Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig Ganghofer страница 62

Автор:
Серия:
Издательство:
Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer

Скачать книгу

Diesen Vorwurf muß ich entkräften. Also Schluß!

      Dein ›Schweigen‹ sollst Du in wenigen Tagen bekommen. Ich habe eine herrliche Radierung aufgetrieben und einen richtigen Künstler beauftragt, dem Blatt einen Hauch Farbe nach dem Original zu geben. Morgen oder übermorgen wird das Bild an Dich abgehen. Am liebsten wär's mir, ich könnt es Dir selber bringen. Aber sobald ich die vier Jungen wieder los bin und sehe, daß ich Deinem ›Frieden‹ hier in Wien nicht weiter nützen kann, dann komm ich. Und dann wollen wir selbander schöne Klapphornverse erleben:

      Zwei Knaben gingen durch einen Wald,

       Der eine jung, der andre alt –

      Die heitere Pointe wird sich finden. Bis dahin mit Gruß, mit herzlicher Treu, aber auch in Sorge

      Dein alter

       Goni Sternfeldt.«

      Als Ettingen gelesen hatte, trat er, den Brief noch in der Hand, zum offenen Fenster und blickte lächelnd über den Bergwald hinaus.

      »Sorge? Nein!«

      Eine Stelle des Briefes las er ein zweites Mal: »Dein ›Schweigen‹ sollst Du in wenigen Tagen bekommen –«

      Nun bemerkte er erst, daß die letzte Seite des Briefes noch eine Nachschrift hatte:

      »Soeben kommt Deine Depesche. Emmerich Petri? Wo hast Du nur diesen Namen so plötzlich aufgefischt? Auf der Gemspirsche? Ist das einer, von dem die Steine reden, da die Menschen von ihm schweigen? Ich habe in einem Lexikon der ›Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts‹ nachgeschlagen. Der Name fehlt. Doch glaub ich mich dunkel zu erinnern, daß ich diesen Namen während des letzten Winters mehrmals in Künstlerkreisen nennen hörte. Aber dieser Winter! Da hatte ich doch meine liebe Sorge mit Dir und Deinem Wahnsinn! Wie wäre ich da kapabel für Kunstgespräche gewesen! Emmerich Petri? Der Name klingt mir im Ohr, doch meine Erinnerung ist leer. Aber ich fahre noch heut ins Künstlerhaus, um einen Augur in moderner Kunstgeschichte zu erfragen, und dann will ich sehen, was sich erfahren läßt.« –

      Mit der gleichen Post, die diesen Brief gebracht hatte, war auch ein anderer gekommen – an Martin. Und sein Inhalt versetzte den sonst so gemessenen Herrn in solche Erregung, daß er in der gleichen Stunde noch den Förster aus seinem Mittagsschläfchen aufrüttelte.

      »Herr Förster! Ich komme mit einer Bitte. Sie müssen mir helfen!«

      »No also! Schießen S' los! Was is denn?«

      Es handle sich um eine »freudige Überraschung« für Seine Durchlaucht, erklärte Martin. Eine hohe Dame, natürlich eine nahe Anverwandte des Herrn Fürsten, käme nächster Tage zu Besuch ins Jagdhaus – wann, das wäre noch nicht genau bestimmt –, aber um Seiner Durchlaucht die »ungeahnte Freude« nicht zu verderben, müsse die Sache so geheim wie möglich gehalten werden. Vor allem müsse für den hohen Besuch das Grafenstüberl entsprechend eingerichtet werden, und da hätte er nun soeben von Innsbruck die Mitteilung erhalten, daß der Wagen mit dem Mobiliar und der Dekorateur mit seinen Gehilfen schon am nächsten Abend eintreffen würden. Und da müsse nun um jeden Preis ein Mittel gefunden werden, um die Durchlaucht für zwei Tage vom Jagdhaus zu entfernen – zwei Tage wären zur »Adaptierung« des Zimmers unumgänglich notwendig.

