Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Und wie ist es mit Fée, der Schwester Carmen Steemans? Triffst du sie manchmal?«
»Hin und wieder sehe ich sie. Das ist alles.« Er gibt nur widerwillig Antwort, und Morton weiß, daß er die Wahrheit sagt. Egon hat überhaupt keine Freude mehr an den Dingen, die ihm noch vor kurzem begehrenswert erschienen.
»Warum sonderst du dich von den anderen ab, Egon?« erkundigt sich Achim wie beiläufig. »Das ist doch sonst nicht deine Art. Und die jungen Damen werden schwer enttäuscht sein. Komm mit rein, denn man tanzt schon.«
Clermont macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, mir hängt das alles zum Hals heraus…«
»Aber Egon«, unterbricht ihn Morton. »Bist du denn blind und siehst nicht mehr all das Schöne um dich herum?«
»Doch! Das sehe ich, leider ist es…«
Er bricht jäh ab. Morton legt die Hand auf seine Schulter. »Nun mach bloß nicht in Weltschmerz, Egon. Das steht dir überhaupt nicht. Sei fröhlich mit den anderen und laß das Grübeln sein.«
Wegen der immer noch herrschenden Hitze haben sich die Gäste fast alle in das kühle Haus geflüchtet. Hier wird auch getanzt. Es herrscht eine ansteckend ungezwungene Heiterkeit.
Clermont aber ist zumute, als fiele ihm die Decke auf den Kopf. Er kehrt zurück in den Garten. Er ist voll Unruhe. Der Kies knirscht unter seinen Füßen. Wieder sucht er entlegene Wege auf.
Es wird dunkel. Der Mond steigt auf, Sterne beginnen zu funkeln, und schlagartig brennen die vielen Lampen, die den Garten taghell erleuchten. Sein Herz ist voll Sehnsucht.
Er raucht eine Zigarette und denkt nur an eine Frau, und plötzlich steht sie vor ihm. Sie fährt erschrocken zusammen, als Clermont von seinem Platz aufspringt.
»Gnädige Frau«, sagt er, und seine Stimme zittert.
»Ich suche meinen Mann, Herr Clermont.« Bettina hat sich gefangen und den anfänglichen Schreck überwunden. Sie will sich zum Gehen wenden, da vertritt er ihr den Weg.
»Bitte, gnädige Frau, bleiben Sie ein paar Minuten. Ich danke dem Himmel, daß ich einmal allein mit Ihnen sein kann.«
Bettina weicht zurück. Sie sieht die fiebrigen Augen in dem weiß wirkenden Gesicht und beginnt sich zu fürchten.
»Bitte, lassen Sie mich vorbei, Herr Clermont«, bittet sie leise. »Sie dürfen mich nicht aufhalten. Ich habe Pflichten zu erfüllen.«
»Gehöre ich nicht auch zu Ihren Gästen?« Er greift nach ihrer Hand. »Soeben dachte ich an Sie und nun – nun stehen Sie vor mir. Es kommt mir wie ein Traum vor, Bettina – ich – ich liebe Sie.«
Er hält ihre Hand fest wie in einem Schraubstock. Bettina vermag sich nicht aus seinem Griff zu lösen. Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen und suchen verzweifelt nach einem Ausweg.
Ihre Hilflosigkeit raubt ihm den letzten Rest von Verstand. Er reißt sie in seine Arme, und seine Lippen suchen ihren Mund. Bettinas Herz klopft wie rasend. Sie ist wie gelähmt, vermag sich nicht aus seinen Armen zu lösen.
Sein Mund ist dem ihren ganz nahe, da bricht es verzweifelt von ihren Lippen.
»Achim! Hilfe! Achim!«
Seiner Sinne nicht mehr mächtig, preßt er seinen Mund auf ihren Hals, auf die Schultern…
»Achim! Hilfe! Achim!«
Halb ohnmächtig ist Bettina seiner Leidenschaft preisgegeben. Schreck, Angst und Verzweiflung nehmen ihr die Kraft.
