G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Staffel

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in dieser Sekunde weiß Ducan alles.

      Der, denkt Ducan, der will mich mit dem Ast erschlagen.

      Und da reißt er das Gewehr herum. Er sieht das Bajonett blinken, er denkt an einen Knüppel, an eine Keule und an seine frühere Tätigkeit vor seiner Meldung zur Armee.

      Plötzlich, im Bruchteil einer Sekunde, erinnert sich Harry Ducan an die Tramps, jene kostenlosen Bahnmitfahrer, die ihn, den Zugbegleiter Harry Duncan aus Selma in Alabama, mehr als einmal mit einem Knüppel oder einem Messer bedroht haben. Zugbegleiter, das ist ungefähr der gefährlichste Beruf, den man sich bei der Bahn aussuchen kann.

      Und diese Sekunde, diese winzige Sekunde, in der er die Absicht Quincy Morgens errät, reicht aus, um Sergeant Ducan wieder in den Zugbegleiter zurückzuverwandeln, der sich seiner Haut blitzschnell wehren muß, der jeden Trick kennen muß, will er nicht selbst vom Zug fliegen.

      Sergeant Harry Ducan reißt mit einem kurzen Ruck sein Gewehr herum und sticht es nach vorn.

      Es ist eine reine Reflexbewegung, nichts als das, denn Harry Ducan ist schnell. Auf dem Gewehr steckt das lange, scharfgeschliffene Bajonett.

      Und die Spitze kommt nach vorn.

      Sergeant Harry Ducan stößt das Gewehr so weit nach vorn, daß die Spitze des Bajonetts genau auf den Hals von Quincy Morgen zeigt. Nur noch ein kleiner, fast spielerischer Ruck.

      Dann liegt die Bajonettspitze genau an Quincy Morgens Adamsapfel und macht in der Haut eine Delle.

      Quincy aber hat den Ast in der Hand und ist jäh erstarrt. Was immer seine Absicht gewesen ist, sie ist vereitelt worden. Die Bajonettspitze ruft ein unangenehmes Gefühl in Quincy wach und noch schrecklichere Vorstellungen.

      Ducan sagt nicht mal etwas, er steht breitbeinig ganz still und blickt Quincy nur groß und kalt an.

      Der, denkt Quincy, zaudert keine Sekunde. Zudem hat er die Hand am Abzug. Warum ist er nur nicht hineingefallen, warum ist er nicht eingetaucht?

      Das ist es. Ducan ist nicht hingefallen, er ist auf den Beinen geblieben, wenn er auch im Wasser ist, aber er steht.

      Das hat es entschieden.

      Das weiß auch Sam Kliburn, Sam, der auftaucht und entsetzt auf das Gewehr in der Hand von Ducan blickt.

      »Laß den Ast mal fallen, Morgen«, sagt Ducan ganz ruhig und kalt. »Ich würde ihn jetzt fallen lassen, verstehst du? Sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, daß du wirklich etwas versuchen wolltest. Du hast doch nicht etwa mit dem schönen Ast nach mir schlagen wollen, Seemann, wie?«

      Quincy würgt einmal, nun ist er wirklich sprachlos.

      »Nein«, sagt er stockheiser. »Natürlich nicht. Ich habe nie die Absicht gehabt. Ein Zufall, weiter nichts als ein Zufall. Ich habe nach einem Halt gegriffen, Sergeant.«

      »Nach einem Halt, soso, mein lieber Quincy Morgen. Es ist sicher auch ein Zufall gewesen, daß ihr beiden Banditen die Plätze getauscht habt, wie? Und auch Zufall, daß Kliburn, dieser verkommene Pferdedieb, gerade hier ausgerutscht ist. Alles Zufall, wie, Quincy Morgen? Dieser Zufall – dein Pech und deins, Kliburn – wird euch einige Tage ›Loch‹ einbringen. Und sicher noch ein oder zwei Monate mehr in diesem feinen Camp. So geht einem das mit den Zufällen, Quincy. Laß den Ast fallen. Morgen, hörst du nicht gut?«

      Quincy läßt den Ast fallen, Ducan geht auf die andere Böschung zu, steigt aus dem Wasser, tritt fest gegen die Böschung und klettert dann nach oben.

