Liebe im Wüstensand. Barbara Cartland
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Читать онлайн книгу Liebe im Wüstensand - Barbara Cartland страница 4
Sie schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Ich glaube, die Sache mit William Steele war der Auslöser, mich schnellstens unter die Haube zu bringen.«
»Wer ist William Steele?« fragte Charles eisig.
»Ach, nur einer dieser gutaussehenden jungen Lebemänner«, erwiderte Vita wegwerfend. »Er hält nach einer reichen Erbin Ausschau. Da er aber ausgesprochen hübsch und elegant ist, reden sich alle Mädchen ein, in ihn verliebt zu sein. Mir machte es Spaß, ihn den anderen wegzunehmen, weiter nichts.«
Sie hielt inne.
»Irgendjemand muß Papa etwas über William und mich ins Ohr geflüstert haben«, fuhr sie dann fort, »jedenfalls hat er ein schreckliches Theater gemacht.«
»Und deshalb hat er entschieden, daß du Lord Bantham heiratest?« fragte Charles. »O Vita, wenn du doch nicht so schön und bezaubernd wärest!«
Vita schenkte ihm ein Lächeln, das unwiderstehlich war.
»Vielen Dank für das Kompliment, Charles«, sagte sie, »tatsächlich ist das im Augenblick eher eine Last für mich. Wie kann ich einer Ehe mit Lord Bantham nur entgehen?«
»Du mußt dir etwas einfallen lassen«, erwiderte Charles düster.
»Das weiß ich doch.« Vitas Stimme klang wütend, als sie fortfuhr: »Wie können sie nur so kurzsichtig sein, dem gleichen Verhaltensmuster zu folgen, das Jane so viel Kummer und Leid zugefügt hat? Sie lief mit Prinz Felix Schwarzenberg weg, weil sie ihn liebte, aber Lord Ellenborough hat sie nie geliebt. Deshalb war sie in ihrer ersten Ehe auch so unglücklich.«
»Ich glaube, jede Frau wäre unglücklich an der Seite eines Mannes, den sie nicht liebt«, bemerkte Charles.
»Sag das mal Papa!« rief Vita erregt. »Du hast natürlich recht, Charles. Ich denke genauso und bin fest entschlossen, niemals einen Mann zu heiraten, der mir gleichgültig ist, den ich nicht einfach unwiderstehlich finde, so daß ich ohne ihn nicht mehr leben kann.«
»Könntest du nicht Lord Bantham bitten, auf dich zu verzichten?« schlug Charles vor.
»Glaubst du im Ernst, das hätte einen Sinn?« fragte Vita verächtlich. »Er bildet sich doch ein, mir eine Gunst zu erweisen. Schließlich sind seit Jahren alle möglichen Damen der Gesellschaft hinter ihm her, weil sie ganz versessen darauf sind, die berühmten Bantham-Diamanten zu tragen und seinen langweiligen Reden im House of Lords zu lauschen.«
»Er hat viele schöne Pferde«, warf Charles ein.
»Das ist das einzige, was für ihn spricht!« erklärte Vita heftig. »Leider müßte ich ihn heiraten - nicht seine Pferde.«
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Glaubst du, Cousine Jane wäre von zu Hause fortgelaufen, wenn sie geahnt hätte, wie ihr Leben aussehen würde an der Seite eines ungeliebten Mannes? O mein Gott, ich wünschte, ich könnte sie fragen.«
»Lebt sie nicht in Syrien?« fragte Charles.
»Sie lebt mit ihrem arabischen Scheich in der Wüste, und sie besitzen ein Haus in Damaskus«, sagte Vita. »Das weiß ich von Bevil Ashford, einem Verwandten, der vor einem Monat hier war.«
»Ist er nicht im diplomatischen Dienst?«
»Ja. Bevil gilt als ,vielversprechend‘. Er hat sich in Rußland und Norwegen einen Namen gemacht und war zuletzt in Syrien. Dort hat er auch Cousine Jane getroffen.«
»Was erzählte er über sie?«
»Er sagte, sie sei sehr schön trotz ihrer zweiundsechzig Jahre.«
»Bei dem Leben, das sie geführt hat, ist das erstaunlich.«
»Vielleicht hält die Liebe sie jung.«
»In dem Alter kann sie doch nicht mehr verliebt sein!« rief Charles ungläubig.
»Das zeigt, wie wenig du darüber weißt!« entgegnete Vita unwillig. »Bevil sagt, sie sei sehr verliebt in ihren Scheich, wie sie wahrscheinlich auch ihre beiden anderen Gatten, ihre königlichen Liebhaber und zahllose andere Männer geliebt hat.«
»So willst du doch nicht etwa werden?« fragte Charles schockiert.
»Cousine Jane wurde mir stets als schlechtes Vorbild hingestellt«, erinnerte sich Vita. »Die Familie spricht nur hinter vorgehaltener Hand über sie. Alle Neuigkeiten über Jane werden von meinen Tanten, Großtanten, Vettern und Cousinen genüßlich durchgehechelt, jeder Skandal, in den sie verwickelt war, wird begierig breitgetreten.«
Vita fügte lachend hinzu: »Was die ganze Bande vor Wut beinahe platzen läßt, ist die Tatsache, daß sie immer noch schön und glücklich ist.«
Sie maß Charles mit forschendem Blick.
»Du mißbilligst es auch. Ist das nicht bemerkenswert? Keiner kann es ertragen, wenn eine Frau, die gesündigt hat, nicht in Sack und Asche umherläuft und sich die Augen ausweint, damit man sich in Großmut üben und ihr vergeben kann. Doch Cousine Jane empfindet keine Reue und will keine Vergebung!«
»Woher willst du das wissen?«
»Sie hat mächtiges Aufsehen erregt, als sie vor dreizehn Jahren nach England zurückkehrte und die Familie sich aus purer Neugier, nicht aus Zuneigung, um sie scharte.«
»Warum kehrte sie zurück?«
»Ich vermute, sie hatte Heimweh, stellte hier jedoch fest, daß ihr Zuhause da ist, woran ihr Herz hängt«, erwiderte Vita. »Und das ist Syrien für sie.«
»Das mutet mich alles ein wenig sonderbar an.«
»Ich war damals zu jung, um an dem Familientreffen teilnehmen zu dürfen«, fuhr Vita versonnen fort. »Sie war fünfzig, doch alle, die sie gesehen haben, mußten zugeben, daß sie noch immer schön war, und nach ihrer Abreise sprachen sie über nichts anderes mehr.«
Sie lächelte.
»Früher hieß es immer: ,Erwähnt sie nicht vor dem Kind.‘ Doch als ich älter wurde, sammelte ich alles, was ich über Cousine Jane in Erfahrung bringen konnte, und setzte es wie Teile eines Geduldsspiels zu einem vollständigen Bild zusammen. Mit Bevils Hilfe erfuhr ich dann das Neueste über sie.«
»Ich verstehe nicht, weshalb dich das so interessiert«, sagte Charles steif. »Deine Familie hat recht, Vita. Keine anständige Frau würde einen Araber heiraten und mit ihm in der Wüste leben.«
»Ich finde das alles schrecklich aufregend.«
»Wenn du dort wärst und es mit eigenen Augen sehen könntest, würdest du dieses Leben zweifellos primitiv, schäbig und zuweilen sogar gefährlich finden.«
»Es ist gefährlich!« bestätigte Vita. »Das weiß ich von Bevil. Aber es muß aufregend sein, über einen Beduinenstamm zu herrschen und nichts mehr mit den Intrigen und gesellschaftlichen