Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke
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Читать онлайн книгу Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke - Rainer Maria Rilke страница 14
Wie soll ich auf den Zehn
vom Kindsein zur Verkündigung
durch alle deine Dämmerung
in deinen Garten gehn?
Deiner ernsten Engel einen
Deiner ernsten Engel einen
stell am Rand der Sehnsucht hin
und befiehl ihm, dass er meinen
Schwestern sagt: ihr werdet weinen -
Denn es sind die Rosenreinen
allen Prüfungen und Peinen
wie ein Spiel von Anbeginn.
Weil sie überwunden wähnen,
was die Kindheit kindisch litt,
gehn sie lächelnd zwischen Zähnen, -
und sie tragen keine Tränen
in die neuen Leiden mit...
Oh, dass wir so endlos werden mussten
Oh, dass wir so endlos werden mussten!
Immer noch Entfalten um Entfalten,
und wir haben unsrer Kälte Krusten
lange, lange für den Grund gehalten.
Und ob wir uns aneinander binden
und in Furcht uns immer fester fassen
und uns langsam, wie von Brunnenwinde,
weiter in uns selber gleiten lassen:
keine kann mit ihren blassen, blinden
Händen tastend unsre Tiefen finden.
Mir wird mein helles Haar zur Last
Mir wird mein helles Haar zur Last,
als wäre darin verwühlt
ein dunkler Limonenast,
der schon in seinem Blühn verblasst
und schwerer wird, weil er schon fast
erfüllt den Frühling fühlt.
Nimm du von mir
die bange Zier!
Du bist noch kühl und grün,
weil unter deinen Dornen dir
die Mädchenmyrten blühn.
Und in allen Jahren war ich feierlich und froh
Und in allen Jahren
war ich feierlich und froh
wie die schönen Engelscharen,
die um deine Wunder waren:
... meine Mutter glich dir so...
Und ich bin erst traurig, seit
ihre Küsse mir verblassten;
und mein Horchen und mein Hasten
und mein Ahnen ist ein Tasten
nach der neuen Zärtlichkeit.
Sie sagen alle: Du hast Zeit
Sie sagen alle: Du hast Zeit,
was kann fehlen, Kind? -
Mir fehlt ein goldenes Geschmeid.
Ich kann nicht gehn im Kinderkleid,
wenn alle schon so brautbereit
und hell und hellig sind.
Nicht fehlt mir, als ein wenig Raum,
ich bin in einem Bann,
und immer enger wird mein Traum.
Nur Raum, dass aus dem Seidensaum
ich hoch bis in den Blütenbaum
die Hände heben kann...
Wird dieses ungestüme, wilde Hinsehen meinen Schwestern schwer
Wird dieses ungestüme, wilde
Hinsehen meinen Schwestern schwer,
so flüchten sie zu deinem Bilde,
und du entbreitest dich, du Milde,
und bist vor ihnen wie das Meer.
Und du flutest ihnen sanft entgegen,
sie retten sich auf deinen Wegen
in deine Tiefen hin - und sehn,
wie sich die Wünsche leiser legen
und als ein blauer Sommerregen
auf weichen Inseln niedergehn.
Ich aber fühle, wie ich wärmer und wärmer werde
Nach den Gebeten: Ich aber fühle, wie ich wärmer und wärmer werde, Königin, - und