MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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und Geist zu haben sagen, dass Ihr vor einer Herausforderung schwächelt

      »Eine Herausforderung ist eine Sache. Aber das hier ist ein Ding der Unmöglichkeit. Und passt auf, wen Ihr des Schwächelns bezichtigt, mein Junge, denn ich könnte Euch mit meinem kleinen Finger vom Pferd stoßen.«

      Bevor Matthew sich beherrschen konnte, trieb er Dante vor Greathouses Pferd. Matthews Wangen brannten, sein Herz schlug hart und er hatte die Nase gestrichen voll von Greathouses Benehmen. Greathouses Pferd schnaubte und ging rückwärts, während Dante keinen Schritt zur Seite wich. Kochend vor Wut saß Matthew im Sattel.

      »Was zum Teufel ist mit Euch los?«, brüllte Greathouse. »Ihr hättet mein Pferd zum …«

      »Schweigt«, sagte Matthew.

       »Was?«

      »Ich habe gesagt, dass Ihr schweigen sollt.«

      »Na, na.« Greathouse grinste grimmig. »Nun ist der Junge durchgedreht.«

      »Ich bin nicht durchgedreht, sondern soweit, Euch jetzt zu sagen, was ich von Euch halte.«

      »Ach ja? Na, das wird aber interessant. Soll ich absteigen und Euch um den Baum da hinten wickeln?«

      Matthew spürte, wie ihn der Mut verließ. Er musste weitermachen und sprechen, bevor ihn seine Vernunft daran hinderte. »Ihr bleibt da jetzt im Sattel sitzen und hört zu. Wenn Ihr mich um einen Baum wickeln wollt, wenn ich fertig bin, dann von mir aus. Ich bezweifle nicht, dass Ihr das tun könnt, und ebenso wenig, dass Ihr mich mit Eurem kleinen Finger vom Pferd stoßen könnt, wie Ihr so wunderbar gesagt habt, aber ich werde mich von Euch verdammt noch mal nicht länger wie einen Idioten behandeln lassen.«

      Greathouse verengte die Augen. »Was steckt Euch denn im Arsch verquer?«

      »Mrs. Herrald hat mich aus einem bestimmten Grund ausgesucht. Einem sehr guten Grund. Ich bin recht intelligent und habe Dinge erlebt und getan, die sie sehr interessant findet. Nein, ich bin mehr als recht intelligent. Ich bin äußerst gescheit, Mr. Greathouse, vermutlich gescheiter als Ihr, und Ihr wisst das. Stimmt, ich kann nicht so gut kämpfen wie Ihr und bin völlig nutzlos mit dem Degen, und ich habe in den letzten Monaten auch keine Attentate verhindert. Aber ich habe eine Frau vor dem Scheiterhaufen gerettet und ich habe einen Mörder und einen Plan entblößt, der eine ganze Stadt zerstören sollte. Ich denke, das ist etwas, das zählt. Meint Ihr nicht?«

      »Ich denke, es …«

      »Ich bin noch nicht fertig«, redete Matthew weiter und Greathouse verstummte. »Ich habe weder Eure Erfahrung, noch Eure Körperstärke – und werde sie vielleicht auch nie haben –, aber etwas will ich von Euch haben, das Ihr anscheinend nicht zu geben bereit seid: Euren Respekt. Nicht dafür, dass ich so werde, wie Ihr mich haben wollt, sondern dass ich so bin, wie ich bin. Mrs. Herrald scheint meinem Urteilsvermögen zu vertrauen. Warum solltet Ihr das also nicht auch, wenn ich Euch sage, dass ich herausfinden kann, wer diese Frau im Hospital ist. Und nicht nur das – ich denke, es ist unerlässlich, das herauszufinden, denn ich glaube, dass sie etwas über Mr. Devericks Tod und vielleicht sogar den Maskenschnitzer weiß.«

      »Findet Ihr das nicht etwas weit hergeholt?«

      »Das kann ich erst sagen, wenn ich es weiter verfolgt habe.«

      »Dann verfolgt es, nur zu!« Greathouse schwenkte den Arm mit solcher Gewalt, dass Matthew überzeugt war, die Bewegung hätte ihn die halbe Strecke zurück nach New York katapultiert, wenn Greathouse ihn getroffen hätte. »Was zum Teufel geht es mich an, wenn Ihr auf einer Jagd ins Blaue Mrs. Herralds Dukaten verplempert?«

      »Es sind nicht ihre Dukaten«, erinnerte Matthew ihn. »Die Ärzte zahlen für die Spesen.«

