Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Ein einsamer Mann kommt zu einer Plauderstunde.« Und küßt Bettina die Hand. »Ist es angenehm, gnädige Frau? Stören möchte ich nicht.«
Sie lächelt ihn an. »Sie stören uns gewiß nicht. Was möchten Sie trinken? Whisky mit einem Schuß Soda?«
»Sie kennen schon mein Lieblingsgetränk.« Er nimmt das gefüllte Glas aus ihrer Hand. »Vielen Dank.«
Sie trinken sich zu, und Wattenberg richtet das Wort an den Freund.
»Alles in Ordnung draußen? Da ich mit Bettina am Teufelsturm war, konnte ich nicht hinauskommen.«
Morton winkt ab. »Ist nicht nötig gewesen, Achim. Alles in Ordnung!«
Er sieht Bettina mit ruhiger Beherrschtheit an. Keiner merkt ihm an, daß sein Herz hart gegen die Rippen schlägt. »Sie haben sich gut akklimatisiert, gnädige Frau. Gefällt es Ihnen immer noch so gut bei uns?«
»Immer noch, Herr Morton«, lacht Bettina. Sie begegnet dem aufleuchtenden Blick Wattenbergs. »Wo Achim ist, fühle auch ich mich wohl.«
»Beneidenswerter Mann«, seufzt Morton. Jetzt lacht der Angeredete hellauf.
»Nachmachen, alter Junge.«
»Haben Sie nicht eine Schwester, Bettina? Die würde ich auf der Stelle heiraten. Wissen Sie, eine zweite Ausgabe von Ihnen.«
»Leider habe ich keine Schwester. Aber das dürfte doch kein Grund sein, um unverheiratet zu bleiben«, meint Bettina und betrachtet den Mann ernsthaft. »Für einen Mann in Ihrer Position und mit Ihrem Aussehen wird sich doch wohl eine Frau finden.«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich bin zu schwerfällig, Bettina. Offen gesagt, von Frauen verstehe ich nicht viel. Meine Arbeit stand immer an erster Stelle. So wird es wohl auch immer bleiben, und auf die Dauer wird eine Frau nicht damit zufrieden sein.«
»Man kann auch gerecht verteilen, Herr Morton. Einen Teil geben Sie der Frau, der andere gehört Ihrer Arbeit.«
»Du solltest einmal ausspannen, Alex«, schlägt Wattenberg vor. »Komm doch für einige Zeit mit uns ins alte Europa. Wäre das nichts?«
Morton blickt mißtrauisch.
»Soll das ein Angebot sein?«
»Ja!«
»Du, Achim, es könnte möglich sein, daß ich dein Angebot annehme. Ich war schon Jahre nicht mehr in Urlaub.«
»Phantastisch! Überleg es dir. Bis zu unserer Abreise halte ich das Angebot aufrecht.«
Morton bekommt einen ordentlichen Schock. »Soll das heißen daß du bereits an die Heimkehr denkst?«
Wattenberg lacht. »Du siehst aus, als hätte ich dir einen Schreck eingejagt. Keine Angst, so schnell werdet ihr mich nicht los.«
»Dann ist es gut. Kaum habe ich mich an meinen Chef gewöhnt, wäre er imstande wieder abzubrausen.«
»Noch haben wir zuviel Arbeit zu bewältigen, alter Junge. Mit abbrausen wird es so schnell nichts.« Wattenberg reicht die Zigaretten, und Bettina schenkt die Gläser erneut voll. Sie selbst nippt an ihrem Eisgetränk. »Übrigens, Alex, was macht dein Schützling, Egon Clermont?«
Morton seufzt ein wenig. »Es ist so eine Sache mit dem Jungen, Augenblicklich kommt er mir etwas haltlos vor. Er trinkt zuviel, nein, er säuft schon.«
»Und wie ist er im Dienst?« forscht Wattenberg.
»Da ist er in Ordnung«, erwidert Morton. »Er muß irgendeinen Kummer haben, den er zu betäuben versucht.«
»Ist er verliebt?«
Morton schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung. Er geht mir in letzter Zeit aus dem Weg. Komisch!«
»Und bei uns taucht er alle Augenblicke auf in seiner Freizeit.« Wattenberg wechselt einen raschen Blick mit seiner jungen Frau. Er weiß genau, daß der Anziehungspunkt Bettina heißt.
»Soo«, macht Morton nur gedehnt und nimmt einen herzhaften Schluck aus seinem Glas. Mit einem Ruck stellt er es zurück. »Ich muß gehen, habe noch einen Rundgang durch das Gelände zu machen.«
Wieder beugt er sich über Bettinas Hand. »Vielen Dank, gnädige Frau, und recht gute Nacht.«
Er wechselt mit Wattenberg einen Händedruck. »Gute Nacht, Achim, auf morgen.«
Dann verschwindet er über die Verandatreppe. Wattenberg und Bettina lauschen hinter den sich langsam entfernenden Schritten her, bis sie verklungen sind.
»Ein feiner Kerl«, sagt Wattenberg leise. »Einer meiner Getreuesten.« Er zieht Bettinas Hand zu sich heran und küßt jeden ihrer Finger. »Und eine der liebenswertesten Frauen habe ich dazu.«
Bettina lächelt verträumt.
»… die dich von ganzem Herzen liebt.«
*
»Wir müssen einen Tag auswählen, an dem wir einen Empfang geben. Man wartet gewiß darauf«, sagt Wattenberg eines Tages zu Bettina, als sie abends wie immer beisammensitzen.
»Du brauchst nur zu bestimmen, Achim. Es wird mir eine große Freude sein, rechtzeitig die Vorbereitungen zu treffen.« Sie seufzt. »Hoffentlich läßt Mamie mir ein wenig Arbeit übrig. Manchmal komme ich mir fast ein wenig überflüssig vor.«
Er beißt sie in die Nasenspitze.
»Das ist bestimmt nicht dein Ernst?« fragt er forschend. Lä-chelnd schüttelt sie den Kopf und setzt sich zu seinen Füßen nieder.
Sinnend blickt sie in die lustig brennenden Flammen im Kamin.
Wie schön kann das Leben sein! denkt sie verträumt. Auf ihrem Gesicht spiegelt sich der Feuerschein. Sie ist wie in rosiges Licht gehüllt. Das Haar leuchtet wie flüssiges Kupfer. Zärtlich legt Wattenberg seine Hand auf ihr schönes Haar. Er meint es förmlich knistern zu hören unter seiner Hand. Sie schmiegt ihren Kopf fest gegen sein Knie.
»Was hast du eben gedacht?« fragt er leise, als könne er durch ein lautes Wort den Zauber der Stunde zerstören.
Ohne ihre Haltung zu verändern, antwortet sie:
»Wie schön das Leben sein kann.«
Er beugt sich weit vor und nimmt dieses junge, sprechende Antlitz zwischen seine Hände und sieht ihr tief in die Augen.
»Gewiß, Liebes. Jedem ist es in die Hand gegeben, sein Leben nach seinen Wünschen zu formen und das Beste daraus zu machen. Das liegt an uns selbst.«
Für die nächste Zeit steht das Haus unter dem Zeichen der nahenden Party. Alles, was dazu benötigt wird, hat Wattenberg mit dem Flugzeug heranschaffen lassen.
In der Küche arbeitet ein Koch mit zwei Hilfsköchen unter Mamies Anleitung. Im großen Speisesaal werden zwei Tafeln aufgestellt. Eine für das Kuchenbüfett und eine für das kalte.