Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур Шницлер
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер страница 67
Herzog lächelnd. Ja? Flammt es auf?
François. Wollen Sie sich nicht endlich zu uns setzen?
Unterdessen kommen zwei Adelige und setzen sich an einen etwas entfernten Tisch; der Wirth scheint ihnen Grobheiten zu sagen.
Herzog. Ich kann nicht hier bleiben. Aber ich komme jedenfalls noch einmal zurück.
Michette. Bleib' bei mir!
Flipotte. Nimm mich mit!
Sie wollen ihn halten.
Wirth nach vorn. Laßt ihn nur! Ihr seid ihm noch lang nicht schlecht genug. Er muß zu einer Straßendirne laufen, dort ist ihm am wohlsten.
Herzog. Ich komme ganz bestimmt zurück, schon um Henri nicht zu versäumen.
François. Denken Sie, als wir kamen, ging Henri eben mit Léocadie fort.
Herzog. So. – Er hat sie geheiratet. Wißt ihr das?
François. Wahrhaftig? – Was werden die Andern dazu sagen?
Albin. Was für Andern?
François. Sie ist nämlich allgemein beliebt.
Herzog. Und er will mit ihr fort . . . . was weiß ich . . . . man hat's mir erzählt.
Wirth. So? hat man's Dir erzählt? – Blick auf den Herzog.
Herzog Blick auf den Wirth, dann Es ist zu dumm. Léocadie ist geschaffen, die größte, die herrlichste Dirne der Welt zu sein.
François. Wer weiß das nicht!
Herzog. Giebt es etwas Unverständigeres, als jemanden seinem wahren Beruf entziehen? Da François lacht. Ich meine das nicht im Scherz. Auch zur Dirne muß man geboren sein – wie zum Eroberer oder zum Dichter.
François. Sie sind paradox
Herzog. Es thut nur leid um sie – und um Henri. Er sollte hier bleiben – nicht hier– ich möchte ihn in die Comédie bringen – obwohl auch dort – mir ist immer, als verstünd' ihn keiner so ganz wie ich. Das kann übrigens eine Täuschung sein – denn ich habe diese Empfindung den meisten Künstlern gegenüber. Aber ich muß sagen, wär' ich nicht der Herzog von Cadignan, so möcht' ich gern ein solcher Komödiant – ein solcher . . .
Albin. Wie Alexander der Große . . .
Herzog lächelnd. Ja – wie Alexander der Große. Zu Flipotte. Gieb mir meinen Degen. Er steckt ihn in die Scheide. Langsam. Es ist doch die schönste Art, sich über die Welt lustig zu machen; einer, der uns vorspielen kann, was er will, ist doch mehr als wir alle.
Albin betrachtet ihn verwundert.
Herzog. Denken Sie nicht nach über das, was ich sage: Es ist alles nur im selben Augenblick wahr. – Auf Wiedersehen!
Michette. Gieb mir einen Kuß, bevor du gehst!
Flipotte. Mir auch!
Sie hängen sich an ihn, der Herzog küßt beide zugleich und geht. – Währenddem:
Albin.
Ein wunderbarer Mensch! . . . .
François. Das ist schon wahr . . . . aber daß solche Menschen existiren, ist beinah' ein Grund, nicht zu heiraten.
Albin. Erklär' nur im übrigen, was das für Frauenzimmer sind.
François. Schauspielerinen. Sie sind auch von der Truppe Prospère, der jetzt der Spelunkenwirth ist. Freilich haben sie früher nicht viel Anderes gemacht als jetzt.
Guillaume stürzt herein, wie athemlos.
Guillaume zum Tisch hin, wo die Schauspieler sitzen, die Hand an's Herz, mühselig, sich stützend. Gerettet, ja, gerettet!
Scaevola. Was giebt's, was hast Du?
Albin. Was ist dem Mann geschehn?
François. Das ist jetzt Schauspiel. Paß auf!
Albin. Ah –?
Michette. Flipotte rasch zu Guillaume hin. Was giebt's? Was hast Du?
Scaevola. Setz' Dich, nimm einen Schluck!
Guillaume. Mehr! mehr! . . . . Prospère, mehr Wein! – – Ich bin gelaufen! Mir klebt die Zunge. Sie waren mir auf den Fersen.
Jules fährt zusammen. Ah, gebt Acht, sie sind uns überhaupt auf den Fersen.
Wirth. So erzähl' doch endlich, was ist denn passirt? . . . . Zu den Schauspielern. Bewegung! mehr Bewegung!
Guillaume. Weiber her . . . Weiber! – Ah – Umarmt Flipotte. Das bringt Einen auch wieder zum Leben! Zu Albin, der höchst betroffen ist Der Teufel soll mich holen, mein Junge, wenn ich gedacht habe, ich werde Dich lebendig wiedersehn . . . Als wenn er lausche. Sie kommen, sie kommen! – Zur Thür hin Nein, es ist nichts. – Sie . . .
Albin. Wie sonderbar! . . . Es ist wirklich ein Lärm, wie wenn Leute draußen sehr rasch vorbeijagten. Wird das auch von hier aus geleitet?
Scaevola zu Jules. Jedesmal hat er die Nuance . . . es ist zu dumm! –
Wirth. So sag' uns doch endlich, warum sie Dir wieder auf den Fersen sind.
Guillaume. Nichts Besonderes. Aber wenn sie mich hätten, würde es mir doch den Kopf kosten – ein Haus hab' ich angezündet.
Während dieser Scene kommen wieder junge Adelige, die an den Tischen Platz nehmen.
Wirth leise. Weiter, weiter!
Guillaume ebenso. Was weiter? Genügt das nicht, wenn ich ein Haus angezündet habe?
François. Sag' mir doch, mein Lieber, warum Du das Haus angezündet hast.
Guillaume. Weil der Präsident des obersten Gerichtshofes darin wohnt. Mit dem wollten wir anfangen. Wir wollen den guten Pariser Hausherren die Lust nehmen, Leute in ihr Haus zu nehmen, die uns arme Teufel in's Zuchthaus bringen.
Grain. Das ist gut! Das ist gut!
Guillaume betrachtet Grain und staunt; spricht dann weiter. Die Häuser müssen alle dran. Noch drei Kerle wie ich, und es giebt keine Richter mehr in Paris!
Grain. Tod den Richtern!
Jules. Ja . . . . es giebt doch vielleicht einen, den wir nicht vernichten können.
Guillaume. Den möcht' ich kennen lernen.
Jules. Den Richter in uns.
Wirth leise. Das ist abgeschmackt. Laß das. Scaevola! Brülle! jetzt ist der Moment!
Scaevola. Wein her, Prospère, wir wollen auf den Tod aller Richter in Frankreich trinken!
Während