Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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dürfen, was ich denke.«

      Ihre Lippen zuckten. »Wenn doch dieses Schuljahr nur erst zu Ende wäre«, murmelte sie, um dann hinauszulaufen.

      *

      Sandra war aus dem Staunen nicht herausgekommen. Sie hatte einen ganz anderen Felix Münster an diesem Abend kennengelernt. Er war aufgetaut, er hatte sogar gelacht.

      Nun gingen sie durch die Nacht und waren verstummt. »Es ist doch eigenartig, wie sich so viele sympatische Menschen an einem kleinen Ort zusammenfinden können«, bemerkte er plötzlich.

      »Vielleicht macht es die Atmosphäre, die nur solche anzieht«, erwiderte sie gedankenvoll. »Mir scheint, zwischen dem jungen Rückert und Ricky spinnt sich etwas an.«

      Erschrocken schwieg sie. Wie kam sie dazu, dies zu sagen? Zu einem fremden Mann, dem sie nur mit äußerster Distanz begegnen wollte?

      »Vielleicht begünstigt die friedvolle Atmosphäre dieses Ortes auch solche Gefühle«, stellte er mit belegter Stimme fest. Sie sah ihn an, ihre Blicke trafen sich, und augenblicklich war eine knisternde Spannung zwischen ihnen.

      Ich werde mich restlos verlieren, dachte Sandra. Wenn ich mich jetzt nicht zusammennehme – aber da war es schon zu spät. Sie wusste nicht, wie es geschah, aber sie lag plötzlich in seinen Armen, und er küsste sie mit einer so leidenschaftlichen Zärtlichkeit, dass ihr die Sinne schwanden. Seine harten, trockenen Lippen wurden weich und zärtlich und streichelten ihr erglühtes Gesicht.

      »Für mich ist es nicht die Atmosphäre, die mich anzieht«, murmelte er. »Du bist es, Sandra.«

      Habe ich es nicht gewünscht und zugleich gefürchtet?, ging es ihr durch den Sinn. Alle schlechten Eigenschaften hatte sie in ihn hineindenken wollen, um sich gegen dieses Gefühl zu wehren, dem sie doch hilflos ausgeliefert war. Und wie er auch immer sein mochte, was auch gewesen war und noch kommen würde, es würde nichts daran ändern, dass sie ihn liebte.

      »Es ist verrückt«, stieß sie hervor, »es geht nicht …« Er erstickte alle Worte, die sich noch auf ihre Lippen drängen wollten, mit seinen Küssen.

      »Es ist nicht verrückt, es ist einfach schön, dass es dich gibt«, sagte er dann mit dunkler Stimme. »Wenn du doch Manuels Herz gewinnen könntest!«

      »Und sie?«, flüsterte sie erstickt. »Sie will dich doch haben mit Haut und Haaren. Glaubst du, dass ich das nicht gespürt hätte?«

      »Du, du hast mich – mit Haut und Haaren«, erwiderte er, »und alles andere wird sich finden. Sie bedeutet mir nichts – gar nichts! Damit du dir darüber im Klaren bist. Ich werde dir einmal alles erzählen, wie es kam und warum ich mich nicht dagegen gewehrt habe, dass sie in meinem Hause blieb, aber nicht heute. Wir wollen diesen Abend nicht zerstören, Sandra, nicht zerreden. Du sollst mir glauben, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich bin. Ich möchte, dass auch du glücklich bist.«

      »Und ich möchte, dass Manuel ein glückliches Kind wird«, sagte sie leise.

      Marianne von Rieding konnte sich über das lange Ausbleiben ihrer Tochter gar nicht genug wundern. Carlo Heimberg hatte sich längst in das Gästezimmer zurückgezogen, das ihm immer offenstand, wenn seine Anwesenheit in Erlenried erforderlich war. Ein sonderlich guter Gesellschafter war er nicht, wie sie hatte feststellen müssen. So energisch er in seinem Beruf war, so scheu war er als Mensch, und über sich sprach er gar nicht.

      Ob er insgeheim in Sandra verliebt war?, hatte sie überlegt. Die Männer um fünfzig entdeckten manchmal ihr Herz um so stürmischer. Doch wenn es so war, wusste er sich gut zu beherrschen.

