie Blutegel in der Wandung des Magens steckten, während die Därme von zahlreichen langen weißen Würmern wimmelten. Ich bin überzeugt, dass weder Mensch noch Vieh mit einer solchen Masse schädlicher lebender Wesen im Innern lange existieren kann.

      Damit der tote Kadaver das Tal nicht verpeste, ließ ich das Pferd ungefähr 20 Meter von der Lagerstätte tief in die Erde vergraben. Aus dieser kleinen Veranlassung machte der Dorfhäuptling Kingaru ungeheuren Lärm. Er hatte sich nämlich mit seinen Kollegen, den Häuptlingen der benachbarten Dörfer, die ungefähr zwei Dutzend aus Zweigen geflochtene Hütten repräsentierten, über die beste Methode beratschlagt, wie er den Musungu um ein oder zwei ganze Doti Merikani strafen könne, und war dabei schließlich

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