      Greathouse kniff die Augen zusammen und sah zur Sonne hoch, vielleicht, um sich das Bild eines Idioten aus den Augen zu brennen. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit wieder auf Matthew. »Also gut. Und nun bin ich dran«, sagte er barsch. »Ja, Mrs. Herrald vertraut Euch. Mehr als ich übrigens, aber das ist wohl offensichtlich. Bei dieser Arbeit geht es nicht nur darum, Köpfchen zu haben. Ich habe mehrere sehr gescheite Gentlemen gekannt, die blindlings in eine Gasse gelaufen sind und dachten, dass am Ende eine Tür offensteht. Jetzt liegen sie begraben und nur die Würmer begeistern sich noch für die Größe ihres Hirns. Auf Erfahrung kommt es bei dieser Arbeit auch an, ja, aber auch auf etwas, das Ihr nicht habt, nämlich Instinkt. Mein Instinkt sagt mir, dass Ihr daran scheitern werdet, herauszufinden, wer diese Frau war – ist –, und dass Ihr bei dem Versuch mehr Schaden anrichten als Gutes tun werdet. Was den Respekt angeht, Sir Corbett, den bekommt Ihr von mir nur auf eine einzige Art: indem Ihr ihn Euch verdient. Heute sitzt Ihr auf einem hohen Ross und fühlt Euch da oben ganz berauscht, aber ich kann Euch sagen, dass der Boden sehr hart und unnachgiebig ist, wenn Ihr fallt.«

      »Dann werde ich wohl fallen müssen, um das herauszufinden, nicht wahr?«

      »Ja, aber fallt wenigstens bei etwas, das Aussicht auf Erfolg hat.«

      Matthew nickte. Er weigerte sich, Greathouses schlecht gelauntem Blick auszuweichen. »Ich finde, wir sollten uns darauf einigen, dass wir unterschiedlicher Meinung sind, Sir. Denn im Gegensatz zu Eurem Instinkt sagt mir meiner, dass die Königin sowohl mit Pennford Deverick, als auch mit dem Maskenschnitzer auf irgendeine Weise verbunden ist. Und ich habe vor, herauszufinden, was es damit auf sich hat.«

      »Und ich denke, dass Ihre Königliche Hoheit eine Verrückte ist, die von ihrer Familie abgeschoben wurde, damit sie ihnen beim Frühstück nicht auf den Speck sabbert.«

      »Da steckt mehr dahinter, glaube ich«, sagte Matthew. »Viel mehr. Dass die Schreinerinitialen von den Möbeln geschmirgelt oder herausgemeißelt worden sind, sagt mir, dass sie dorthin gebracht wurde, um unsichtbar zu sein. Für mich klingt es eher so, als ob Mr. Primms Klient Angst hat, dass der Name der Dame aufgedeckt wird. Warum?«

      »Keine Ahnung. Da Ihr diese Untersuchung führt, solltet Ihr mich darüber aufklären.«

      »Menschen, die ihre Taten verschleiern, haben meist ein Geheimnis zu bewahren. Und ich möchte herausfinden, was das für ein Geheimnis ist.«

      »Jetzt sind wir von der Aufdeckung des Namens schon beim Aufdecken von vermuteten Geheimnissen angekommen.«

      »Tja«, sagte Matthew. »Nennt dies Instinkt.«

      Greathouse schnaubte. »Junge, ich gehe jede Wette ein, dass Ihr mit Eurer Einstellung Menschen verrückt machen könnt.«

      »Ihr habt Eure Waffen«, gab Matthew zurück, »und ich habe meine.«

      »Allerdings.« Greathouse musterte Matthew mit vielleicht einem Hauch neuer Wertschätzung – aber im nächsten Moment war davon bereits nichts mehr zu spüren. »Euch wird auffallen, dass die Straße nach New York während unseres Geschwätzes um keinen Deut kürzer geworden ist.« Sie ritten weiter, jetzt mit Dante vorne weg.

      Die Wolken teilten sich und schwebten wie Nebelschwaden davon. Die Sonne schien stärker und stach goldene Schwerter zwischen die Bäume, in der Luft schillerten Insekten und die Vögel sangen vor Freude, in diesem modernen Jahrhundert zu leben. Der Rest ihrer Reise wurde nur von einer Stunde Wartezeit in Weehawken auf die Fähre unterbrochen, da an der New Yorker Seite ein Ruder an einem in der Strömung treibenden Baumstamm zerbrochen war. Doch dann war auch die Flussüberquerung geschafft und Matthew und Greathouse führten ihre Pferde vom Boot auf den Matsch von Manhattan hinunter.

      Greathouse

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