Liebe im Wüstensand. Barbara Cartland

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Liebe im Wüstensand - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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Bantham war einer der reichsten Männer in England und galt als untadelig. Er gehörte nicht den Kreisen an, deren frivoles Treiben die Klatschpresse beschäftigte und von Ihrer Majestät, der Königin, zutiefst verabscheut wurden.

      Er war eine der Säulen des House of Lords. Als Kenner des Landlebens und der dort auftretenden Probleme gehörte er nahezu jedem Ausschuß und jedem Komitee an, das sich mit der Wahrung und Pflege des englischen Landlebens befaßte, und seine Besitztümer, seine Häuser und Güter suchten weit und breit ihresgleichen.

      Als standesgemäße Partie war er unübertrefflich, aber als Mann . . .

      Vita schauderte bei dem Gedanken.

      Wieder fiel ihr Blick auf das Kinn ihres Vaters, das Entschlossenheit verriet.

      Sir George war in seiner Jugend ein gutaussehender Mann gewesen und wirkte auch jetzt noch ungemein attraktiv.

      Sie blickte zu ihrer Mutter hinüber und sah ihren besorgten, Verzeihung heischenden Gesichtsausdruck, der ihr verriet, daß ihre Mutter die Entscheidung für Lord Bantham unterstützen würde und von ihr keine Hilfe zu erwarten war.

      Ich muß klug vorgehen, sagte sie sich.

      »Bantham kann dir alles bieten, was du dir erträumst«, hörte sie ihren Vater sagen. »Du wirst zu den vornehmsten Gastgeberinnen von London zählen, denn er hat sich immer schon gewünscht, die politische Prominenz zu sich bitten zu können. Zudem verfügt er über das berühmteste Gestüt weit und breit.«

      Er wußte, daß letzteres seiner Tochter besonders zusagen würde.

      Der General besaß selbst zahlreiche Pferde, aber es waren meist nur Tiere, die er und Vita während der Jagdsaison im Winter ritten.

      Das bedeutete jedoch nicht, daß er nichts für Pferderennen übrig hatte. Vita hatte ihn oft schon nach Newmarket oder Epsom begleitet, und im vergangenen Jahr hatte sie von der königlichen Loge aus dem Rennen von Ascot beigewohnt.

      Lord Bantham hatte den Goldpokal gewonnen, und der General, der eine große Summe auf Sieg gesetzt hatte, war begeistert gewesen.

      Sie hatten Lord Bantham zum Sieg seines Pferdes gratuliert, und rückblickend gestand Vita sich ein, daß er ihre Hand länger als schicklich gehalten hatte. Doch das taten die meisten Männer, wenn sie Gelegenheit dazu hatten, und fast alle gerieten ins Stottern, wenn sie ihr in die Augen sahen.

      Nicht so Lord Bantham. Vita konnte sich nur erinnern, daß er ihr an jenem Tag langweiliger und mürrischer erschienen war als je zuvor.

      Viele Freunde ihres Vaters waren fröhlich und amüsant. Sie bekamen glänzende Augen, wenn sie mit ihr flirteten, sie neckten oder mit Komplimenten überschütteten.

      Lord Bantham hingegen hatte sie nur angesehen, doch sie war viel zu sehr mit ihren redegewandteren Verehrern beschäftigt gewesen, um Notiz davon zu nehmen.

      »Die Bantham-Juwelen sind überwältigend«, sagte Lady Ashford plötzlich. »Ich erinnere mich, sie an Lady Bantham, der Mutter Seiner Lordschaft, anläßlich eines Hofballs gesehen zu haben. Sie war buchstäblich mit Diamanten übersät, und die übertrafen selbst jene der Königin.

      »Vita benötigt im Augenblick wenig Schmuck«, erklärte der General, »sie wird jedoch später einmal erkennen, daß Diamanten die Schönheit einer Frau besonders zur Geltung bringen.«

      Sie versuchten es mit allen Mitteln, sie in eine Ecke zu drängen, aus der sie nicht entrinnen konnte, stellte Vita bei sich fest, und es kostete sie große Mühe, ihren Vater betörend anzulächeln.

