Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Fünf.«
»Das trifft sich gut. Ich auch.«
Hannes trollte sich. Er hatte anscheinend schon Anschluss gefunden, denn er wurde gleich von Klassenkameraden umringt.
»Hast du noch mehr Geschwister?«, fragte Ulla.
Henrike nickte. »Einen Bruder, der in München studiert, und eine kleine Schwester. Sie ist erst vier Jahre.«
»Wohl sortiert«, lächelte Ulla. »Ich bin Einzelkind. Pech. Da meinen die Eltern, alles in einen hineinpacken zu müssen. Ein Familiendrama wäre es, wenn ich das Abi nicht bestünde. Und für den Fall aller Fälle hat man mich hier bei Oma einquartiert, damit die Schande nicht bekannt wird. Mein Vater ist nämlich Oberstudiendirektor in Göttingen.« Ihre Lippen kräuselten sich spöttisch. »Dabei würde ich am liebsten Schneiderin werden. Übrigens möchte ich dir einen Tipp geben, Ricky, du gestattest doch, dass ich dich so nenne? Der Conny von Rosch ist ein Schürzenjäger. Lass dich nicht einwickeln. Da, der dunkle Dandy.«
Obgleich Henrikes Herz tief sank, warf sie einen unauffälligen Blick zu ihm hinüber. Noch ein von Rosch, das konnte ja heiter werden!
*
In Französisch schrieben sie eine Ex. Henrike machte das nicht die geringsten Schwierigkeiten. Die Schulzeit in Paris und London war ihren Sprachkenntnissen zugutegekommen.
Als sie von ihrem Blatt aufblickte, begegnete sie Fabian Rückerts Augen. Augenblicklich war sie wie gelähmt. Wäre sie nicht schon fertig gewesen, hätte sie kein Wort mehr zustande gebracht.
Nach dieser Stunde rief er sie zu sich. Die Übrigen verzogen sich schon in den Physiksaal.
»Es tut mir leid, wenn ich Sie aus der Fassung gebracht habe«, sagte er entschuldigend.
»Warum haben Sie mich nicht wenigstens vorbereitet?«, fragte sie kleinlaut.
»Zuerst wusste ich ja nicht, dass Sie in meine Klasse kommen. Und dann, ich hatte Hemmungen«, gestand er mit einem verlegenen Lächeln. »Ich bin froh, dass Sie mit diesen beiden Fächern keinerlei Schwierigkeiten haben. Wie ich Ihren Zeugnissen entnehme, sind Sie in beiden sehr gut.«
»Nachhilfestunden brauche ich jedenfalls nicht, Herr Doktor«, sagte sie trotzig. »Ich muss jetzt gehen. Wo ist der Physiksaal eigentlich?«
»Ich zeige es Ihnen.«
Stella lief ihnen in den Weg. Ihre Augen weiteten sich, dann lächelte sie. »Das ist übrigens meine Schwester Stella«, sagte Fabian Rückert rasch. »Sie werden sich ja noch kennenlernen.«
Ich werde beiden aus dem Weg gehen, wo ich nur kann, dachte Henrike eigensinnig.
»Was hat denn der Dr. Rückert gesagt, als du plötzlich in der Klasse saßest?«, fragte Hannes grinsend, als sie heimwärts fuhren.
»Was soll er denn gesagt haben? Wahrscheinlich hat er mich gar nicht erkannt«, flüchtete sie sich in eine Notlüge.
»So, wie der dich neulich angeschaut hat«, meinte Hannes kichernd.
»Dass du ja nichts darüber sagst«, warnte sie ihn, »auch zu Hause nicht.«
Er warf ihr einen schrägen Blick zu. »Meine Güte, ist das denn schlimm? Wir leben doch in einer Demokratie. Warum soll ein schicker Lehrer nicht mal einer hübschen Schülerin nachschauen. Ich finde gar nichts dabei.«
»Es kann für die Schülerin ebenso peinlich werden wie für den Lehrer«, erwiderte Henrike mit belegter Stimme.