Ein ungutes Gefühl läßt Morton, der soeben seinen Wagen besteigen wollte, noch einmal umkehren und nach Egon Clermont suchen.
Unwillkürlich lenkt er seine Schritte zu der einsam gelegenen Bank, und dort wird er Zeuge, wie Wattenberg Bettina aus Clermonts Armen befreit und diesen selbst mit einem Faustschlag zu Boden streckt.
Achim nimmt Bettina auf die Arme, die schluchzend den Kopf an seiner Schulter birgt.
Da bemerkt er Morton. Er weist auf die Gestalt im weißen Smoking am Boden.
»Nimm ihn mit, Alexander, diesen Schurken«, sagt er hart, und dann hat er nur noch Augen für die weinende Bettina.
Wortlos packt Morton Clermont, der sich mühsam hochgerappelt hat, und verschwindet mit ihm.
Drei Tage erscheint Clermont nach dieser Party nicht zum Dienst, und dann noch hat er ein Auge, das in allen Farben schillert…
*
Achim hält seine Frau auf dem Schoß. Ihre Hochsteckfrisur hat sich aufgelöst. Die Brillantkämme liegen am Boden. Sie kann sich einfach nicht beruhigen, so sehr er auch liebevoll auf sie einspricht.
Endlich hat er ihre Tränen zum Versiegen gebracht. Auf Umwegen, um keinem der Gäste in die Arme zu laufen, bringt er Bettina ins Haus und übergibt sie dort Greta. Er wartet, bis sie die Tür zu ihrem Ankleidezimmer geschlossen hat, dann erst kehrt er zu den Gästen zurück.
Bisher hat noch keiner die Abwesenheit der Gastgeber bemerkt. Wattenberg, selbst noch erregt, beherrscht sich und widmet sich seinen Pflichten als Hausherr.
Er sitzt in der Halle, den Eingang behält er im Auge. Der Unterhaltung mit dem Gouverneur und dessen Frau Elena folgt er nur mit halbem Ohr.
Endlich spürt er, wie sich eine Hand leicht auf seine Schulter legt. Er legt den Kopf in den Nacken und blickt zu Bettina auf. Sofort erhebt er sich und schiebt ihr den Sessel zurecht. Er betrachtet sie aufmerksam. Ihr Haar sitzt wieder tadellos. Nur er bemerkt, daß sie noch erregt ist. Er sieht es an der intensiven Farbe ihrer Augen und dem leichten Beben der schlanken Hände, die sie im Schoß ineinandergeschlungen hat.
Wo nur Morton bleibt, denkt er.
Er hat Bettina absichtlich so gesetzt, daß auch sie den Eingang gut übersehen kann.
Ein Wagen fährt vor. Bettina sieht Achim erstaunt an.
»Ein verspäteter Gast?« fragt sie, und dann werden ihre Augen weit, und ein Ausdruck ungläubigen Staunens tritt in sie. Langsam wie unter einem Zwang erhebt sie sich. Mitten durch die Gäste, gefolgt von Morton, kommt eine Dame geschritten, die sich suchend umblickt. Ihr weißes Haar umgibt ein schönes Gesicht.
»Mama!«
Es ist ein Schrei der Freude, der sich Bahn bricht. Bettina fliegt förmlich vorwärts und liegt wenig später in den Armen ihrer Mutter.
»Mama, liebe Mama!«
Aber ehe Franziska, die von Wattenberg eingeladen wurde, den Arm um ihre Tochter schlingen kann, entgleitet diese ihr und liegt ohnmächtig zu ihren Füßen.
»Mein Gott!« Franziska kniet neben ihrer Tochter. »Die Freude ist es, Achim. Sie hat sich aus lauter Freude zu sehr erregt.«
Wattenberg trägt seine Frau durch die Gasse, die die Gäste gebildet haben.
»Stanford, bitte, kommen Sie mit!« ruft er dem Arzt zu, der sofort herbeigeeilt