Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

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Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark Wyatt Earp

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prüfte er das blankgeputzte Schloß seines Repetiergewehres und zog die Munition

      ein.

      »Wissen Sie, das ist eine verrückte Geschichte. Ich war vor zwei Jahren mit meinem Bruder Morgan unterwegs nach Colorado Springs, als vor uns in einer Senke eine Postkutsche überfallen wurde. Wir konnten die ausbrechenden Pferde stoppen; Morgan blieb bei der Kutsche, und ich jagte die beiden Strolche einen halben Tag über die Berge. Der eine stellte sich mir und fiel. Der andere lauerte mir im Morgengrauen auf, durchschoß mir den Hut, und seine zweite Kugel riß mir die linke Schulter auf. Dann gab er zu meiner grenzenlosen Verwunderung noch elf Schüsse aus seiner Flinte ab. Gott sei Dank zischten sie alle an mir vorbei. Ich war damals ohne Gewehr, und mein Colt trug nicht bis zu ihm hin. Ich weiß es noch wie heute. Die Sonne war eben aufgegangen, als ich meine Deckung, einen mannshohen Felsbrocken verließ, und wie ein Hase hakenschlagend vorwärtslief. Der Bursche ließ ein wahres Trommelfeuer los. Mein erster Schuß erwischte ihn oben am Hals. Er hatte nicht viel bei sich. Einen alten, müden Gaul, fünf Bucks, einen schlechten Cripple-Colt und diese Büchse. Der Sheriff von Wichita, der alte Gulliver, schenkte sie mir. Die beiden Banditen wurden seit langem gesucht, und es stand auch ein Preis auf dem Kopf des Burschen, den ich zuletzt erledigte. Aber Gulliver wußte, daß ich das Geld nie bekommen würde. Deshalb gab er mir das Gewehr…«

      Lester nickte. Er hatte nur mit halbem Ohr hingehört. Alles an ihm vibrierte und bebte. Wo bleiben die Männer? Es ging schon auf sieben zu. Und keiner ließ sich blicken.

      Da saß der Constabler in der Ecke und erzählte mit halblauter Stimme die Geschichte seiner Flinte. Er hatte eine seltsam monotone Art zu berichten. Überhaupt strahlte dieser Wyatt Earp eine unheimliche Ruhe aus. Eine Ruhe, die dem alten Lester an die Nerven ging.

      Wie ein gefangener Tiger wanderte er in der Stube hin und her, blieb vor der Tür stehen, riß sie auf und setzte seine Wanderung draußen auf den schweren Bohlen des Vorbaues fort. Als er nach zehn Minuten wieder zurückkam, war sein Gesicht aschfahl.

      Er bleib mitten im Raum stehen und blickte den Constabler an. »Ich muß es Ihnen nun wohl sagen, Mr. Earp. Wir sind allein.«

      Um die Lippen des anderen huschte ein dünnes Lächeln. »Yeah, Sheriff, ich habe es gemerkt.« Das war alles, was er sagte. Er blieb ruhig sitzen und betrachtete seine Fingernägel. Dann nahm er ein kleines weißes Taschentuch aus der Tasche und roch daran. »Wußten Sie eigentlich, daß ich ein ganz verdammter Spitzbube bin?«

      Von der Stirn des Alten rann der Schweiß in winzigen Bächen. Er hatte seine Wanderung durch das Office wieder aufgenommen. Jetzt drehte er sich hastig um. »Was sagen Sie?« Auf seinen Wangen brannten zwei hektische roten Flecken.

      Wyatt hob das Taschentuch hoch. »Hier, es gehört ihr!«

      »Wem?« fragte Lester nur halb interessiert.

