Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 4
»Wie können wir das Haus verkraften, Werner?«, fragte sie eindringlich. »Werden wir nicht von Hypotheken erdrückt?«
»Aber nicht die Spur, Liebes!«
Inge begriff ihren Mann nicht mehr. Von finanziellen Dingen wollte er sonst absolut nichts wissen, er verstand mit Geld überhaupt nicht umzugehen. Seine Initiative, sein spontaner Entschluss, dieses Haus hier im Sonnenwinkel zu kaufen, waren ihr unheimlich, so froh sie auch jetzt darüber war. Aber schließlich – sie waren nicht reich!
»Heraus mit der Sprache«, sagte sie streng. »Ich will jetzt wissen, wie das Haus finanziert wird. Selbst in dieser entlegenen Gegend muss es eine Stange Geld gekostet haben. Oder ist ein Haken dabei?«
»Was du denkst!«, brummte er. »Der Bauherr war ein Makler, schwerreich, aber leider herzkrank. Er konnte nicht mehr einziehen, und weil die Erben um das Vermögen stritten, haben sie verkauft. Sehr günstig, mein Herz.«
»Ich will Zahlen hören«, forderte sie energisch.
»Dreihundertfünfzigtausend«, beantwortete er widerstrebend Inges Frage.
»Dreihundertfünfzigtausend«, stotterte Inge entsetzt. »Bist du übergeschnappt?«
»Ist doch alles nicht so schlimm, du Angsthase. Ich habe die beiden Grundstücke verkauft, die ich von Tante Ida geerbt habe.«
Ungläubig betrachtete Inge ihren Mann. »Dieses Ackerland? Dafür kannst du lange nicht so viel bekommen haben. Das liegt doch völlig uninteressant.«
»Siehst du, mein Schatz, wir hatten eben beide keine Ahnung«, meinte er lächelnd. »Ich habe ja auch gedacht, dass es nicht viel wert ist, aber immerhin waren es zehn Hektar, und eine Baugesellschaft war ganz wild darauf. Was gestern noch Ackerland, ist morgen bereits ein Ort. So wie hier. Ich wusste wirklich nicht, was ich dafür verlangen sollte, aber dann haben sie mir ein Angebot gemacht, das mich stutzig machte. Ganz blöd bin ich doch nicht. Wenn die so viel bieten, dachte ich, wird es ihnen noch mehr wert sein. Und als ich zögerte, boten sie tatsächlich mehr. Wenn du jetzt schön bequem liegst, sage ich dir, was ich bekommen habe.«
»Ich liege bequem«, murmelte Inge.
»Na schön, aber nun schnapp nicht gleich über. Eine Million!«
Inge stieß einen spitzen Schrei aus. »Allmächtiger! Wenn das Tante Ida wüsste!«
»Riesig freuen würde sie sich«, brummte er. »Mitnehmen konnte sie es ja nicht. Ich hoffe, Ingelein, es wird dir das Leben in der Einsamkeit erleichtern, dass wir völlig sorgenfrei sind.«
»Eine schöne, wundervolle Einsamkeit in einer bezaubernden Landschaft«, flüsterte sie glücklich. »Du kannst unbelastet arbeiten, endlich deine Pläne verwirklichen. Die erste Million ist die schwerste, sagt Jörg doch immer. Und die hast du schon geschafft. Wenn sie nur nicht wieder hops geht, wie damals bei den Eltern.«
»Sei ganz beruhigt, mein Schatz. Ich habe den größten Teil schon angelegt, da droben in dieser neuen Siedlung Erlenried, die hier gebaut werden soll.«
Inge hielt den Atem an. »Du meinst, dass es eine sichere Anlage ist?«, fragte sie skeptisch.
»Aber sicher doch. Dieser Carlo Heimberg ist ein tüchtiger Mann. Außerdem beteiligt sich auch ein Industrieller. Münster heißt er. Und stell dir doch mal vor, wie viele Familien da zu einem Heim kommen, die nicht so viel Glück haben wie wir und schwer sparen müssen. Wenn der Gewinn dann auch nicht so groß ist, wie mancher Spekulant wohl dabei herausschlagen wollte, es ist eine gute Sache, vielleicht haben wir zur Belohnung Glück mit unseren Nachbarn, und unsere Kinder bekommen nette Freunde. Besonders für Ricky würde ich das begrüßen.«
Hoffentlich geht’s gut, dachte Inge, aber sie wollte nicht widersprechen.
