Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Das ist ja nur eine Ruine.«
»Wir wollten sie gern mal angucken«, ließ Bambi sich wieder vernehmen. »Dürfen wir das?«
»Freilich dürft ihr«, tönte Sandras melodische Stimme an ihre Ohren. »Machen wir uns auf den Weg.«
»Aber passt auf«, sagte Frau von Rieding warnend, »mir ist es da unheimlich.«
Sandra stellte fest, dass es halb so schlimm und ihre Mutter nur ängstlich sei. »Geister gibt es keine«, sagte sie.
»Schade«, brummte Hannes. »Ich hätte gern mal einen Geist gesehen.«
»Ich auch«, schloss sich Bambi eifrig an. »Es gibt gute Geister. Heinzelmännchen.«
»Doch bloß in Geschichten«, wurde sie von Hannes belehrt. »Für Bambi gibt es überhaupt nichts Böses«, erklärte er Sandra.
Sie nahm die Kleine bei der Hand. Der Weg zur Burg war schlüpfrig und schmal. Hannes trabte hinter ihnen her. Es war viel weiter, als es von unten aussah. Hoch ragte dann das alte Gemäuer vor ihnen empor.
»Was sind das für Löcher?«, fragte Bambi.
»Das sind Schießscharten«, erklärte Sandra.
»Da haben sie auf der Lauer gelegen und auf die Feinde geschossen«, fügte Hannes hinzu. »Heute haben sie Panzer, Raketen und Atombomben. Ich verstehe nicht, warum die Menschen aufeinander schießen.«
»Das dürfen sie gar nicht tun«, versicherte Bambi eifrig. »Man muss sich immer vertragen, sagt Mami.«
»Ja, das sollte man«, meinte Sandra gedankenvoll.
»Ich kann es gar nicht leiden, wenn sie im Fernsehen immer schießen«, erklärte Bambi. »Dann gehe ich immer raus.«
»Das sind doch nur Filme«, meinte Hannes. »Das ist doch keine Wirklichkeit.«
»Aber wo Krieg ist, ist Wirklichkeit«, beharrte Bambi. »Mami sagt, dass es schrecklich ist.«
Dann aber traten sie durch die knarrende Tür. Der untere Teil der Burg war noch verhältnismäßig gut erhalten.
Es war mehr ein großer Saal, und Sandra erklärte ihnen, dass es der Rittersaal gewesen sei.
»Die Ritter hatten Rüstungen«, stellte Hannes fest. »Gibt es die auch noch?«
»Ich habe noch keine gefunden«, lächelte Sandra. »Wenn welche da waren, wird man sie wohl ins Museum gebracht haben. Aber drüben im Herrenhaus auf dem Speicher stehen auch noch viele Sachen.«
»Gibt es hier auch ein Verlies?«, fragte Hannes neugierig. »Haben sie früher auch Leute eingemauert? Wie lange wohnt schon keiner mehr hier?«
»Man soll nicht so viel auf einmal fragen«, mischte sich Bambi ein. »Horch mal, da ruft wer.« Sie wurde ganz aufgeregt.
»Das ist das Echo, es wird von den Mauern zurückgeworfen«, erklärte Sandra.
Erleichtert seufzte Bambi auf. »Ich dachte schon, es wäre einer hier. So ein Geist!« Sie hatte nun doch ein bisschen Angst, und es war auch kühl und feucht in dieser Halle.
»Ganz schöne Spinnweben«, stellte Hannes fest. »Gibt’s auch Fledermäuse?«
»Und einen Drachen?«, fragte Bambi. »Oder hat den der Siegfried auch getötet?«
Sandra hatte sich schon lange nicht mehr so gut unterhalten und war richtig enttäuscht, als nun die Stimme ihrer Mutter nach ihr rief.
Hannes war sehr enttäuscht, denn er wollte sich gerade anschicken, das Kellergewölbe zu ergründen.
