Die bekanntesten Werke von Jack London. Джек Лондон

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Die bekanntesten Werke von Jack London - Джек Лондон

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Jagd nach dem Golde war bis zu seinen Ohren gedrungen, und er hatte viele Ballen Pelze und einen Haufen Handschuhe und Mokassins aus Fellen, die mit Därmen zusammengenäht waren, mitgebracht. Er würde sich nicht auf eine solche Reise gemacht haben, hätte er nicht reichlichen Gewinn erwartet. Doch seine Erwartungen waren nichts gegen die Wirklichkeit. Selbst in seinen wildesten Träumen hatte er nicht mehr als hundert Prozent Gewinn erhofft, und nun waren es tausend. Wie ein echter Indianer ließ er sich – und sollte es auch den ganzen Sommer und Winter über dauern – häuslich nieder, um seine Waren bis zum letzten Stück langsam und vorsichtig zu verkaufen.

      In Fort Yukon erblickte Wolfsblut die ersten Weißen. Mit den Indianern verglichen, die er bisher nur gekannt hatte, erschienen sie ihm wie ein Geschlecht höherer Wesen, wie höhere Götter. Er hatte den Eindruck, als besäßen sie größere Macht, und auf Macht beruht alle Gottheit. Wie ihm in der Jugend die hohen, breiten Wigwams als Offenbarungen von der Macht der Menschen erschienen waren, so imponierten ihm jetzt die aus mächtigen Blöcken erbauten Holzhäuser des großen Forts. Ja, hier war Macht, und die Weißen besaßen über die Dinge noch höhere Gewalt als die Menschen, die er bis jetzt gekannt hatte, und unter denen der Graue Biber der gewaltigste gewesen war. Doch auch er war ein Kind im Vergleich zu den Bleichgesichtern.

      Nicht, daß sich Wolfsblut dieser Eindrücke klar bewußt gewesen wäre, aber er fühlte sie, und darum traute er diesen höheren Wesen nicht. Man konnte nie wissen, was für Schrecken hinter ihnen lauerten, was für Schmerzen sie austeilen könnten! Allein er war neugierig und beobachtete sie, wurde jedoch scheu, so oft sie es taten. Anfangs schlich er nur in sicherer Entfernung umher, um sie zu beschauen, als er dann sah, daß andere Hunde ihnen ungestraft nahe kamen, wurde auch er dreister. Er dagegen war für sie ein Gegenstand allgemeiner Neugier. Sein wolfsartiges Äußere fiel sogleich auf, und einer zeigte ihn dem andern. Aber wenn sie mit dem Finger auf ihn wiesen, so war er auf der Hut, und kamen sie näher, so wies er die Zähne und ging rückwärts. Es glückte keinem, ihn mit der Hand zu berühren, und sie taten wohl daran, es nicht zu tun.

      Bald begriff er, daß nur wenige Weiße – nicht mehr als etwa ein Dutzend – am Orte selber wohnten. Allein alle zwei, drei Tage kam ein Dampfer an – auch solch eine kolossale Offenbarung ihrer Macht! – und legte auf ein paar Stunden am Ufer an. Die Weißen, die mit diesen Dampfern kamen, fuhren jedoch wieder damit ab, und es kam Wolfsblut vor, als wäre die Zahl dieser weißen Leute ungeheuer. In den ersten Tagen sah er schon mehr, als er in seinem ganzen Leben Indianer gesehen hatte, und wie die Tage vergingen, kamen immer mehr den Fluß herauf, hielten an, fuhren fort und verschwanden auf immer aus seinem Gesichtskreise.

      So stark und mächtig aber auch die weißen Leute waren, so taugten ihre Hunde nicht viel. Dies entdeckte Wolfsblut schnell, als er sich unter die mischte, die mit ihren Herren ans Land kamen. Sie waren höchst verschieden an Gestalt und Größe. Die einen hatten zu kurze, die andern zu lange Beine; einige hatten statt des Pelzes nur ein glattes Fell, und keiner verstand, richtig zu kämpfen.

      Als Todfeind seiner Gattung suchte Wolfsblut sich mit ihnen zu messen. Aber es dauerte nicht lange, so hegte er für sie tiefe Verachtung. Sie waren tölpelhaft und ungeschickt, sie machten großen Lärm und sprangen die Kreuz und Quer und suchten durch größere Kraft das zu tun, was er durch Geschicklichkeit und List vollbrachte. Wenn sie mit lautem Gebell auf ihn losstürzten, so sprang er zur Seite, und schauten sie sich nach ihm um, so drängte er sich an sie und biß sie in die Kehle. Gelang ihm das und rollte der besiegte Hund in den Staub, so fielen die Indianerhunde, die wartend im Kreise herumgestanden hatten, über das Opfer her und rissen es in Stücke. Aber Wolfsblut war schlau. Er wußte, daß die Menschen sich ärgerten, wenn ihre Hunde getötet wurden, und die Weißen bildeten keine Ausnahme davon. Also begnügte er sich damit, den Gegner zu besiegen, und überließ es dem großen Haufen, ihm den Rest zu geben. Dann pflegten aber die Weißen einzuspringen und ihren Zorn an den andern Hunden auszulassen, während Wolfsblut ungestraft davonkam. In solchen Fällen pflegte er in geringer Entfernung stehen zu bleiben und zu schauen, wie Steine und Knüttel, Beile und andere Waffen gegen die Gefährten seiner Missetat gebraucht wurden. Ja, Wolfsblut war schlau!

