MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2). Robert Mccammon

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MATTHEW CORBETT und die Königin der Verdammten (Band 2) - Robert Mccammon Matthew Corbett

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hat und über deren Namen und Geschichte nichts bekannt ist. In manchen dieser Fälle hat ein furchtbarer Schock das Gedächtnis blank gewischt, zum Beispiel, wenn sie einen Unfall, ein Gewaltverbrechen oder Mord mitangesehen haben. Bei erfolgreicher Behandlung können sie durchaus wieder ins normale Leben zurückkehren.«

      Greathouse runzelte die Stirn. »All diese Leute zu versorgen, muss gewaltige Kosten verursachen.«

      »Das Grundstück wurde uns von der Kolonie geschenkt und wir haben großzügige christliche Wohltäter, die uns bei der Erstattung der Kosten helfen«, sagte Hulzen durch seine schwebende Rauchwolke. »Die Stadt Westerwicke unterstützt uns ebenfalls. Der Arzt dort, Dr. Voormann, kümmert sich für eine nominelle Summe um die körperlichen Krankheiten unserer Patienten. Ein paar Frauen aus Westerwicke bereiten für ein wenig Geld die Mahlzeiten zu. Von daher – ja, es kostet etwas, aber wir wissen, dass unsere Patienten einfach auf die Straße gesetzt werden würden, wenn es dieses Hospital nicht mehr gäbe.«

      »Nun«, sagte Greathouse, und vielleicht spürte niemand außer Matthew sein Unbehagen, »das wird ganz sicher niemand wollen.«

      »Unsere Vorgehensweise ist modern«, sagte Ramsendell. Mariah trug ein Tablett mit zwei Zinnbechern Apfelmost und einer Holztasse Tee ins Zimmer. Sie stellte das Tablett auf den Tisch. Ramsendell bedankte sich bei ihr und nachdem sie zu ihrer Arbeit zurückgekehrt war, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Greathouse zu. »Euch wird aufgefallen sein, dass weder Curtis noch ich karierte Hemden tragen.«

      Greathouse hatte bereits seinen Becher Apfelmost in der Hand und einen Schluck genommen. »Wie bitte?«, fragte er.

      »Karierte Hemden«, wiederholte Ramsendell. »Im Mittelalter trugen Ärzte, die sich einer geistesgestörten Person näherten, karierte Hemden. Sie glaubten, dass die dämonischen Geister der Tollheit kein kariertes Hemd durchfahren konnten, um in ihre Seele zu gelangen.«

      »Das ist gut zu wissen«, sagte Greathouse und verzog schnell das Gesicht zu einer Grimasse, die ein höfliches Lächeln darstellen sollte.

      »Ich bin mir sicher, dass Ihr mit Eurer Arbeit hier viel Gutes tut«, meldete Matthew sich zu Wort. »Aber ich sehe nicht, wie wir Euch behilflich sein können.«

      »Das Wichtigste zuerst.« Ramsendell trank einen Schluck Tee und drehte die Tasse zwischen seinen Händen hin und her. »Ich möchte mich nochmals bedanken, dass Ihr so schnell gekommen seid, aber ich denke, dass Curtis und ich zuerst etwas mehr über die Herrald Vertretung, Eure Nachforschungsstelle, hören möchten, bevor wir uns auf mehr einlassen.«

      Matthew nickte und schwieg, während Greathouse die nächsten fünf Minuten über die Geschichte und den Zweck der Herrald Vertretung sprach. Er betonte ihre hohen Maßstäbe und die Erfolge im Bereich der Problemlösung. Er zählte Fälle auf, in denen Juwelen, Kunstgegenstände, gestohlene Gerichtsdokumente, vermisste Personen und gefälschte Diplomatenpapiere wiedergefunden worden waren und erwähnte auch ein versuchtes Attentat in London, das er im Dezember höchstpersönlich vereitelt hatte. »Ich muss die Gentlemen aber darüber in Kenntnis setzen«, schloss er, »dass unsere auf diesen zahlreichen Erfahrungen beruhenden Fähigkeiten nicht billig sind. Unsere Zeit ist wertvoll, genau wie Ihre. Für Nachforschungen stellen wir eine Grundgebühr in Rechnung und müssen auch alle Spesen vergütet bekommen. Die Gebühr hängt natürlich von der Art der Aufgabe ab.«

      »Stellt Ihr auch in Rechnung, Euch die Details des Problems anzuhören?«, fragte Hulzen, der bereits seine zweite Pfeife paffte.