      Der Förster, der sich ehrlich freute, bei einer angenehmen Überraschung für seinen Herrn mithelfen zu dürfen, brauchte nicht lang zu überlegen. Die Sache wäre leicht zu machen: man müsse dem Herrn Fürsten zureden, einen längeren Jagdausflug zu unternehmen, vielleicht zum Sebensee. »Denn wissen S', der Sebensee, der gfallt ihm. Dös hab ich schon gmerkt. Morgen um Mittag kann er mit'm Pepperl abmarschieren, in der Sebenwaldhütten bleibt er über Nacht – dös Hütterl is gut im Stand –, am ersten Tag macht er an Pirschgang übern Sebensee nauf, und für den zweiten Tag verarranschier ich a netts Treibjagderl. Dös macht ihm Freud. Da geht er.«

      Mit Eifer nahm der Förster auch gleich die »Verarranschierung« in Angriff und schickte durch den Postboten die Nachricht an die Leutascher Jäger, binnen zwei Tagen mit sechs Treibern im Jagdhaus einzutreffen. Als er dabei hörte, daß Mazegger, den er die Tage her nicht gesehen hatte, am Abend zuvor in Leutasch gewesen wäre, gab's ein Gewitter mit Blitz und Hagelschlag. Und damit ihm Mazegger, wenn er spät am Abend in die Hütte zurückkehren würde, nicht wieder auskäme, legte er ihm einen Zettel auf den Tisch: »Morgen bleibst Du daheim. Ich muß was reden mit Dir! Förster Kluibenschädl.«

      Beim Diner trug er dem Fürsten sein »Planerl« vor und schilderte ihm die Weidmannsfreuden einer Gemspirsche beim Sebensee und einer Treibjagd auf Hirsche im Geißtal mit so verlockenden Farben, daß Ettingen sofort einverstanden war. Martin, der dieses Gespräch beim Servieren hören konnte, atmete erleichtert auf.

      Pepperl aber, als er von diesem »Planerl« hörte, schien nicht erbaut zu sein. Er machte ein langes, höchst bedenkliches Gesicht.

      »Was hast denn?« fragte der Förster. »Zwei Tag mit'm Herrn Fürsten jagen? Dös muß dir doch Freud machen?«

      »No ja, schon! Aber –« In beklommener Sorge scheuerte Pepperl über dem Scheitel die Kreuzerschneckerln durcheinander.

      »Was, aber?«

      »Die ganze Zeit her wart ich schon allweil auf den Brenntlinger. Morgen oder übermorgen, hätt ich gmeint, müßt er kommen.«

      »Was willst denn von dem Schnapsbruder?«

      »Was z'reden hätt ich halt mit ihm – wegen meiner Mutter, ja, und – a bißl arbeiten sollt er halt.«

      »Der? Und arbeiten? Laß dich net auslachen! Auf den kannst lang warten! Neulich, in Leutasch, is er an der Straß im Graben gsessen, und da hat ihm der Herr Fürst an Zehner gschenkt.«

      »So is schön!« stotterte Pepperl erschrocken. Und im stillen kalkulierte er gleich: einen Gulden bringt der Brenntlinger durch am Tag, da braucht er sich nicht zu plagen; fünf Tage sitzt er bereits; also hat er noch einen Fünfer, und bevor er mit dem nicht fertig ist, kommt er nicht. »Da kann ich freilich noch lang warten! Derweil bin ich wieder daheim!« –

      Am anderen Vormittag gab's in der Jägerhütte zwischen Mazegger und Kluibenschädl einen erregten Auftritt. Das heißt, erregt war nur der Förster, Mazegger lächelte und schwieg. Und je länger der Jäger mit diesem stummen Lächeln dastand, in desto heißeren Zorn geriet der Förster. »Jetzt sag ich dir im guten 's letzte Wörtl! Wenn du von morgen an den Dienst net in der Ordnung machst, so wachsen wir zamm. Weil in drei Wochen den Kufer packen mußt, deswegen därfst net glauben, daß d' mit deiner Zeit jetzt machen kannst, was dir einfallt! Übrigens – was hast denn vorgestern in Leutasch draußen zum Suchen ghabt?«

      »Nichts.« Das war das erste Wort, das Mazegger sprach.

      »So? Nix? Warum bist denn nacher naus?«

      Der Jäger hob schweigend die Schultern und grub die Hände in die Taschen.

      »Gelt, du, kegel dir nur dein Züngl net aus! Aber ich kann mir schon denken, was dich naustrieben hat. Ich weiß ja, wer draußen is. Du bist ja rein wie der hungrige Fuchs im Winter, wo er die Hasenfährt gleich gar nimmer auslaßt. Ja, schau mich nur an mit deine wällische Guckerln!«

      Mazeggers Gesicht wurde fahl wie Kalk; doch er schwieg.

      »Morgen gehst nunter nach Ehrwald und bleibst beim Jager über Nacht. Und übermorgen in der Fruh um drei, da seids alle zwei beim Sebener Almzaun. Da haben wir 's Randewuh zum Treibjagen. Und dös

Скачать книгу