      »Der kleinen blonden Willa Sutherland. Sie hat es vorhin an der Tür verloren.« Earp hob den Kopf. »Sie erinnern sich doch, daß sie weinte?«

      »Ja, ja.«

      Hm, da hab’ ich es aufgehoben und eingesteckt. Das war ein dreister Diebstahl am hellichten Tage.« Wyatt stand langsam auf, fingerte sich eine neue Virginia aus der Rocktasche, zündete sie geruhsam an und ließ die glühende Spitze um Kinn und Nase kreisen. Dann kniff er das linke Auge ein und machte über die Schulter zu dem Alten: »Wollen Sie auch, Sheriff? Ich hab’ noch eine.«

      Der Alte schüttelte den Kopf. »No, danke.«

      Lester hatte das Gefühl, als säße er auf einem Pulverfaß. Woher dieser unglaubliche Mann da nur diese stoische Ruhe nahm? Sie saßen hier beide allein im Office und wußten doch genau, daß die Cassedy-Bande in jeder Minute in die Mainstreet brechen konnte. Und da redete der Mann von Mädchentaschentüchern und Zigarren.

      Der Sheriff wischte sich mit seinem großen karierten Taschentuch über Gesicht und Nacken. »Sie kommen nicht, Mr. Earp. Sie haben keinen Mut. Cassedy sitzt ihnen zu heiß im Nacken.«

      »Ja«, antwortete der Constabler, »das kann sein.«

      »Und – was haben Sie vor?«

      Earp hob die Schultern. »Mal sehen. Noch ist ja alles ruhig.«

      Howard Lester ging auf ihn zu. Sein rechtes Augenlid zuckte nervös. »Cassedy kann jeden Augenblick hier sein!«

      Earp nickte. »Doch, ja, das kann er.«

      »Wollen wir etwa hier auf ihn warten?«

      Der Constabler warf einen Blick auf die alte Wanduhr. »No, das wäre ziemlich dumm. Jedenfalls von mir.« Er nahm seinen Hut, setzte ihn auf, griff mit der Linken nach dem Lauf des Stutzens und ging zur Tür. Als er die Klinke schon in der Hand hatte, sagte er, ohne sich umzudrehen: »Bleiben Sie hier, Sheriff.«

      Lester kam hinter ihm her.

      Da drehte Earp sich um. Aus seinen Augen schoß ein kühler Blick auf den Alten. »Ich gehe allein, Mr. Lester. Das ist nichts mehr für Sie. Wenn ich einmal sechzig bin, werde ich es sein, der bleiben muß. Aber ich bin dreißig…«

      *

      Howell hat die Septembernacht nie vergessen.

      Sie steht noch heute in den Annalen der kleinen Stadt verzeichnet.

      Der Brandnacht, in der eine ganze Stadt einen einzelnen Mann schmählich im Stich ließ.

      Langsam schlenderte er über die leere Mainstreet dem Marktplatz zu.

      Es war totenstill ringsum.

      Nur vereinzelt brannte hinter den verhangenen Fenstern noch Licht.

      Der Saloon »Zum toten Sioux« schien ausgestorben.

      Als Wyatt die Höhe des Marktplatzes erreicht hatte, hörte er das leise Quietschen einer Tür. Er blieb stehen und wandte den Kopf zur Seite.

      »Mr. Earp«, vernahm er eine halblaute Frauenstimme.

      Langsam ging er auf das Haus des Brunnenmachers zu.

      »Mr. Earp!« Es war Willas Stimme.

      »Ja, Miß Sutherland?«

      »Wo wollen Sie hin?«

      »Die Luft ist so schön…«

      Die Tür wurde ins Schloß gezogen. Er hörte die Schritte des Mädchens auf dem Holz des Vorbaues.

      »Mr. Earp, bitte…«

      Ganz nahe kam er an das Geländer heran.

      Sie stand oben und blickte stumm zu ihm herunter.

      Trotz der Dunkelheit konnte er ihre Augen schimmern sehen.

      »Bitte, bleiben Sie hier. Kommen Sie ins Haus. Vater und meine Brüder sitzen in der Küche.«

      Wyatt nickte. »Ja«, sagte er nur, um überhaupt etwas zu sagen.

      Da brach es aus ihr heraus: »Diese Feiglinge. Die ganze Stadt verkriecht sich und schickt einen einzelnen Mann gegen eine Horde von Verbrechern vor. Silk Cassedy hat mehr als fünfzehn Leute in seiner Crew. Heute mittag war nur

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