Butler Parker 138 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Nun, was sagen Sie dazu?« Sie sah ihn triumphierend an. »Ist das ein Fall oder nicht?«
»Der Eklat, Mylady, von dem Chief-Superintendent McWarden spricht, wird morgen in der Tat eintreten«, gab der Butler zurück.
»Sie meinen den Fall George Hunt?«
»Gewiß, Mylady. Während meiner Abwesenheit hatte ich den Vorzug, einen der Erpreßten anhören zu können.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«
»Wie Mylady wünschen und befehlen.«
»Sie haben einen der Geschworenen gesprochen?«
»Einen gewissen Mr. William Preston, Mylady, der der Butler des Lord of Lanters ist. Besagter Berufskollege wandte sich hilfesuchend an meine bescheidene Person.«
»Und das erfahre ich erst jetzt?«
»Der Grund für dieses Zusammentreffen wurde mir erst vor knapp einer Stunde offenbart, Mylady.«
»Was sind das für Ganoven, die diesen armen Burschen unter Druck setzen?«
»Zwei an sich bedeutungslose Schläger, Mylady. Die Namen lauten Joe Humbel und Bill Slide. Man kann diese beiden Männer quasi mieten.«
»Und wo stecken sie jetzt?«
»Sie begaben sich in das Ladenlokal eines gewissen Lem Coltex, Mylady, der einen kleinen Uhrmacherladen in Soho betreibt.«
»Und Sie haben die beiden Schläger laufen lassen? Habe ich das richtig verstanden?« Myladys Busen wogte vor Empörung.
»Sie sind bedeutungslos, Mylady und dürften keine Ahnung haben, von wem sie engagiert wurden.«
»Von diesem Uhrmacher, von wem denn sonst? So etwas habe ich im Gefühl, Mister Parker. Ihnen fehlt natürlich das kriminalistische Gespür, doch das ist nicht neu für mich.«
»Wie Mylady zu meinen geruhen.« Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Kennen Sie diesen Uhrmacher?« Agatha Simpson war längst aufgestanden und wanderte nervös wie ein etwas füllig geratenes Rennpferd über den kostbaren Teppich.
»Mr. Lem Coltex, Mylady, ist über seinen ursprünglichen Beruf hinaus Hehler und eine Art Agent der Unterwelt. Er schnürt, wenn ich es so ausdrücken darf, kriminelle Pakete.«
»Was soll denn das schon wieder bedeuten?« Agatha Simpson blieb stehen und sah Josuah Parker gereizt an. Sie schätzte es gar nicht, wenn Butler Parker wieder mal beiläufig und wie selbstverständlich einen Wissensvorsprung zeigte.
»Mr. Lem Coltex, Mylady, soll, wie es heißt, geldträchtige Gelegenheiten zusammen mit jenen Spezialisten anbieten, die diese Arbeiten auch durchführen können.«
»Guter Gott, können Sie sich nicht verständlicher ausdrücken? Nennen Sie mir ein Beispiel!«
»Wie Mylady wünschen.« Parker deutete wieder eine knappe Verbeugung an. »Mr. Lem Coltex bietet beispielsweise einen Wandsafe in irgendeinem Haus an und garantiert, daß dieser Safe wohlgefüllt ist. Gleichzeitig aber benennt er Spezialisten, die in der Lage sind, solch einen Wandsafe zu öffnen. Für solche kriminellen Pakete, Mylady, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, nimmt er Prozente, die nicht unbeträchtlich sein sollen, was die Höhe anbetrifft. Er garantiert aber, wie man sagt, vollen Erfolg.«
»Und diesem Subjekt haben wir bisher nicht das Handwerk gelegt?« Mylady sah ihren Butler strafend an. »Warum erfahre ich erst jetzt von diesem Gangster?«
»Die sogenannte Gunst der Stunde, Mylady, hatte bisher noch nicht geschlagen.«
»Dafür aber jetzt. Und zwar laut und deutlich!« Lady Agatha Simpsons Augen funkelten unternehmungslustig. »Es ist natürlich klar, daß dieser Coltex genau der Mann ist, der Zeugen und Geschworene einschüchtern läßt. Wir werden uns da sofort einschalten.«
»Myladys Wünsche decken sich durchaus mit meinen bescheidenen Vorstellungen.«
»Was ich mir auch ausgebeten haben möchte, Mister Parker! Wo kommt unsere Rechtsprechung denn hin, wenn solche Subjekte tätig sind? Aber es ist doch wieder mal recht typisch für McWarden, daß er nicht Bescheid weiß.«
»Davon sollte man tunlichst nicht ausgehen, Mylady, Mr. McWarden dürfte über Mr. Coltex durchaus Bescheid wissen. Mr. Coltex hat es bisher nur geschickt verstanden, alle Spuren zu verwischen.«
»Das ändert sich ab heute, Mister Parker. Lassen Sie sich etwas Nettes einfallen! Sie wissen, mit Einzelheiten gebe ich mich nicht ab, die gehören zu Ihrem Ressort.«
»Mr. Lem Coltex dürfte inzwischen wissen, Mylady, daß man sich für ihn interessiert.«
»Woher sollte er das wissen?«
»Er dürfte sich inzwischen ausgerechnet haben, Mylady, daß nicht Butler William Preston die beiden Schläger ein wenig zur Ordnung rief.«
»Sie glauben, er weiß jetzt, daß Sie es gewesen sind?«
»Davon sollte man ausgehen, Mylady.«
»Sehr schön, damit sind die Fronten geklärt. Coltex wird sich an Ihnen rächen wollen. Und genau dann schlage ich zu, Mister Parker. Wir werden diesem Paketschnürer gründlich das Handwerk legen, verlassen Sie sich darauf!«
Butler Parker sah die Dinge wesentlich komplizierter, doch er hütete sich, darüber etwas zu verlautbaren. Er wollte die optimistische Grundstimmung der älteren Dame im Moment nicht erschüttern, wußte aber bereits jetzt, daß man sich mit äußerst brutalen und mörderischen Gegnern anlegen würde.
*
Mylady befand sich im Schwurgericht.
Neben ihr hatte Josuah Parker Platz genommen, der ebenfalls auf den Spruch der Geschworenen wartete. Die zwölf Damen und Herren der Jury hatten gerade wieder auf ihren Bänken Platz genommen und machten alle einen durchaus gesammelten und konzentrierten Eindruck.
Die Spannung im Gerichtssaal war fast körperlich zu spüren.
Der ehrwürdige Richter wartete, bis die Unruhe sich gelegt hatte. Dann nickte er dem Sprecher zu, der sich an die Geschworenen wandte. Deren gewählter Vertreter stand auf und teilte dem Gericht mit, der angeklagte George Hunt sei nicht schuldig zu sprechen.
Der Richter schnappte ein wenig nach Luft und schüttelte dann deutlich sichtbar den Kopf. Natürlich war er mit dieser Entscheidung nicht einverstanden, doch nach dem geltenden Recht blieb ihm anschließend nichts anderes übrig, als den Gangster George Hunt in die Freiheit zu entlassen. Er verkniff sich jeden Kommentar zum Entscheid der Jury, während im Zuschauerraum erneut Unruhe entstand.
Pressefotografen stürzten sich auf George Hunt und schossen serienweise Aufnahmen. Der durchschnittlich aussehende Mann von knapp vierzig Jahren grinste triumphierend in die Optik und genoß seinen Freispruch. Er schien gar nicht überrascht zu sein, was wohl auch kein Wunder war. Schließlich waren für ihn ja gewisse Weichen nachdrücklich gestellt worden.
McWarden erschien vor Lady Simpson und Butler Parker.
»Ein