      Auch die andern wurden es bald, und Wolfsblut begriff wie sie, daß er nur gleich nach dem Anlegen des Dampfers seinen Spaß haben könne. Denn waren zwei oder drei Hunde erst niedergeworfen und umgebracht, so riefen die Weißen entweder ihre Tiere an Bord zurück, oder sie nahmen an den Missetätern grausame Rache. Einmal feuerte ein Weißer, der seinen Hund, einen kostbaren Hühnerhund, vor den eigenen Augen hatte in Stücke reißen sehen, seinen Revolver blitzschnell in den Haufen ab, und sechs Hunde lagen tot oder im Sterben da, was auf Wolfsblut als neue Kundgebung der Macht der Weißen tiefen Eindruck machte.

      Aber er amüsierte sich herrlich dabei, da er seine Gattung nicht liebte und schlau genug war, ohne Schaden davonzukommen. Zuerst war es für ihn ein Zeitvertreib gewesen, die Hunde der Weißen zu töten, mit der Zeit wurde es eine Beschäftigung. Er hatte keinerlei Arbeit zu tun. Der Graue Biber war mit seinem Handel beschäftigt und sammelte Reichtümer, also trieb sich Wolfsblut mit der schlimmen Bande der Indianerhunde am Landungsplatz umher und wartete auf die Dampfboote. Allein man konnte kaum sagen, daß Wolfsblut zu der Bande gehörte, denn er mischte sich nicht unter die andern Hunde, sondern hielt sich abseits und wurde sogar von ihnen gefürchtet. Allerdings machte er mit ihnen insofern gemeinsame Sache, als er den Streit mit dem fremden Hunde anfing, während die andern zusahen, und – wenn er ihn niedergeworfen hatte – ihm den Garaus machten. Dann zog er sich jedoch zurück und überließ sie der Rache der erzürnten Weißen.

      Es machte ihm nicht viel Mühe, den Streit zu beginnen; er brauchte sich den fremden Hunden nur zu zeigen, wenn diese ans Land kamen. Denn kaum erblickten sie ihn, so stürzten sie auf ihn los. Das lag bei ihnen im Instinkt. Er war für sie die Verkörperung der Wildnis, alles dessen, was unbekannt, schrecklich und grauenhaft im Dunkel um die Feuer im Urwald gelauert hatte, und da viele Generationen dieser Hunde sich um die Feuer der Menschen geschart hatten, war ihr Instinkt umgeformt worden, und sie hatten die Wildnis fürchten gelernt, aus der sie doch herstammten, und die sie verlassen und verraten hatten. Seit Jahrhunderten war diese für sie ein Sinnbild des Schreckens geworden, und sie hatten in dieser ganzen langen Zeit von ihren Herren die Freiheit genossen, die Geschöpfe der Wildnis zu töten, und hatten dadurch sich selber und ihre Herren geschützt, deren Gefährten sie geworden waren.

      So trabten diese Hunde aus dem milden, weichen Süden gemächlich das Laufbrett entlang und betraten das Ufer des Yukon, um bei Wolfsbluts Anblick den unwiderstehlichen Trieb zu empfinden, auf ihn loszustürzen und ihn zu vernichten. Mochten sie auch in Städten aufgewachsen sein, so war die Furcht vor der Wildnis doch in ihnen. Denn sie sahen das wolfsähnliche Tier, das da im hellen Tageslicht vor ihnen stand, nicht nur mit den eigenen Augen, sondern auch mit denen ihrer Vorfahren, und erkannten durch ererbte Erinnerungen in ihm den Wolf, den Gegenstand uralter Fehde. Wenn aber Wolfsbluts Anblick die fremden Hunde reizte, und sie auf ihn als ihre rechtmäßige Beute blickten, so schaute er sie mit denselben Augen an. Nicht umsonst hatte er das Licht der Welt in einer einsamen Höhle erblickt, hatte er seine ersten Kämpfe mit dem Schneehuhn, dem Wiesel und dem Luchs ausgefochten; nicht umsonst war seine Jugend durch die Verfolgung der jungen Hunde des Lagers verbittert worden. Wäre Liplip nicht gewesen, so würde er die Jugendzeit spielend mit den Gefährten verbracht haben und wäre mehr als Hund und mit freundlicheren Gesinnungen gegen seinesgleichen aufgewachsen. Hätte andrerseits der Graue Biber die Tiefen in Wolfsbluts Natur mit dem Senkblei der Liebe und Zuneigung ergründen wollen, so hätte er allerhand freundliche Eigenschaften an die Oberfläche bringen können. Aber dem war nicht so gewesen. Der Lehm, aus dem Wolfsblut gemacht war, war so geknetet worden, daß er ein mürrisches und einsames, ein unliebenswürdiges und blutdürstiges Geschöpf – kurz, der Feind seiner Gattung wurde.

      2. Kapitel. Der tolle Gott

       Inhaltsverzeichnis

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