Die Vampirschwestern 11 - Vorsicht, bissiger Bruder!. Franziska Gehm

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Die Vampirschwestern 11 - Vorsicht, bissiger Bruder! - Franziska Gehm Die Vampirschwestern

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Tepes schmiegte ihre Nase an die Wange des Babys. Es öffnete die Augen. Elvira lächelte es an und betrachtete es genau. Dann sagte sie leise: „Willkommen zu Hause, Franz.“

      Franz gluckste.

      Babybeobachter

      Starr wie ein Kaktus stand er dicht hinter der Gardine und sah aus dem Fenster. Dirk van Kombast folgte den drei Mädchen mit wachsamem Blick. Sie schoben eine Art Kinderwagen, der eher wie ein kleiner Sarg auf Rädern aussah, den Lindenweg entlang.

      Mittlerweile kannte Dirk van Kombast diese Mädchen genau. Silvania und Dakaria Tepes, die Nachbarsmädchen, waren nicht nur Zwillinge, sondern auch Halbvampire. Gleich damals, als Familie Tepes aus Transsilvanien direkt neben ihm eingezogen war, hatte er es geahnt: Die Vampire waren, genau wie seine Mutti es gesagt hatte, überall. Und jetzt waren sie im Lindenweg! Zwar war Elvira Tepes ein Mensch, aber normal war sie mit Sicherheit nicht – schließlich war sie mit einem Vampir verheiratet.

      Ebenso wenig normal war das dritte Mädchen: Helene Steinbrück. Sie war die beste Freundin der Vampirschwestern. Auch über sie wusste Dirk van Kombast bereits einiges, vor allem, seit er ihr Tagebuch in den Händen gehabt hatte: Unter ihren langen blonden Haaren versteckte sie ein Hörgerät. Ihr Vater war Zahnarzt. Und sie war in irgendeinen muffigen Vampir verliebt. Und somit, fand Dirk van Kombast, nicht mehr zu retten.

      Dirk reckte sich und versuchte, einen Blick in den Kinderwagen, oder vielmehr Sargwagen, zu erhaschen. Doch eine Art Sonnensegel versperrte die Sicht. „Och, verträgt der kleine Scheißer keine Sonne, was?“, raunte Dirk van Kombast.

      Seit der Geburt nebenan waren nun schon zehn Monate vergangen. Die Wochen zuvor hatte Dirk die Nachbarin immer dicker und immer flugfreudiger erlebt. Er hatte die transsilvanische Verwandtschaft landen und ein paar Tage nach der Geburt wieder abfliegen sehen. Ihm war nicht entgangen, dass dieses Baby anders war als andere Babys. Kein Wunder, bei den Eltern!

      Bereits in den ersten Wochen hatte es vom Wickeltisch abgehoben, war in der Abenddämmerung zum Fenster hinausgeflogen und hatte – nur mit einer Windel bekleidet – eine Runde über Herrn van Kombasts Terrasse gedreht. Es war das erste fliegende Baby, das der Vampirjäger jemals zu Gesicht bekommen hatte. Auf gewisse Weise hatte es Ähnlichkeit mit einer dicken Hummel. Nur summte es nicht, es brabbelte.

      Leider war Dirk van Kombast in dem Augenblick zu überrascht gewesen, um angemessen handeln zu können. Statt das Vampirbaby einzufangen, war ihm nur die Tasse Ingwertee aus der Hand gerutscht und er hatte sich den linken Oberschenkel verbrüht. Dirk hatte laut geschrien, das Baby hatte vor Schreck laut gepupst und war zurück zum Nachbarhaus auf seinen Wickeltisch geflattert.

      Noch einmal würde Dirk van Kombast ein solcher Patzer nicht passieren. Dirk – der hauptberuflich Pharmavertreter und nebenberuflich Vampirjäger war – war vorbereitet.

      „Flattere mir nur noch mal vor der Nase rum, du Windelbomber!“, zischte er jetzt, schob die Gardine beiseite, presste die solariumgebräunte Nase an die Fensterscheibe und sah den drei Mädchen mit dem schwarzen Kinderwagen nach. Die transsilvanischen Nachbarn hatten also Nachwuchs. Ein Baby. Wie süß! Wie wehrlos! Wie schutzlos! Dirk van Kombast lächelte. Das Schicksal meinte es dieses Mal gut mit ihm.

      Rundflug im Gemüseladen

      Wir hätten noch eine Stunde warten sollen, dann knallt die Sonne nicht mehr so heftig.“ Silvania zupfte am Sonnensegel.