Sie war trotz dieser Bedenken sehr zufrieden mit ihrem Mann. Er hatte das Herz auf dem rechten Fleck, und wenigstens war ihm das Geld nicht zu Kopf gestiegen.
»Aber sag den Kindern nichts«, murmelte Werner Auerbach noch. »Sie sollen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Übrigens dachte ich auch daran, dass deine Eltern später herziehen könnten, wenn es ihnen gefällt. In eines der Erlenried-Häuser, die nun bald gebaut werden.«
»Du bist doch der allerbeste Mann«, hauchte sie, aber das hörte er schon nicht mehr. Er war eingeschlafen, und auch Inge fielen die Augen zu.
*
Im Herrenhaus Erlenhof, das ganz in der Nähe des neuen auerbachschen Hauses lag, kam man an diesem Abend auch spät ins Bett. Marianne von Rieding und ihre Tochter Alexandra hatten Besuch von Carlo Heimberg bekommen.
Eigentlich war es sein Verdienst, dass Mutter und Tochter hier übersiedelt waren. Marianne von Rieding war mehr als überrascht gewesen, als sie erfuhr, dass sie und ihre Tochter Sandra von ihrem Schwiegervater als Erbin eingesetzt worden waren. Sie hatte regelrecht Angst bekommen, diesen riesigen Besitz zu übernehmen, denn Barvermögen war gar nicht vorhanden. Der Unterhalt dieses schönen, aber alten Herrenhauses, der dazugehörenden Dependance und der Ländereien hatte Unsummen gekostet. Der alte Baron Rieding war ein Sonderling und Eigenbrötler gewesen, er hatte sich nicht entschließen können, auch nur einen Teil seines Besitzes zu verkaufen, zu dem zu allem Übel noch die Felsenburg gehörte, eine malerische Burgruine, die sehr geheimnisumwittert und romantisch aussah.
Sandra, talentierte Innenarchitektin im Atelier Carlo Heimbergs, hatte ganz plötzlich ihr Herz für dieses bezaubernde Fleckchen Erde und auch für dieses Haus entdeckt. Sie hatte ihren Chef und väterlichen Freund um Rat gefragt, und alles andere war dann eigentlich sein Werk gewesen.
Zu dritt saßen sie gemütlich vor dem Kamin, in dem ein lustiges, behagliches Feuer flackerte. Das prächtige Ölgemälde Albrecht von Riedings hing darüber. Streng blickte der alte Herr auf sie herab, und Frau Marianne war es, als würde sie von seinen durchdringenden Augen durchbohrt.
»Mir ist das alles ein bisschen unheimlich«, murmelte sie.
»Weil du noch immer Respekt vor deinem gestrengen Schwiegervater hast«, wurde sie von ihrer Tochter Sandra geneckt.
Sandra hatte ihren Großvater Albrecht von Rieding nie kennengelernt. Er war zutiefst gekränkt gewesen, dass aus der Ehe seines einzigen Sohnes kein männlicher Erbe hervorgegangen war, und hatte kein Interesse daran gezeigt, seine Enkelin zu sehen. Auch seine Schwiegertochter war für ihn uninteressant geworden, als sein Sohn starb. Bis zu seinem Tode hatte er sich um die beiden nicht gekümmert. Daher war es nicht verwunderlich, dass Marianne von Rieding von dieser Erbschaft maßlos überrascht worden war.
»Mir kommt es so vor, als lache er sich ins Fäustchen, was wir nun wohl anfangen werden«, murmelte sie, »als ahne er, dass wir es nicht schaffen, seinen geliebten Besitz zu erhalten.«
Sandra lachte leise. »Falls sein Geist noch in der Felsenburg herumwandern sollte, wird er sich wundern, was hier alles passieren wird. Übrigens habe ich heute einen Teil der Familie Auerbach kennengelernt. Eine reizende Frau und nette Kinder, und gerade die beiden jüngeren scheinen mir rechte Schelme zu sein!«, lachte sie.
»Über Auerbach wollte ich gerade mit Ihnen sprechen, Sandra«, sagte Carlo Heimberg, ein gut aussehender Mann schwer schätzbaren Alters. Sein graues Haar mochte täuschen, denn sein Gesicht war noch recht jugendlich. »Er beteiligt sich nämlich an unsrem Projekt.«
Sandra pfiff