      »Also gut, Quincy«, sagt er träge. »Nun kommt mal beide heraus und kriecht weiter. Es sind nur noch fünfhundert Yards bis zu den Loren und Karren. Das ist doch keine Entfernung, denkt ihr nicht auch?«

      Er lächelt. Er lächelt so kalt und hart, daß Kliburn ein kalter Schauer über den Rücken rieselt. Sie kommen beide aus dem Graben und sehen vor sich die eine Hütte und die Loren. Droben ist der Damm, ein sinnloser Damm, aber was in diesem Krieg ist nicht sinnlos?

      Hinkriechen, denkt Kliburn, der läßt uns die ganze Strecke kriechen. Und dann drückt er uns jedem eine Schaufel in die Hand und läßt uns den ganzen Tag schaufeln. Kommen wir dann am Abend in das Camp zurück, dann wird er Meldung machen. Daraufhin werden Quincy und ich in das Loch wandern, nur Wassersuppe und eine Scheibe Maisbrot pro Tag erhalten. Es wird Mangroventee geben, kaum gesüßt, bitter wie Galle. Und Mücken natürlich, Mücken. Die Mükken werden schlimmer sein als der Hunger. Überall Mückenstiche. Es juckt, du mußt dich kratzen und wirst denken, verrückt in dem Loch zu werden. Niemand macht dir dort ein rauchendes Feuer an, das die Mücken abhält, du bist ihnen ausgeliefert wie ein Gefesselter. Sie kommen in ganzen Schwärmen und stürzen sich auf ihn. Verfluchte Mückenplage – verdammtes Camp.

      Er kriecht und sieht die anderen marschieren. Sie gehen in einer langen Reihe, immer nur ein Mann, niemals zwei Mann nebeneinander. Jetzt sind die Posten auch an den Seiten und passen scharf auf.

      Kliburn schwitzt, obwohl er

      klatschnaß ist. Quincy schnauft heiser.

      Einmal mit dem allein sein, einmal nur, denkt nun Quincy. Ich müßte in derselben Einheit wie Ducan sein, ich müßte mit ihm zusammen an die Front kommen und ein Gewehr erhalten. Und dann nur ein Gefecht, ein einziges Gefecht mit den Yanks. Er würde irgendwann dabei vor mir sein.

      »Ich bekomme euch klein«, sagt Ducan da grimmig. »Ihr werdet so klein sein, daß ihr euch für Fingerhüte haltet, die jemand ins Gras geworfen hat. Der schlimmste Haufen der Armee – und ausgerechnet ich bekomme ihn. Der Auswurf der Armee für mich. Aber, das sage ich euch, ich werde mit euch fertig. Ich kann auch anders, verlaßt euch darauf, ich kann noch ganz anders. Bis zum Abend wird geschaufelt, Freunde. Und nur nicht müde werden, das rate ich euch.«

      Er geht hinter ihnen, bis über die Hüften ist er naß. Und an der Hüfte liegt das Gewehr.

      Es gibt viele Mittelchen, um jemanden fertigzumachen, denkt Kliburn bitter. Er wird uns schleifen, bis wir nicht mehr können, dieser Bursche.

      Schaufeln, immer schaufeln, er macht uns fertig.

      Und dann sperren sie uns beide ein.

      Die Mücken werden kommen.

      Das Jail ist die Hölle.

      Die Hölle wartet auf uns.

      Genau die, aber anders, als es sich Kliburn denkt.

      Morgen, sagt Quincy immer, morgen sieht alles anders aus.

      Und diesmal irrt sich Quincy nicht.

      Morgen sieht alles anders aus.

      *

      Quincy Morgen hat sein Hemd ausgezogen. Die Sonne prallt auf seinen Rücken, auf die braune, an einigen Stellen von kleinen, ausgetrockneten Blasen bedeckte Haut an den Schulterblättern. Neben ihm steht Sam Kliburn, auch er trägt das Hemd seit viereinhalb Stunden nicht mehr und schaufelt im gleichmäßigen Takt. Die feuchte braunschwarze Erde fliegt hoch und klatscht in die Lore.

      Zuerst haben die anderen versucht, die Loren langsamer rollen zu lassen, sie haben sich bemüht, so langsam wie nur möglich zu arbeiten, aber natürlich hat Sergeant Ducan es gemerkt und zu brüllen begonnen, daß er sie alle in das Loch stecken

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