Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Butler Parker Jubiläumsbox 5 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 17
Dennoch besaß der Butler die Nerven, die Tür umständlich aufzuschließen und aufzudrücken. Diesen Kontakt hatte er ja gesucht. Er dachte nicht im Traum daran, sich irgendwie abzusichern. Er vertraute seiner Geschicklichkeit, mit Gangster umzugehen.
Jerry Landers, der Gangster mit dem kompakten Bau, stand am Fenster und richtete den Lauf seines Revolvers auf Parker.
Sein jüngerer Begleiter, der von Parker ebenfalls mit Suppe behandelt worden war, löste sich vom Schrank und schnitt Parker den Weg zur Tür ab.
»Hoffentlich mußten Sie nicht zu lange warten«, begrüßte der Butler seine Gäste.
»Dir wird das Flachsen bald vergehen, Alter.« Landers räusperte sich und schritt auf Parker zu. Er ließ den Butler nicht aus den Augen. Inzwischen glaubte er nämlich genau zu wissen, wie listenreich und gefährlich der scheinbar alte Mann vor ihm war.
»Darf ich mir die Freiheit nehmen, mich nach Ihren speziellen Wünschen zu erkundigen?« Josuah Parker duldete es, daß der Jüngere den Lauf seines Revolvers gegen seinen Rücken preßte.
»Wir werden zum Chef fahren«, verhieß Landers. »Wenn Sie unterwegs Stunk machen, sind Sie geliefert. Ist das klar?«
»Sie drückten sich deutlich aus. Ich schlage vor, daß wir nun keine weitere Zeit mehr verlieren.«
»Ich wette, Sie wollen uns mit faulen Tricks kommen.« Landers war und blieb mißtrauisch.
»Sie überschätzen mich wieder einmal. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich freiwillig mitkommen werde.«
»Was ich mir dafür schon kaufen kann …!«
Landers blieb hinter Parker, während der junge Mann die Führung übernahm. Sie schritten durch den düsteren Korridor, erreichten die Straße und stiegen in Landers’ Chrysler. Der junge Mann setzte sich ans Steuer. Parker mußte sich in eine Wagenecke drücken, während Landers ihn scharf bewachte.
Nach einer Fahrt von etwa zwanzig Minuten bog der Chrysler von der Straße ab und fuhr in eine Tiefgarage hinunter. Es handelte sich um eine Garage, die zu einem modernen Hochhaus gehörte. Parker konnte sich nur schwer vorstellen, daß Stan Hardels ihn ausgerechnet in solch einem Haus erwartete und ihn verhören wollte.
Des Rätsels Lösung fand sich schnell. Parker mußte nämlich in einen kleinen, geschlossenen Lieferwagen umsteigen. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, konnte er nichts mehr sehen. Die beiden Gangster fuhren ihn nun in aller Ruhe durch die Stadt, ohne daß der Butler sich den Weg und das Ziel merken konnte.
Natürlich verlor der Butler nicht seine stoische Ruhe. Es war äußerst schwer, ihn aus der Ruhe zu bringen. Nachdem er es sich auf einer Kiste einigermaßen bequem gemacht hatte, wartete er geduldig auf das Ende der Fahrt.
Besondere Bedenken hatte er nicht. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, daß die Gangster ihn zu diesem Zeitpunkt ermorden wollten. Schließlich war Hardels ja an den drei verschwundenen Gemälden sehr interessiert. Sie stellten so eine Art Lebensversicherung für den Butler dar.
Jäh bremste der Wagen ab. Nach Parkers Berechnung waren seit dem Umsteigen in den kleinen Lieferwagen dreißig Minuten vergangen. Die altertümliche Taschenuhr bestätigte seine Vermutung. Parker mußte aussteigen und sah sich um. Der Lieferwagen stand in einer engen Garage. Parker mußte sich mit ausgebreiteten Armen vor die rauhe Wand stellen und wurde nach Waffen abgesucht.
