Butler Parker 138 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Leicht angeschlagen humpelten die beiden Schläger zurück zu ihrem kleinen Morris.
Als sie im Wagen saßen, zündeten sie sich erst mal Zigaretten an und versuchten, ihr Nervenkostüm wieder in Ordnung zu bringen. Ihr Selbstbewußtsein war erheblich strapaziert worden. Das, was man mit ihnen im kleinen Park angestellt hatte, war neu für sie. Bisher waren sie es immer gewesen, die Schläge austeilten.
»Ich versteh’ das nicht«, sagte Joe Humbel und fingerte vorsichtig an seiner schmerzenden Nase herum. »Ich glaub’, ich hab mir das Nasenbein gebrochen.«
»Und mein Unterkiefer hat ’nen Knacks abbekommen«, vermutete Bill Slide wehleidig. Er redete nur mühsam. »Wie könnt’ das passieren?«
»Weil das ’n feiger und hinterlistiger Überfall gewesen ist.« Joe Humbel war ehrlich entrüstet. »So was tut man nicht.«
»Man kann sich auf nix mehr verlassen«, bestätigte Bill Slide. »Der Typ hat doch eigentlich harmlos ausgesehen.«
»Coltex werd’ ich was erzählen«, meinte Joe Humbel wütend. »Der hätt’ uns ja wenigstens warnen können.«
»Fahren wir zu ihm?«
»Klar doch.« Humbel nickte. »Wir kassieren und steigen aus. In Zukunft halt’ ich mich an solide Sachen.«
Er saß am Steuer und ließ den kleinen Morris anrollen. Die beiden Schläger zeigten keine Lust, sich noch mal mit dem Butler des Lords zu befassen, dem sie in den kleinen Park gefolgt waren. Natürlich hatten sie keine Ahnung, daß man sie nachhaltig getäuscht hatte.
Während der Fahrt durch London kamen sie überhaupt nicht auf die Idee, daß man sie eventuell verfolgte. So etwas konnten die beiden recht simplen Ganoven sich nicht vorstellen.
Sie hatten die City bereits hinter sich gelassen und fuhren in Richtung Soho. Hier ließen sie ihren Morris irgendwo auf einem Parkplatz stehen und gingen zu Fuß weiter. Auch jetzt schauten sie sich nicht ein einziges Mal um. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Sie betraten ein kleines Uhrwarengeschäft, dessen Auslage einen mehr als nur leicht verstaubten Eindruck machte. Sie warteten erst gar nicht ab, bis der Uhrmacher vorn im Ladenlokal erschien. Sie marschierten zielsicher auf einen Vorhang zu und schlugen ihn zur Seite.
Vor einem Arbeitstisch saß ein kleiner, magerer Mann von vielleicht fünfundfünfzig Jahren. Er trug einen grauen Kittel und hatte eine Uhrmacherlupe ins linke Auge geklemmt. Dieser Mann wandte sich um und sah seine beiden Besucher abwartend an.
»Was ist passiert?« fragte er dann mit sanfter Stimme.
»Das siehst du doch, Lem«, erwiderte Joe Humbel gereizt.
»Reingelegt worden sind wir«, fügte Bill Slide hinzu. »Der Butler war ’ne ganz schöne Bombe!«
»Was ist passiert?« fragte Lem Coltex nochmal und nahm die Lupe aus dem Auge. Er gab sich ruhig und gelassen.
»Der Kerl hat uns fast zusammengeschlagen«, beschwerte sich Joe Humbel. »Als wir’s ihm dann geben wollten, kamen leider Leute. Wir mußten abhauen.«
»Ich möchte Einzelheiten erfahren.« Lem Coltex war aufgestanden und sah im Gegensatz zu den beiden Schlägern schmächtig und geradezu erbarmungswürdig aus. Erstaunlicherweise aber ging von ihm eine deutlich spürbare Autorität aus.
