Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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»Ich habe mir gedacht, daß da doch nix dabei ist, wenn wir spazieren oder wandern gehen. Wir könnten auch mal an einem Samstag rauf zur Berghütte steigen und am Sonntagabend wieder zurückkommen. Wie wäre es?«
Martina schlug die Seite in ihrem Buch um. Friedel ließ nicht locker.
»Du arbeitest die ganze Woche. I hab’ mir denkt, daß du die Berge so liebst. Warum gehst dann am Wochenende net wandern? Du sitzt nur im Garten mit deinen Büchern. Was liest du da?«
»Bergromane, die hat mir die Bäuerin ausgeliehen.«
»I weiß net, ob das ganz das Richtige ist für so ein nettes junges Madl, wie du es bist. I denk, ein Madl wie du, des liest Liebesromane.«
Martina warf ihm einen Blick zu.
»Liebe kommt auch drin vor, wenn es dich beruhigt.«
»So, Liebe kommt auch drin vor. Dann bin ich doch beruhigt.«
Der letzte Satz war Friedel mit soviel Ehrlichkeit über die Lippen gekommen, daß Martina doch überrascht war.
»So, du bist beruhigt, dann bist du vorher beunruhigt gewesen.«
»Ja, das war i. Aber jetzt denk i, daß du doch so bist, wie die anderen
Madln auch.«
»Interessiert dich denn eigentlich, wie ich bin?«
»Ja, i hab’ mir halt so meine Gedanken gemacht. Des darf ich doch, oder?«
»Ich kann dir nicht verbieten, dir Gedanken zu machen. Solange du sie mir nicht erzählst, ist alles in schönster Ordnung.«
»Schau, das war wieder so eine Spitze. Mein Gott, mit dir ist es schwierig!«
»Was ist schwierig, Friedel?« Martina atmete tief.
»Mei, das kann i dir sagen. Es ist sehr schwierig, sich mit dir zu unterhalten. Wie ich es auch mache, i mach’s falsch. Warum kannst mit mir net reden, so wie du mit meiner Mutter redest? Ich hab’ euch gehört. Wenn ihr zusammen seid, da tut ihr doch auch reden.«
»Hauptsächlich redet deine Mutter.«
»Des stimmt. Die is halt froh, daß sie jemand hat. I hätt’ auch nix dagegen. I glaub’, du hast doch was gegen mich, Tina.«
Martina seufzte tief.
»Friedel, ich hab’ nix gegen dich, bestimmt nicht. Ich weiß nur, daß es nicht gut ist, wenn wir viel miteinander reden. Weil ich nicht hierbleibe, das weißt du doch.«
Friedel Sommerhalder lächelte.
»Du hast Angst, daß du dich an mich gewöhnen tust. Wenn du dann gehst, wird dir der Abschied schwerfallen. Is des so?«
Martina schaute ihn an.
»Denk, was du willst, Friedel. Ich weiß nur, daß ich wieder fortgehe und daß es besser so ist für dich. Friedel! Gut, reden wir offen.«
»Ich bitt’ schön darum.«
»Also! Ich seh doch, wie du mir nachschaust. Du beobachtest mich, wo immer du nur kannst. Selbst deiner Mutter ist es aufgefallen.«
Friedel wurde rot vor Verlegenheit und Freude.
»Da bin ich aber froh, daß du des merkt hast. Ja, i seh dich halt gern, Tina.«
Martina nahm allen Mut zusammen und schaute ihm in die Augen.
»Friedel, gebe dich bitte keinen Hoffnungen hin. Ich gehe wieder. Dann wirst du enttäuscht sein. Es kann daraus nichts werden.«
»Gefalle ich dir net?«
»Friedel, darum geht es nicht. Es kann daraus nix werden. Ich will es so.«
»Ah, du bist einem anderen versprochen? Der wartet auf dich.«
»Nein, Friedel, auf mich wartet kein Mann. Es wird auch niemals ein Mann auf mich warten, weil ich es nicht will.«
In Gedanken formulierte Tina den Satz anders. Niemals mehr würde ein Mann auf sie warten. Das konnte sie ihm aber nicht sagen.
»Das kannst net wissen, Tina. Wenn du dich verlieben tust, dann kannst nix dagegen tun. Und wenn sich jemand in dich verlieben tut, dann kannst auch nix dagegen machen.«
»Ich werde mich aber nicht verlieben, Friedel!«
»Das ist gegen die Natur. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Als mir meine Braut weggelaufen ist, da hab’ i auch gedacht, daß die Welt untergeht und i mich net mehr verlieben könnt. Doch dann bin ich drüber weggekommen. I denke, daß es gut war, wie es gekommen ist. Vielleicht hätten wir doch net so gut zusammengepaßt. Jetzt weiß ich, daß i mich wieder verlieben kann. I denke, daß i verliebt bin.«
Martina wurde verlegen. Sie schaute in ihr Buch, gab sich unbeteiligt.
»Schön für dich!«
»Verstehst net, was ich sagen will, Tina?«
Martina schwieg.
»Ah, du verstehst doch. Des ist gut so.«
Sie saßen nebeneinander und schwiegen. Dann plötzlich riß Friedel Martina das Buch aus den Händen und zog sie an sich. Ehe sich die junge Frau wehren konnte, drückte er seine Lippen auf die ihren. Martina versuchte sich zu befreien. Aber Friedel hielt sie mit seinen starken Armen fest. Sie spürte seine warmen Lippen auf den ihren, und aller Widerstand brach für einen Augenblick zusammen. Sie fühlte sich für den Moment geborgen und geliebt. Sie fühlte sich beschützt in seinen starken Armen.
»Tina, ich mag dich. Ich glaub, i hab’ mich in dich verliebt.«
Seine Worte drangen an ihr Ohr. Martina schloß die Augen und wand sich aus seinen Armen.
»Friedel, bitte sage nichts mehr. Du darfst dich nicht in mich verlieben. Ich bin nicht die Richtige für dich. Bitte glaube mir.«
Friedel Sommerhalder schaute ihr in die Augen.
»Das kannst du nicht entscheiden. Nur i kann wissen, ob du des richtige Madl für mich bist. I hab’ mich entschieden. Schon als ich oben auf der Berghütte war mit dem Leo und dem Martin, hast du mir gefallen. Mei, hab’ i mich gefreut, als du auf den Hof gekommen bist.«
Martina traten die Tränen in die Augen. Sie wollte davonlaufen, aber Friedel hielt sie fest.
»Wovor hast du Angst? Warum wehrst du dich so, Tina? Ich fühl’ doch, daß i dir auch gefalle. Sonst hätte der Kuß net so gut geschmeckt.«
Jetzt liefen Martina die Tränen über die Wangen.
»Es gibt im Leben Ereignisse, da kann man nicht so, wie man vielleicht will, Friedel. Ich bin frei und doch nicht so frei, wie du denkst. Wenn du mich ein bißchen magst, dann vergesse den Kuß. Ich kann deine Liebe nicht erwidern. Ich kann nicht bleiben. Ich werde