Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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Blick hatte ihn vernichtend getroffen.

      »Gott sei Dank, dass du da bist«, murmelte Ricky. »Ein aufdringlicher Bursche. Übrigens der Bruder von dem, den wir heute morgen getroffen haben.«

      »Deswegen kam er mir so bekannt vor. Wo steckt Hannes?«

      »Er hat eine Stunde länger, und Ulla hat heute noch Studierstunde. Sie ist das netteste Mädchen, aber jetzt macht sie mir auch noch Sorgen.«

      Was sie sonst für Sorgen hätte, fragte Sandra nicht. »Nun kann ich dir ja Gesellschaft leisten«, meinte sie leichthin, selbst froh, welche gefunden zu haben. »Gehen wir ins Café Fenstergucker?«

      »Lieber nicht. Da haben wir vielleicht das Pech, den anderen Rosch zu treffen«, meinte Henrike. »Gehn wir lieber in die Klause, die ist ihm zu proletarisch. Oder hast du was dagegen?«

      »Überhaupt nicht.«

      Es war ein einfaches, aber gemütliches Lokal. Hier saß Henrike sonst mit Ulla, wenn sie auf Hannes warten musste.

      »Warum macht deine Freundin Ulla dir denn Sorgen?«, fragte Sandra beiläufig.

      Henrike erzählte es ihr. »Hoffentlich ist Mami einverstanden, dass sie bei uns wohnt«, seufzte sie. »Eigentlich mag ich ihr ja nicht noch mehr aufbürden. Sie hat mit uns genug zu tun.«

      »Ich habe einen besseren Vorschlag«, erklärte Sandra impulsiv. »Bei uns stehen so viele Zimmer leer. Sie könnte bei uns wohnen.«

      Staunend sah Henrike Sandra an. »Du bist eine fantastische Frau, Sandra«, sagte sie atemlos und voller Bewunderung.

      »Meine Güte, nun bring mich nicht in Verlegenheit, Ricky! Wir sind doch schon eine richtige Gemeinschaft, ich freue mich, dass wir draußen nicht so allein wohnen, und wenn man mit so netter Jugend beisammen sein kann, ist das wunderschön.«

      Henrike lachte leise. »Es ist einfach himmlisch, wie wir uns alle zusammengefunden haben. Später können wir einmal sagen: Sonnenwinkel, die Insel der Glücklichen.«

      Sandra legte ihre Hand auf Henrikes. »Es wäre schön«, sagte sie leise. »Ja, wunderschön wäre es. Ich mag dich sehr, Ricky, und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass all deine Träume sich erfüllen werden.«

      *

      Als Sandra heimkam, sah sie Felix Münsters Wagen vor der Dependance stehen. Schnell ging sie ins Haus. »Mutti!«, rief sie, aber es kam keine Antwort. Tini, drall und rund, kam aus der Küche.

      »Die Frau Baronin ist ins Dorf gefahren«, erklärte sie.

      Es war ihr nicht auszureden, diesen Titel zu gebrauchen. Tini war stolz darauf, weil es ihr höchstes Glück war, einer Baronin dienen zu dürfen.

      »Dann gehe ich noch ein Stück spazieren«, sagte Sandra. Sie war zwar lange genug herumgelaufen, aber sie hatte einfach Angst, allein im Haus zu sein. Wenn Felix jetzt kommen würde, wüsste sie nicht, was sie sagen sollte.

      Von widersprüchlichen Empfindungen bewegt, schlug sie den Weg zur Burg ein. Der Zauber jener Nacht war in ihr nicht auszulöschen, dennoch aber waren ihr andere Gedanken gekommen. Die Wirklichkeit sah meist ganz anders aus als die Träume.

      Und sie wollte sich nicht in Träumen verlieren. Es gab so vieles zu bedenken. Ellen Düren war ihre Nachbarin geworden. Ihre Abneigung gegen diese Frau war übergroß, aber war es nicht nur deswegen so, weil ihre Zuneigung zu Felix Münster so stark war? Manuel, der Junge, sein Sohn, war an diese Frau gewöhnt. Sie hatte Mutterstelle an ihm vertreten. Ihr Gefühl wehrte sich gegen dieses Wort, aber ihr Verstand ließ sich nicht ausschalten.