Bill Slide, der zweite Schläger, lieferte die gewünschten Einzelheiten, milderte sie allerdings ein wenig ab. Und das angebliche Auftauchen von Passanten übertrieb er ungemein.
»Seid ihr verfolgt worden?« erkundigte sich Coltex.
»Nee, wer sollte das denn getan haben?« erwiderte Joe Humbel.
»Schon gut. Ihr werdet euch in den nächsten Zug setzen und London verlassen«, sagte Lem Coltex. »Macht irgendwo an der Südküste Urlaub. Meldet euch, ich werde euch dann schon wieder zurückrufen.«
»Und wie ist es mit unserem Geld?« fragte Slide.
»Werdet ihr bekommen.« Lem Coltex schob Humbel zur Seite und ging auf einen altersschwach aussehenden Tresor zu. Er wandte den beiden Schlägern ungeniert den Rücken zu und schien keine Sorge zu haben, von ihnen überfallen zu werden.
Joe Humbel und Bill Slide juckte es in allen Fingern, sich selbst zu bedienen. Sie tauschten entsprechende Blicke, doch sie trauten sich nicht. Über Coltex’ Schulter hinweg konnten sie in eines der Tresorfächer sehen. Und sie sahen recht hübsche Banknotenbündel, die ein kleines Vermögen darstellten, aber wie gesagt, sie rührten sich nicht von der Stelle. Sie schienen vor diesem kleinen Uhrmacher einen Riesenrespekt zu haben.
Lem Coltex drehte sich um und reichte den beiden tumben Schlägern ihr Geld.
»Wie wär’s denn mit ’nem zusätzlichen Schein?« fragte Humbel.
»Als ’ne Art Gefahrenzulage«, meinte Slide. »Sie hatten uns diesen Butler ganz anders beschrieben, Coltex.«
»Einverstanden.« Coltex lächelte. »Wenn ihr nachzählt, werdet ihr herausfinden, daß ich an die Gefahrenzulage bereits gedacht habe. So, und jetzt verschwindet, Jungens! Meldet euch, sobald ihr eine passende Bleibe gefunden habt!«
Humbel und Slide. blätterten ihr Handgeld durch und nickten dann zufrieden. Sie verließen den kleinen Uhrmacherladen und ließen einen nachdenklichen Lem Coltex zurück, der nach einigen Minuten zum Telefon griff, eine Nummer wählte und dann einen gewissen Steve Widcorne anrief.
»Gib’s weiter an den ›Maulwurf‹«, sagte der kleine Uhrmacher, »Butler Parker ist uns in die Quere gekommen. Wie? Natürlich wird es Ärger geben! Für Parker? Widcorne, so sicher ist das nicht, machen Sie sich da nur ja keine Illusionen. Sie scheinen nicht zu wissen, wer dieser Butler Parker ist!«
*
»Wenn man Sie mal wirklich braucht, sind Sie natürlich nicht da«, grollte Agatha Simpson, als Josuah Parker im großen Wohnsalon des Stadthauses erschien.
»Mylady benötigten meine bescheidene Wenigkeit?« erkundigte sich der Butler höflich und deutete eine knappe Verbeugung an.
»McWarden war hier, Mister Parker. Er hat wieder mal Sorgen.«
»Ein neuer Fall, Mylady?«
»Die Sensation, auf die ich schon seit vielen Monaten warte«, übertrieb die Detektivin wie üblich. »Diesmal werde ich meinen Bestseller schreiben können.«
»Darf ich mich erkühnen, Mylady schon jetzt und hier Erfolg zu wünschen?«
»Papperlapapp, zuerst muß dieser Fall mal geklärt werden, Mister Parker. Und das wird nicht einfach sein. Ich werde mich sehr anstrengen müssen.«
»Myladys Bemühungen führten bisher stets zum Erfolg.«
»Hören Sie sich das Tonband an, das ich mitgeschnitten habe, Mister Parker! Ich brauche den ganzen Unsinn dann nicht noch mal zu wiederholen.«
Während sie noch redete,