      »Das alles kommt so überraschend für mich, Papa«, sagte sie. »Du mußt mir Zeit lassen, darüber nachzudenken. Außerdem gibt es so vieles, was du mir erklären mußt, weil ich darüber nicht Bescheid weiß.«

      Sie wußte, daß ihr Vater ihrer rührenden Bitte nicht widerstehen konnte. Seine grimmige Miene wich einem zärtlichen Ausdruck.

      Er legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich.

      »Du weißt genau, Liebes, daß mein einziger Wunsch ist, dich glücklich und in angemessener gesellschaftlicher Stellung zu sehen.«

      Sein Blick wanderte zu seiner Gemahlin, bevor er fortfuhr: »Wir werden alt, deine Mutter und ich, und möchten dich versorgt wissen.«

      Er stieß einen tiefen Seufzer aus.

      »Vor allem bist du eine sehr reiche junge Dame, und ich habe mir schon oft gewünscht, deine Patin wäre nicht so großzügig gewesen!«

      »Niemand könnte Lord Bantham unterstellen, ein Mitgiftjäger zu sein«, bemerkte Lady Ashford.

      Ihre Art, selbstverständliche Dinge zu erwähnen, reizte ihren Gemahl häufig zu Unmutsäußerungen. Diesmal schwieg er und beugte sich über seine Tochter, um ihr einen Kuß auf die Stirn zu geben.

      »Wir werden später darüber sprechen, wie du vorgeschlagen hast, Vita.«

      »Danke, Papa!«

      Vita stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihrem Vater einen Kuß zu geben, bedachte ihre Mutter mit einem Lächeln und verließ dann leichtfüßig den Raum. Sie lief nach oben in ihr Schlafzimmer, schloß die Tür hinter sich und starrte mit vor Zorn dunklen Augen und zusammengepreßten Lippen ins Leere.

      Wie hatte das nur geschehen können? Wie hatte diese Hiobsbotschaft sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel treffen können, so daß sie völlig unvorbereitet war, als sei die Bombe eines Anarchisten vor ihren Füßen explodiert?

      »Ich will ihn aber nicht heiraten! Ich will nicht!« sagte sie, ohne zu bemerken, daß sie laut gesprochen hatte und ihre Worte von den Wänden ihres Schlafgemachs widerzuhallen schienen.

      Sie ging zum Kaminsims, griff nach dem Klingelzug und läutete so heftig, daß Sekunden später eine Zofe mit besorgter Miene im Zimmer erschien.

      »Was ist denn passiert, Miss Vita?«

      »Mein Reitkostüm . . . schnell! Und laß ein Pferd für mich satteln, . . . nein, ich gehe selbst in den Stall. Hilf mir nur beim Umkleiden!«

      Das Mädchen begann ihr Kleid aufzuhaken.

      »Wo ist Martha?« fragte Vita.

      »Unten. Sie hat Teepause, Miss. Sie wußte sicherlich nicht, daß Sie sich jetzt schon umkleiden wollen.«

      »Natürlich nicht.«

      Sie hatte plötzlich Sehnsucht nach Martha, ihrer Gouvernante aus Kindertagen, der sie stets all ihren Kummer anvertraut hatte.

      Doch Martha hatte ihre festen Gewohnheiten, und dazu gehörte, daß sie um diese Zeit mit der Haushälterin eine Tasse Tee trank. Erst wenn die Teepause vorüber war, würde sie ihre Pflichten wieder aufnehmen.

      Emily, die Vita und somit auch Martha diente, half ihrer jungen Herrin in das Reitkostüm aus dunkelgrünem Samt, das die Schönheit ihrer Haut betonte und einen rötlichen Schimmer auf das goldblonde Haar zauberte.

      Ungeduldig, mit einem flüchtigen Blick in den Spiegel, setzte Vita den hohen Reithut mit dem zarten Tüllschleier auf, griff zu Reitpeitsche und Handschuhen und verließ das Haus über die Hintertreppe,

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