      Ein kleiner, kläglicher Laut erreichte ihr Ohr, als sie in die Nähe der Burg kam. Sie erstarrte. Hörte sie jetzt auch schon Geisterstimmen wie Bambi? Aber der Laut wiederholte sich. Es war ein jammervolles Schluchzen. Sie ging ihm nach und fand zusammengekauert, unter einem knorrigen Baum, Manuel.

      Sein Gesicht war schmutzig. Auch seine Hose wies Flecken auf. Sie kniete bei ihm nieder, im ersten Augenblick mehr an seinen Vater als an ihn denkend. Aber als sich die Kinderarme um ihren Hals legten, durchflutete sie eine Welle mütterlicher Zuneigung.

      »Manuel, was machst du hier?«, fragte sie mit erstickter Stimme.

      »Papi und Tante Ellen haben sich so furchtbar gestritten«, flüsterte er. »Ich hatte Angst und bin weggelaufen. Aber jetzt habe ich auch Angst, weil es so unheimlich ist.«

      »Du brauchst keine Angst zu haben«, tröstete sie ihn. »Es tut dir niemand etwas. Und wenn du Kummer hast, kommst du zu mir. Du weißt doch, wo ich wohne.«

      »Ich wollte ja, aber du warst nicht da«, flüsterte er.

      Er wollte zu mir, und ich war nicht da, dachte sie gequält. Ich bin herumgeirrt, um seinen Vater nicht zu treffen.

      »Und jetzt sehe ich so furchtbar schmutzig aus, dass ich mich gar nicht mehr heimtraue«, flüsterte Manuel an ihrem Ohr. »Dann wird Tante Ellen noch mehr schimpfen. Ich kann ihre Stimme gar nicht mehr hören. Papi hält sich auch schon die Ohren zu, und Teta stopft sich Watte rein. Warum kann ich nicht allein mit Teta hier sein?«

      Sandra wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie drückte ihn an sich und spürte, wie sein kleines Herz angstvoll klopfte.

      »Hier leben viele nette Menschen, Manuel«, sagte sie leise. » Sie alle werden dich liebgewinnen. Du kannst mit Bambi spielen. Du kennst doch das kleine Mädchen noch? Sie hat jetzt auch einen kleinen Hund, der dir bestimmt gefallen wird.«

      Die Worte kamen wie von selbst über ihre Lippen, und sie spürte, wie der Junge ruhiger wurde.

      »Ja, ich kenne das kleine Mädchen noch«, sagte er leise. »Und den Jungen auch. Aber Tante Ellen wird nicht erlauben, dass ich mit ihnen spiele.«

      »Das werden wir ja sehen«, erklärte Sandra entschlossen.

      »Hast du keine Angst vor ihr?«, flüsterte Manuel.

      »Nein, ich habe keine Angst.« Und ich werde Felix meinen Standpunkt erklären, dachte sie mit wilder Entschlossenheit. Er kann nicht zulassen, dass dieses Kind seelisch zermürbt wird.

      »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Manuel scheu.

      »Sandra«, erwiderte sie.

      »Ich hab’ dich gern, Sandra«, wisperte er, »aber das darf Tante Ellen nicht wissen.«

      »Dann bleibt es eben vorerst unser Geheimnis«, murmelte Sandra und strich ihm die wirren Haare aus der Stirn. »Aber nun sei nicht mehr so traurig. Und hab’ auch keine Angst mehr. Schau, ich bin dir ganz nahe, und ich bin immer da, wenn du mich brauchst.«

      Er machte eine kleine Pause und holte tief Atem. »So lieb hat noch nie jemand mit mir gesprochen. Teta traut sich ja auch nicht, weil Tante Ellen immer da ist. Und ich brauche dich immer, Sandra!«, stieß er beklommen hervor.

      *

      »In diesem Ton redest du nicht noch einmal mit mir, Ellen«, sagte Felix Münster eisig. »Ich weiß nicht, wie oft ich es dir schon gesagt habe, aber ich werde dich nicht heiraten, auch wenn du es noch so sehr darauf angelegt hast.«

      Ihr Gesicht war hassverzerrt.

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