      Sie wollte eben das Fenster schließen, als sie Schritte auf dem frisch aufgeschütteten Kies knirschen hörte. Gedämpfte Stimmen drangen an ihr Ohr, und dann vernahm sie, wie der Motor von Felix Münsters Wagen leise ansprang.

      Ganz sacht schob sie den Vorhang etwas zur Seite, um sich gleich dieser neugierigen Regung zu schämen.

      Felix Münster war noch einmal ausgestiegen, und Marianne sah, wie zwei Schatten in inniger Umarmung ineinanderflossen. Ihr Herz pochte bis zum Halse. Sie war keines klaren Gedankens mehr fähig. Rasch wich sie ins Zimmer zurück und stand wie versteinert.

      Sandra und Felix Münster! Mein Gott, dachte sie, was soll daraus werden? Sie kannte Sandra zu gut, ein flüchtiges Abenteuer kam für sie nicht infrage. Leise ging sie in ihr Schlafzimmer, gerade noch rechtzeitig, denn schon ging Sandra durch die Halle. Ihre Schritte, kaum vernehmbar, verharrten einen Augenblick vor ihrer Tür. »Mutti?«, tönte ihre Stimme wie ein Hauch an Mariannes Ohr, und als sie keine Antwort gab, verschwand Sandra in ihrem Zimmer.

      Sie darf nicht unglücklich werden, dachte Marianne von Rieding. Wären wir doch nur nicht hierhergekommen. Wären wir Felix Münster doch nie begegnet!

      *

      Über Felix Münster sprach Sandra nicht. »Es ist gestern spät geworden«, erwähnte sie beiläufig. »Es war ein sehr netter Abend. Die Auerbachs waren auch da, und wir haben völlig die Zeit vergessen.«

      Zeit und Raum und alle Vorsätze, dachte Marianne von Rieding deprimiert, und morgen würden Ellen Düren und Manuel kommen.

      »Schade, dass ihr nicht dabei wart«, fuhr Sandra fort. »Es war wirklich sehr vergnügt.« Mehr aber sagte sie nicht, und schmerzhaft wurde es Marianne bewusst, dass es zum ersten Mal Heimlichkeiten zwischen ihr und ihrer Tochter gab.

      Auch im Hause Auerbach wurde von dem netten Abend gesprochen. Hannes und Bambi hatten fest geschlafen, als sie heimkamen, und wussten gar nicht, wie spät es geworden war.

      Bambis ganzes Interesse gehörte Jonny, der sich nicht von ihrer Seite fortlocken ließ.

      »Sollte er nicht eigentlich dir gehören?«, fragte Jörg seine Schwester in anzüglichem Ton.

      »Er gehört Bambi«, erwiderte sie trotzig, denn sie hatte wohl bemerkt, dass Jörg sie unausgesetzt forschend betrachtete.

      »Mir brauchst du nichts vorzumachen«, brummte er.

      »Mische ich mich in deine Privatangelegenheiten?«, fragte sie aggressiv.

      »Dann wird es wohl nichts mit der Lady Merriman«, spottete er. »Und dabei war Percy doch noch vor ein paar Wochen alleiniger Favorit.«

      »Du kannst dir deine Anzüglichkeiten sparen. Es war nie mehr als Freundschaft.«

      »Ich meine es doch nur gut, Ricky«, lenkte er ein. »Ich habe dir ja immer gesagt, dass dir noch mehr Männer über den Weg laufen. Das wird auch in Zukunft so sein. Mit achtzehn fängt es doch erst richtig an.«

      »Heb deine Weisheiten für dich selbst auf«, brauste sie auf. »Und was ich dir noch sagen wollte, Stella ist zu schade für einen Wochenendflirt.«

      »Zum Donnerwetter, willst du mich auch gleich festnageln, damit alles schön in der Familie bleibt? Mit mir nicht. Ich will mein Leben noch genießen.«

      »Dann lass die Finger von ihr, verstanden?«

      »Ich habe sie noch nicht angerührt«, spottete er. »Ich werde mich hüten. So ein grünes Küken. Sie ist überhaupt nicht mein Typ, wenn du es genau wissen willst.«

      Hannes zupfte Bambi am Ärmel. »Ricky und Jörg streiten –«,

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