Butler Parker 138 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 138 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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kleine Abreibung kann niemals schaden«, sagte der Mann dann und holte mit dem Kabelende aus.

      »So was prägt sich nämlich ein«, behauptete der zweite Schläger. »Wir wollen ja morgen nicht vergessen, daß Mister Hunt völlig unschuldig ist, nicht wahr?«

      »Keine Angst, Mann, dein Gesicht bleibt heil«, tröstete der erste Rowdy freundlich.

      »Nur die Rippen werden leicht stechen«, sagte der zweite und wollte seinen ersten Schlag anbringen. Er holte blitzartig aus und... erlebte eine mehr als peinliche Überraschung.

      Butler Parker in der Maske seines Berufskollegen Preston hatte keine Lust, sich von diesen beiden Schlägern mißhandeln zu lassen. Er hielt plötzlich seine schwarze Melone in der rechten Hand und setzte die Wölbung auf die Nase des Sadisten.

      Der Mann heulte auf wie ein getretener Hund.

      Seine Nase legte sich quer, und auch das Nasenbein wurde deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Der Mann vergaß den geplanten Schlag, hatte Tränen in den Augen und war in den nächsten Sekunden nicht mehr in der inneren Verfassung, sich weiter um den Butler zu kümmern.

      Der erste Schläger war perplex.

      Mit solcher Reaktion und Gegenwehr hatte er nicht gerechnet. Er war einen Moment ratlos. Als er dann einen Entschluß faßte, war es dazu bereits zu spät. Butler Parker hatte seine schwarze Melone wieder hochgerissen und traf mit der Wölbung das Kinn des Mannes. Da dieser Teil der Melone mit solidem Stahlblech ausgefüttert war, entsprach der Zusammenprall einem Niederschlag. Der Schläger verdrehte die Augen, stieß einen tiefen Seufzer aus, wurde weich in den Knien und nahm Platz.

      »Ich bedaure diesen Zwischenfall außerordentlich«, sagte Parker und setze die Melone wieder korrekt auf. »Sie werden aber zugeben müssen, daß Sie mich zu dieser unzivilisierten Handlung geradezu gezwungen haben.«

      Die beiden Schläger nahmen dazu keine Stellung und gaben sich ihrem Schmerz hin.

      *

      Lady Agatha Simpson, mit dem Blut- und Geldadel der Insel eng verschwistert und verschwägert, war eine mehr als stattliche Dame, die an die Walküre aus einer Wagneroper erinnerte. Sie war immens reich und konnte sich im Grund jeden Luxus leisten. Darauf aber legte sie überhaupt keinen Wert. Ihr Steckenpferd war das Kriminalfach. Sie fühlte sich als Amateurkriminalistin wohl und hatte das Glück, Gangster und Kriminalfälle anzuziehen wie das Licht die Motten. Darüber hinaus begann sie seit vielen Monaten mit der Niederschrift eines Kriminalbestsellers. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine gewisse Agatha Christie weit in den Schatten zu stellen. Es störte die Lady sehr wenig, daß sie bisher noch nicht eine einzige Zeile zu Papier gebracht hatte.

      Ihr Alter gab Agatha Simpson ebenfalls seit Jahren mit »etwa sechzig« an, was man ihr durchaus abnahm. Sie hatte in ihrer Jugend ausgiebig Sport getrieben, spielte jetzt noch Golf und schwang den Sportbogen mit größter Treffsicherheit. Lady Simpson besaß ein weiches Herz, doch das tarnte sie recht geschickt. Nach außen hin gab sie sich immer leicht gereizt und barsch.

      Die Detektivin hielt sich an diesem Mittag in ihrem Stadthaus in London auf, genauer gesagt im Stadtteil Shepherd’s Market. Sie musterte sehr interessiert und fast wohlwollend einen kleinen, untersetzten Mann, der an einen gereizten Bullterrier erinnerte. Es handelte sich um den Chief-Superintendent McWarden, der in Scotland Yard eine Sonderabteilung leitete.

      »Streichen Sie nicht wie eine Katze um den heißen Brei herum, McWarden«, meinte sie. »Rücken Sie schon endlich mit der Sprache heraus! Sie sind doch niemals zufällig vorbeigekommen, oder?«

      »Allerdings nicht, Mylady«, gestand McWarden widerwillig.