»Ich finde das toll, wenn einer schon mit sechsundzwanzig Jahren Doktor ist«, begeisterte er sich. »Wir müssten nur so junge Lehrer haben, dann würde die Penne viel mehr Spaß machen. Und ich habe gedacht, er wäre ein Playboy.«
»Na, so sieht er aber nicht aus«, widersprach Henrike. »Du hast dich ja schon hinreichend über ihn informiert.«
»Na klar, schon wegen des Hundes. Amelie wohnt neben ihnen. Sein Vater ist Notar, und er hat ’ne nette Schwester, die auch bei uns auf der Schule ist.«
»Wer ist Amelie?«, lenkte Henrike ab.
»Meine Nachbarin. Sie ist okay. Sie lässt mich immer abgucken.«
»Verlass dich lieber auf deinen eigenen Grips, sonst gehst du baden, wenn du woanders hingesetzt wirst.«
»Da sind sie hier großzügig. Mit der Schule können wir ganz zufrieden sein, Ricky. Amelie findet dich schön.«
Man sah ihm an, dass er ungeheuer stolz darauf war. Henrike aber dachte daran, in welche Konflikte sie gestürzt worden war, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie schon seit Tagen nicht mehr an Percy gedacht hatte.
*
Nun ging schon die erste Woche, in der die Auerbachs im Sonnenwinkel lebten, zu Ende. Sie hatten sich schon eingelebt und fühlten sich rundherum glücklich. Doch ganz ohne Probleme ging es nicht ab.
Henrike war zu dem Entschluss gekommen, in Fabian Rückert nur ihren Lehrer zu sehen und ihre persönliche Bekanntschaft aus dem Gedächtnis zu streichen. Er schenkte ihr nicht mehr Beachtung als den anderen, wenngleich ihn dies große Selbstbeherrschung kostete.
Sie ahnte auch nicht, wie viel Neckereien er von Stella hinnehmen musste. Henrike war ein vernünftiges Mädchen. Sie sagte sich, dass es ihn in große Verlegenheit brächte, wenn jemand nur das Geringste merken würde.
Viel war sie mit Ulla zusammen, die sich ein wenig einsam fühlte. Manchmal gesellte sich Manfred zu ihnen, der wirklich ein außerordentlich netter Junge war, wegen seines etwas unglücklichen Aussehens aber vor allem von den Mädchen links liegen gelassen wurde. Die vier anderen Klassenkameradinnen betrachteten Henrike offensichtlich als einen Eindringling. Jede von ihnen machte Fabian Rückert offene Avancen, die er aber nicht wahrzunehmen schien oder nicht wahrnehmen wollte.
Daheim konnte man sich nur wundern, wie intensiv Henrike ihre Hausaufgaben machte. Sehr fleißig war sie eigentlich nie gewesen. Was ihr nicht zufiel, erledigte sie recht und schlecht. Das war jetzt alles anders.
»Henrike wird ein richtiger Streber«, bemängelte Hannes.
»Sie will anscheinend ihr Abitur mit Glanz und Gloria bestehen«, stellte Inge fest.
»Oder dem Dr. Rückert imponieren«, entfuhr es ihm. Hinterher tat’s ihm leid, denn eine Klatschbase wollte er nicht sein.
»Wieso Dr. Rückert?«, fragte Inge ihren Sohn. »Den hat sie doch nur in den modernen Sprachen, und da ist sie ohnehin gut.«
»Aber er ist ihr Klassenlehrer«, wich er vorsichtig aus.
Inge kannte ihre Kinder, so schnell ließ sie sich nichts vormachen. »Wie ist er denn eigentlich?«, fragte sie. »Du hast ihn doch auch.«
»Nur in Englisch. Er ist schon in Ordnung«, erwiderte Hannes verlegen.
»Er ist wohl noch ziemlich jung?«, fragte Inge nun nebenbei.
»Mächtig