Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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Herrgott, sie liebte ihn doch. Warum war sie blind und taub? Warum hat sie nicht längst erkannt, daß auch er sie liebt?
Und nun hat sie ihm weh getan, dem einzigen Menschen, dem sie alles Liebe und Gute hätte erweisen mögen, und nach dessen Liebe sie sich sehnt, wie nach Licht und Sonne. Und dieser erste Streit mußte auch noch an einem so wunderschönen Tag, der so vielversprechend begonnen hatte, ausbrechen. Ist es überhaupt ein Streit gewesen? Eigentlich nicht! Seine Worte haben ihr über so vieles die Augen geöffnet.
*
Wattenberg ist schnell weitergeritten. Er ist ärgerlich über sich, daß er so voller Zorn gewesen ist. Hatte er sich nicht vorgenommen, sehr viel Geduld mit ihr zu haben?
Er quält sich und wendet reuevoll sein Pferd. Die Stelle, an der er Bettina verlassen hat, ist leer. Jetzt greift die Angst nach seinem Herzen. Würde sie zurückfinden? Wenn sie sich verirrt? Er trägt die Verantwortung für sie.
Er prescht zurück zum Haus. Pedro kommt angelaufen. Er hat traurige Augen. Er sieht die Angst in den Augen seines Chefs, für den er schon Jahre arbeitet und der ihn genau kennt.
Noch ehe Wattenberg die Frage nach Bettina stellen kann, sagt er: »Ihre Frau ist zurückgekommen. Sie ist sofort ins Haus gegangen.«
»Danke, Pedro!« antwortet er mit einem stillen Aufatmen. Gott sei Dank! Bettina ist im Hause.
Sofort geht er zu ihr und steht vor verschlossener Tür.
»Bettina, bitte öffne! Ich möchte mit dir sprechen!«
Keine Antwort. Er meint, unterdrücktes Weinen zu hören. Er lauscht. Auf einmal ist es still. Er klopft noch mehrmals. Nichts regt sich hinter der Tür. Sie öffnet sich nicht, und es ist auch ganz still dahinter geworden.
»Bettina! Bettina!«
Ratlos wendet er sich um. Er ist ja wahnsinnig gewesen, sich und ihr diesen wunderschönen Tag zu verderben, wo er so viel mit ihr vorgehabt hatte. Nun weint sie – und er trägt die Schuld daran. Er kennt doch ihre Empfindsamkeit.
Mutlos geht er zurück in die Halle und aus dem Haus. Da sieht er das offenstehende Fenster zu Bettinas Badezimmer. Kurz entschlossen steigt er ein.
Er findet eine schweißüberströmte, schlafende Bettina vor. Das zarte Gesicht ist noch naß von Tränen.
Abseits setzt er sich in einen Sessel und raucht, sie keinen Moment aus den Augen lassend.
Es ist ein kurzer, unruhiger Schlummer, in den sie gefallen ist. Nach Minuten schlägt sie die Augen auf. Sie muß wohl gefühlt haben, daß sie nicht mehr allein im Zimmer ist. Langsam erhebt sich Wattenberg und tritt an ihr Bett heran.
»Bettina, verzeih mir, ich habe mich danebenbenommen«, sagt er, seine Stimme zur Ruhe zwingend.
Sie richtet sich auf und läßt die Füße, an denen sie noch die Stiefel trägt, auf den Boden gleiten. Er setzt sich neben sie.
Sie zittert.
Er bittet sie noch um Verzeihung. Dabei war es richtig gewesen, daß er sie aus ihrer Gedankenlosigkeit aufgerüttelt hatte.
Sie legt die Arme um seinen Hals und birgt ihr Gesicht an seiner Schulter. Unter ihren Lidern quillt es heiß hervor.
»Nicht von Verzeihen sprechen, Achim, bitte, nicht. Das kann ich nicht ertragen. Ich – ich liebe dich doch – ich liebe dich schon solange, seit ich dich kenne…«
»Bettina!«
Der freudige Schreck ist so groß, daß er wortlos die Arme um sie preßt und sie küßt. Es ist ein langer, langer Kuß voller Seligkeit und Glück.
