Das Narrenschiff. Sebastian Brant
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zuletzt er wie die Schlange sticht
und gießt sein Gift durch alles Blut
gleichwie der Basiliskus63 tut.
Wer Gut hat, sich ergötzt damit
und teilt es nicht dem Armen mit,
dem wird versagt die eigne Bitt’.
17. Von unnützem Reichtum – Geld vor Weisheit
ist, daß man ehrt vor Weisheit Geld
und vorzieht einen reichen Mann,
der Ohren hat und Schellen dran;
der muß allein auch in den Rat,
weil er viel zu verlieren hat.
Einem jeden glaubt so viel die Welt,
als er trägt in der Tasche Geld:
»Herr Pfennig!« der muß stets vornan.
Wär’ noch am Leben Salomo,
man ließ ihn in den Rat nicht so,
wenn er ein armer Weber wär’
oder ihm stünd’ der Säckel leer.
Die Reichen lädt man ein zu Tisch
und bringt ihnen Wildbret, Vögel, Fisch
und tut ohn’ Ende ihnen hofieren,
dieweil der Arme vor der Türen
im Schweiß steht, daß er möcht’ erfrieren.
Zum Reichen spricht man: »Esset, Herr!«
O Pfennig, man gibt dir die Ehr’;
du schaffst, daß viel dir günstig sind:
Wer Pfennige hat, viel Freund’ gewinnt,
den grüßt und schwagert jedermann.
Hält einer um ’ne Ehfrau an,
man fragt zuerst: »Was hat er doch?«
Wer fragt nach Ehrbarkeit denn noch
oder nach Weisheit, Lehre, Vernunft?
Man sucht einen aus der Narrenzunft,
der in die Milch zu brocken habe,
wenn er auch sei ein Köppelknabe64.
Man achtet Kunst65, Ehr’, Weisheit nicht,
wo an dem Pfennig es gebricht.
Doch wer sein Ohr vor dem Armen stopft,
den hört Gott nicht, wenn er auch klopft.
Der setzt zwei Hasen sich zum Ziel,
wer zweien Herren dienen will
und ladet auf sich allzuviel.
18. Vom Dienst zweier Herren – Wer zu viel will, wird nie satt
daß Gott er diene und der Welt;
denn wo zween Herren hat ein Knecht,
kann er ihnen dienen nimmer recht.
Gar oft verdirbt ein Handwerksmann,
der viel Gewerb’ und Künste kann.
Wer jagen will zu einer Stund
und fangen zween Hasen mit einem Hund,
dem wird kaum einer wohl zuteil
und oft gar nichts – trotz aller Eil’.
Wer mit viel Bogen schießen will,
der trifft wohl kaum einmal das Ziel;
und wer viel Ämter auf sich nimmt,
der kann nicht tun, was jedem66 ziemt;
wer hier muß sein und doch auch dort,
ist weder hier noch dort am Ort;
wer tun will, was einem jeden gefällt,
des Odem sei warm und kalt bestellt,
der schlucke viel, was ihm nicht schmecke,
und strecke sich nach jeder Decke,
der möge Pfühle unterschieben
dem Arme jedes nach Belieben,
und salben jedem wohl die Stirne
und sehen, daß ihm keiner zürne.
Aber viel Ämter schmecken gut,
man wärmt sich bald bei großer Glut,
und wer der Weine viel erprobt,
darum noch nicht jedweden lobt.
Ein schlicht Geschmeid ist bald bereit,
der Weise lobt Einfältigkeit67;
wer einem dient und tut dem recht,
den hält man für den treusten Knecht.
Der Esel stirbt und wird nie satt,
der täglich neue Herren hat.
Wer Zung’ und Mund nimmt in die Hut,
der schirmt vor Angst sich Seel’ und Mut68:
ein Specht verrät sei eigen Blut.