Landers war sehr vorsichtig und gab sich alle Mühe. Er fand natürlich Parkers Colt und grinste abfällig, als er die alte Waffe näher betrachtete.
»Von welcher Müllkippe haste denn die Kanone geholt?« fragte er Parker.
»Es handelt sich um ein mir liebes Erbstück«, behauptete Josuah Parker.
»Und was ist das hier?«
Landers hielt zwei Stücke Stacheldraht hoch, die seltsam geformt waren. Sie ließen sich nicht verbiegen.
»Ich arbeite zu Hause an einem Vogelkäfig«, kam es prompt aus Parkers Mund. »Wenn Sie diese beiden Teile für eine Waffe halten, sollten Sie sie mir besser wegnehmen.«
»Damit kannste keiner Fliege was antun …!« Landers warf einen letzten geringschätzigen Blick auf die beiden Teile und reichte sie Parker zurück. Der Butler steckte sie gelassen zurück in seine Manteltasche.
»Und jetzt, ab durch die Mitte, Alter …!«
»Wie darf ich Ihre Worte interpretieren?« erkundigte sich Josuah Parker würdevoll.
»Sie werden für ein paar Tage unser Gast sein.«
»Sie wollen mich festhalten? Gegen meinen Willen?«
»Natürlich …! Und da kannste sogar noch von Glück sagen, Alter. Eigentlich sollten wir dich abknallen wie ’nen tollen Hund.«
»Ich werde Ihre Menschlichkeit eventuell später berücksichtigen.« Josuah Parker folgte dem jungen Mann, der eine schmale Tür geöffnet hatte. Nach einem verwickelten Marsch durch Kellerräume landete der Butler in einem kleinen, fest gemauerten Verschlag, ohne Lichtschacht oder Fenster. Außer einer sehr baufälligen Pritsche war darin nichts enthalten.
»In ein paar Stunden kommt der Chef und erkundigt sich nach den drei verschwundenen Bildern«, sagte Landers, bevor er die Tür schloß. »Es gibt so lange nichts zu trinken, bis wir die Wahrheit wissen. In spätestens drei Tagen wirst du singen wie ein Kanarienvogel.«
Dumpf schlug die Tür zu. Parker hörte das Rasseln des alten Schlosses. Ihm machte das nichts aus, zumal da er über die seltene Gabe verfügte, Schlösser aller Systeme praktisch mit einer unscheinbaren Haarnadel zu öffnen. Als draußen aber noch zwei Querbalken vorgelegt wurden, Parker hörte das ganz deutlich, kamen ihm doch einige Bedenken. Gegen solch eine Sicherung war er machtlos. Wollten ihn die Gangster hier in dieser Grabkammer wirklich so lange trockenlegen, bis er redete?
Mochte er Befürchtungen hegen oder nicht, er ließ sie sich natürlich nicht anmerken. Gefühlsregungen zu zeigen, entsprach nicht seiner Lebensauffassung. Er setzte sich auf die Kante der Pritsche und nutzte die Gelegenheit, scharf nachzudenken …!
*
Irgendwo in Chicago stand ein etwa 50jähriger Mann am Telefon und unterhielt sich angeregt mit seinem unsichtbaren Gesprächspartner. Er blätterte dabei in einem Kunstkatalog herum und machte sich einige Notizen.
»Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen«, unterbrach er. »Die Polizei wird niemals eine Spur finden …!«
»Dennoch, ich werde mich für einige Zeit zurückziehen«, bekam er zu hören. »Seit einigen Tagen befaßt sich ein gewisser Josuah Parker mit dem Fall.«
»Ich weiß …!«
»Wie, Sie wissen darüber Bescheid? Dann wundert es mich, daß Sie so ruhig sind. Parker gilt in Fachkreisen als erstklassiger Kriminalist.«
»Er war ein erstklassiger Kriminalist.« Der Mann am Telefon lächelte und schlug den Katalog zu.
»Wie soll ich das verstehen?« Die Gegenseite zeigte Interesse.
»Parker