Zitternd und weinend liegt sie an seinem Herzen.
*
Wenn Bettina später an die folgende Zeit zurückdachte, dann meint sie, es sei die glücklichste ihres jungen Lebens gewesen.
Alles ist schön und berauschend. Sie blüht unter seiner Liebe, seinen Zärtlichkeiten auf wie eine Rose. Die Liebe hat sie völlig gewandelt. Sie ist weich und anschmiegend. Sie erträgt alle Strapazen, denn er ist so glücklich, daß er Bettina nicht von seiner Seite läßt. Er reitet mit ihr durch das ganze Gelände. Er bringt sie auf das Gebiet der Öltürme, das Tag und Nacht bewacht wird und nachts von Scheinwerfern taghell beleuchtet wird.
Er macht mit ihr reihum Besuche. Überall findet sie offene Aufnahme. Die unverheirateten Ingenieure und Verwaltungsangestellten werden zu Bettinas glühenden Verehrern.
Unter ihnen ist Egon Clermont, ein junger Franzose, der unter Alexander Mortons Schutz steht. Er verfolgt Bettina mit heißen Blicken und taucht überall dort auf, wo sie weilt. Immer versteht er es, seinem Erscheinen einen harmlosen Grund zu geben. Morton allerdings kennt Egon genau und beobachtet ihn mit wachsender Sorge.
Noch wagt er nicht, ihn zu warnen. Noch beobachtet er nur. Auch gegenüber Wattenberg verliert er kein Wort. Aber auch er hat sein Herz sofort an Bettina verloren, er, der den Frauen bisher aus dem Weg gegangen ist. Doch nie, niemals würde er die Hand nach Achims Frau ausstrecken. Seine tiefe, ehrliche und tausendmal erprobte Freundschaft zu Wattenberg könnte er niemals verraten.
Also wacht er, ganz unabhängig von seinen eigenen Gefühlen, über das Glück des Freundes.
*
Es herrscht jedesmal großer Jubel, wenn das Flugzeug mit der Post eintrifft. Auch Bettina hat das Fieber der Erwartung gepackt.
Sie war es, die den ersten Brief an ihrer Mutter sandte und ihr ihr großes Glück mit Achim anvertraute. Und eines Tages hält sie die Antwort in Händen. Unter anderem schreibt Franziska:
… Das ist für mich nichts Neues, mein liebes Kind. Achim hat mir seine Liebe zu Dir schon gestanden, als Du noch nicht an eine Verbindung mit ihm dachtest. Achim ist es wert, daß Du ihm Kameradin und Geliebte zugleich bist. Und ich bin sehr beruhigt, bei ihm weiß ich Dich gut aufgehoben. Meine Sehnsucht nach Euch ist groß, da ich sehr einsam bin. So werden wir uns oft schreiben, und ich habe mich immer über etwas zu freuen. Wie gut, daß ich weiß, wo meine Gedanken Euch zu suchen haben. Du schilderst alles so anschaulich, daß ich dieses Eiland des Glücks fast greifbar vor mir sehe…
Wattenberg, der sich in Geschäftsbriefe vertieft hat, wirft hin und wieder einen Blick auf Bettinas süßes Gesicht. Er bemerkt auch die Träne, die über ihre Wange rollt.
»Sehnsucht, Kleines?«
Rasch reicht sie ihm den Brief. »Nein, Achim, solange du bei mir bist, habe ich keine Sehnsucht. Aber Mama ist sehr einsam. Bitte lies selbst.«
Nachdenklich faltet er darauf den Brief zusammen und legt ihn auf den Tisch.
»Sie schreibt zwar nichts von Sehnsucht, doch man kann es zwischen den Zeilen lesen. Schließlich bist du ihr einziges Kind.«
Und mehrmals an diesem Abend blickt er nachdenklich über den blühenden Garten. Sie sitzen auf der Veranda, eisgekühlte Getränke vor sich, und aus dem Haus, durch das geöffnete Fenster, dringt leise Musik.
Es ist einer der traulichen Abende, die sie häufig verbringen. Später kommt Alexander Morton