      »Sie melden also wieder mal Konkurs an, wie?« Agatha Simpsons Lächeln wurde jetzt katzenfreundlich. Sie genoß die Qualen ihres Gegenübers.

      »So hart würde ich es nicht ausdrücken«, verteidigte McWarden sich. Er war ein Mann von gut und gern fünfzig Jahren, der sich in Myladys Gegenwart automatisch wie ein junger, hilfloser Mann vorkam.

      »Also, wo drückt der Schuh?« Die Hausherrin rückte sich zufrieden in ihrem Ledersessel zurecht. »Sie brauchen meine Hilfe! Warum geben Sie das eigentlich nicht zu?«

      »Mr. Parker befindet sich nicht zufällig im Haus, Mylady?«

      »Mr. Parker besucht einen Bekannten«, antwortete die ältere Dame und wurde sofort ungnädig. »Ich bin Ihnen wohl nicht gut genug, wie, junger Mann! Sie müssen das ehrlich und offen sagen, ich werde daraus dann meine Konsequenzen ziehen, verlassen Sie sich darauf!«

      »Aber nein, Mylady, wirklich nicht.« McWarden hob abwehrend die Arme. »Ich weiß doch nur zu gut, über welche Erfahrungen Sie verfügen.«

      Dies war eine glatte Lüge, und auch Agatha Simpson wußte es.

      Ohne Butler Parker war sie selbstverständlich hilflos und nicht in der Lage, einen Kriminalfall zu lösen. Doch das hörte sie natürlich nicht gern.

      »Es handelt sich um seltsame Vorfälle«, begann McWarden. »Seit einiger Zeit platzen Strafprozesse. Das heißt, selbst in eindeutigen Fällen lehnen die Geschworenen die eigentlich fälligen Schuldsprüche ab. Darüber hinaus ändern Zeugen plötzlich ihre Aussagen zugunsten der Angeklagten. Wir wissen natürlich, daß hier Erpressung und Angst im Spiel sind, Mylady, doch wir können nichts beweisen.«

      »Natürlich nicht.« Agatha Simpson nickte überzeugt. »Und jetzt soll ich Ihnen wieder mal die Kastanien aus dem Feuer holen, nicht wahr?«

      »Eine gewisse Hilfestellung, Mylady, wäre schon sehr wünschenswert, das gebe ich ohne weiteres zu.«

      »Na also, warum nicht gleich so, junger Mann. Ihnen kann geholfen werden.«

      »Stellen Sie sich das nicht so leicht vor, Mylady«, warnte Chief-Superintendent McWarden. »Natürlich haben wir die betreffenden Leute verhört, aber sie rücken einfach nicht mit der Sprache heraus. Sie streiten rundweg ab, je erpreßt worden zu sein.«

      »Das wird sich bald ändern, McWarden.« Agatha Simpsons Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Sie haben ein paar Unterlagen mitgebracht, hoffe ich?«

      »Selbstverständlich, Mylady.« McWarden langte in die Innentasche seines Sakkos und legte eine Liste vor. »Hier finden Sie alle Prozesse, die in letzter Zeit geplatzt sind. Hier finden Sie auch Namen und Adressen der Geschworenen, Es handelt sich selbstverständlich um vertrauliche Angaben.«

      »Gibt es im Augenblick einen Fall, der besonders akut ist?«

      »Der Fall George Hunt, Mylady«, erläuterte McWarden. »Dieser Hunt ist ein an sich kleiner Gangsterboß, der einen Garagenbesitzer niedergeschossen hat. Die Tatsachen und Beweise reichen vollkommen für den Schuldspruch aus, doch ich vermute, daß die Geschworenen zu keiner Einigung kommen werden.«

      »Wann wird das Urteil verkündet, junger Mann?«

      »Nennen Sie mich nicht immer junger Mann, Mylady«, reagierte McWarden verärgert. »Morgen ist es soweit.«

      »Ich könnte Ihre Mutter sein.«

      »Du lieber Himmel, Mylady«, seufzte der Chief-Superintendent. »Das hätte mir gerade noch gefehlt, ich meine, äh, also ...«

      »Schon gut, junger Mann, ich weiß, daß Sie mich nicht ausstehen können«,

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