»Wir können ja noch öfter hergehen«, tröstete ihn Sandra. »Aber erkunde nur nichts auf eigene Faust. Wir sind verantwortlich, wenn etwas passiert.«
Als sie, alle drei ziemlich staubig, den Hügel hinabstiegen, bemerkten sie Felix Münster, den die Kinder ja auch schon kannten. Aber er war nicht allein.
Eine Dame war mit ihm gekommen und sein Sohn Manuel. »Der sieht aber fein aus«, flüsterte Bambi ihrem Bruder zu. »Neben dem können wir uns gar nicht blicken lassen.«
Aber sie konnten keinen anderen Weg gehen. Sie mussten am Herrenhaus vorbei. Der kleine Manuel sah sie mit großen Augen an. Er war nicht viel größer als Bambi und sehr zart. Die dunklen Haare hoben die Blässe noch hervor. Er trug einen dunkelblauen Blazer zu langen grauen Hosen und tadelloser Bügelfalte, ein weißes Hemd mit einer blauen Schleife.
Bambi versteckte ihre schmutzigen Hände in den Taschen ihrer Cordhose, und Hannes legte seine auf den Rücken. Sie konnten bemerken, dass die Dame, eine schlanke schwarzhaarige Frau, Manuel dicht an sich zog, während sie den beiden Kindern einen abweisenden Blick zuwarf.
»Wir gehen jetzt lieber«, stieß Hannes hervor. »Vielen Dank, Frau von Rieding.«
»Ich möchte gern wissen, wer die Kinder sind«, ließ sich da Manuel vernehmen.
»Bambi und Hannes Auerbach«, erklärte ihm sein Vater. »Du wirst mit ihnen spielen können, wenn wir erst hier wohnen.«
»Sei nicht so voreilig, Felix«, sagte seine Schwägerin in anmaßendem Ton. »Ich glaube kaum, dass sie der richtige Umgang für Manuel sind.«
Eine steile Falte erschien auf Felix Münsters Stirn, als Hannes und Bambi sich nun in größter Eile verzogen.
»Ihr Vater ist Professor Auerbach, Ellen«, erwiderte er scharf. »Nimm dies bitte zur Kenntnis. Sie sind eben richtige Kinder.«
Alexandra hatte inzwischen zur Kenntnis genommen, dass diese Ellen Düren alles andere als sympathisch wirkte. Sonst nicht so schnell mit ihrem Urteil, fällte sie diesmal ein vernichtendes. Der kleine Manuel tat ihr in tiefster Seele leid, und gegen Felix Münster hegte sie keine freundlichen Gedanken.
»Meine Schwägerin wollte sich über den Fortgang der Renovierungsarbeiten informieren, um noch eigene Wünsche geltend zu machen«, erklärte Felix Münster zurückhaltend.
»Bitte«, erwiderte Alexandra kühl. »Das Haus gehört Ihnen ja. Falls es noch etwas zu erörtern gibt, finden Sie mich in unserem Haus.« Sie zögerte einen Augenblick. »Vielleicht möchtest du bei uns warten, Manuel?«
»Nein, er bleibt in meiner Nähe«, erwiderte Ellen Düren scharf.
Armes Kind, dachte Alexandra, und ihr Groll gegen Felix Münster wuchs. Gab es denn keinen anderen Menschen, dem er sein Kind anvertrauen konnte? Der Junge war ja völlig verschüchtert.
»Da haben wir uns etwas Schönes eingebrockt, Mutti«, meinte sie nachdenklich, als sie ins Haus zurückkam. »Das ist ja eine schrecklich hochnäsige Person!«
»Das ist aber eine arrogante Person«, äußerte sich Ellen Düren fast im gleichen Augenblick über Alexandra. »Diese verarmten Adligen tragen ihre Nase besonders hoch.« Ihre Stimme klang so gehässig, dass Felix Münster eine unwillige Erwiderung nicht unterdrücken konnte.
»Immerhin gehört ihnen dieser Besitz, und ich möchte