      »Nein, Sir«, sagte Greathouse. »Wir stellen einen Vertrag auf und berechnen unsere Leistungen dementsprechend.«

      Die beiden Ärzte schwiegen. Matthew trank seinen Apfelmost aus und wartete, dass sie etwas sagten. Hulzen starrte zur Decke hoch und rauchte, während Ramsendell auf der Tischplatte die Finger verschränkte.

      »Wir sind uns nicht sicher, dass Ihr uns behilflich sein könnt«, sagte Ramsendell schließlich. »Ganz und gar nicht sicher.«

      »Ihr müsst zumindest gedacht haben, dass wir helfen können.« Greathouse lehnte sich in seinem Stuhl zurück, sodass die Beine knackten. »Wir sind einen weiten Weg gekommen. Wir würden zumindest gern hören, worum es geht.«

      Ramsendell hob an zu sprechen und warf Hulzen einen Blick zu. Der sog noch einmal an seiner Pfeife, stieß einen dünnen Rauchfaden aus und sagte: »Wir haben einen jungen Mann – einen Einwohner von Westerwicke –, der für uns nach New York reitet und in der Smith Street Apotheke Arzneien kauft. Seine letzte Reise war Donnerstag gewesen. Er hat in Eurer Stadt in einem Gasthaus übernachtet und ist Freitag zurückgekommen. Er hat etwas mitgebracht, das … nun ja …« Er sah Ramsendell an, als ob der nun weitersprechen sollte.

      »Er hat in einer Schänke gefrühstückt«, sagte Ramsendell. »Und hat uns eine Eurer Zeitungen mitgebracht.«

      »Den Ohrenkneifer?«, fragte Matthew.

      »Genau den.« Ramsendell rang sich ein schmallippiges Lächeln ab, das schnell verflog. »Wir haben eine Patientin hier, die sich gern vorlesen lässt. Eine besondere Patientin, könnte man wohl sagen.«

      Greathouse spannte die Muskeln an. »Besonders? Inwiefern?«

      »Oh, sie ist ganz und gar nicht gewalttätig. Sie ist sogar extrem fügsam. Die anderen nennen sie die Königin.«

      »Die Königin?« Matthew erinnerte sich, dass Jacob das Wort draußen benutzt hatte.

      »Ganz genau.« Ramsendell suchte in Matthews Augen nach einer Reaktion. »Habt Ihr jemals gedacht, dass Ihr eine Königin kennenlernen könntet? Die Königin der Verdammten, sozusagen?«

      »Unser Problem ist«, sagte Hulzen, »dass wir herausfinden möchten, wer sie ist. Ihren wahren Namen und wo sie herkommt. Was ihre Vergangenheit war und … warum sie sich in ihrem jetzigen Zustand befindet.«

      »Und was für ein Zustand ist das?« Greathouse bekam fast Zuckungen, während er auf die Antwort wartete.

      »In sich eingeschlossen«, gab Ramsendell zurück.

      Schweigen breitete sich aus. Rauch kräuselte sich der Decke entgegen und hinten im anderen Zimmer polierte die Frau weiter die glänzenden Glasfläschchen.

      »Ich denke, wir sollten sie kennenlernen«, sagte Matthew.

      »Ja.« Ramsendell rückte seinen Stuhl nach hinten und stand auf. »Ich werde Euch vorstellen.«

      Zwei

      Sowohl Matthew als auch Greathouse waren überrascht, als die beiden Ärzte sie vom Arbeitszimmer nicht zu dem Steingebäude führten. Stattdessen machten sie sich auf einem Pfad am Hospital entlang auf den Weg zu dem Haus, das am Rande des Gartens stand.

      Es wurde immer dunkler. Wie in New York waren auch hier in regelmäßigen Abständen Pfosten mit Laternen aufgestellt und ein graugekleideter Mann mit Glatze steckte gerade die Kerzen an. »Guten Abend, Sirs«, sagte der Mann fröhlich, als sie an ihm vorbeigingen.

      »Guten Abend, Charles«, gab Dr. Ramsendell zurück.

      »Das war auch ein Patient?«, fragte Greathouse, als sie sich ein Stück von dem Mann entfernt hatten. Ramsendell nickte, und Greathouse sagte: »Nennt mich dumm, aber ich verstehe nicht ganz, warum Ihr die Verrückten herumlaufen lasst, wenn sie doch hinter Schloss und Riegel sitzen sollten.«

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