      „In einer Stunde sind aber alle Geschäfte zu“, wandte Helene ein.

      Aus dem Kinderwagen gluckste es.

      „Klingt nicht so, als hätte Franz ein Problem damit.“ Daka lugte unters Sonnensegel. Baby Franz streckte die Zunge raus, Daka ihm auch. Sie hatte sich, genau wie ihre Schwester, unsterblich in ihren kleinen Bruder verliebt. Franz war so herrlich weich und knuffig. Am liebsten hätten Silvania und Daka pausenlos seine Speckröllchen geknetet und seine dicken Backen abgeknutscht. Manchmal stritten sie sich sogar darum, Franz zu wickeln. Nur wenn er eine große Stinkbombe in die Windel gedrückt hatte, überließen sie den Job ihren Eltern.

      Silvania machte Franz jeden Morgen Blutwurstbrei mit klein gehackten Schweineborsten. Daka flog mit Franz, der dabei noch etwas eierte, durchs ganze Haus und zeigte ihm die besten Plätze zum Abhängen. Sie hatten Franz sogar einen kleinen Helm gekauft, damit er sich nicht so oft den Kopf stieß beim wilden Flug. Selten waren sich die Schwestern so einig: Ihr Bruder war das Größte, was ihnen bisher in ihrem Leben passiert war.

      „Hier muss ich rein“, sagte Helene und zeigte auf einen Laden.

      „Giselas Gemüse“, las Daka und verzog das Gesicht.

      Helene hielt die Tür auf, während Silvania den Kinderwagen in den kleinen Laden schob.

      „Riecht schon nach Paprikapipi und Krautkacka“, murrte Daka und sah sich angewidert im Laden um.

      Während Helene Tomaten in eine Tüte packte, nahm Silvania ihren Bruder aus dem Kinderwagen. Er strampelte und ruderte so heftig mit den kleinen, dicken Armen, dass sie ihn kaum halten konnte.

      „Schon gut, gleich bekommst du dein Fläschchen.“ Silvania fischte eine Nuckelflasche aus ihrer Umhängetasche. Sie war bis an den Rand mit Blut gefüllt. Franz streckte sofort die Händchen danach aus. „Mann, du bist echt so verfressen! Wie viel willst du später von dem Zeug trinken, ein ganzes Fass?“

      Franz nuckelte, als wäre er kurz vorm Verhungern, und schmatzte laut.

      „Na, da schmeckt’s aber jemandem“, sagte die Verkäuferin. Vermutlich die Gisela von Giselas Gemüse. „Ist die Kleine eure Schwester oder verdient ihr euch als Babysitter was dazu?“

      „DIE Kleine ist unser BRUDER“, sagte Daka.

      Franz trug einen schwarzen Strampler, der mit silbernen Totenköpfen bedruckt war und zwei Fledermausflügel auf dem Rücken hatte. Seine Mütze war ebenfalls schwarz und hatte als Bommel eine dicke, behaarte Spinne. Weit und breit kein Rosa und keine Herzchen, Blümchen oder kleine, süße Kätzchen. Selbst der sargähnliche Kinderwagen, in dem schon ihr Cousin Woiwo durch die Gegend geschuppelt worden war, war schwarz. Wieso Leute dennoch auf die Idee kamen, Franz könnte ein Mädchen sein, war den Vampirschwestern ein Rätsel.

      Oma Rose meinte, die Leute würden eben meistens das sehen, was sie sehen wollten. Allerdings, musste Daka eingestehen, hatte sie damals mit zehn Monaten so ähnlich ausgesehen wie ihr kleiner Bruder. Erst neulich hatten sie alle zusammen in alten Fotoalben geblättert. Silvania war mit ihren rotbraunen Löckchen und in ihrem blutroten Strampler mit Popo-Rüschchen schon immer das perfekte Halbvampirmädchen gewesen.

      Daka dagegen, die auf den meisten Fotos in einem dunklen Strampler und mit zerzausten schwarzen Haaren irgendwo von der Decke baumelte, hätte man auch für einen Halbvampirjungen halten können. Oder für einen echten Vampir, wie Daka zufrieden feststellte. Man konnte sich eben wirklich nicht auf den ersten Eindruck verlassen.

      Gisela runzelte die Stirn, als ihr Blick auf das Fläschchen fiel. „Was bekommt er denn da Gutes?“

      „Das ist … ähm …“, begann Silvania und starrte auf das Blut, von dem mittlerweile nur noch ein fingerbreiter Rest im Fläschchen war. „Rote-Bete-Saft. Ganz toll für die Entwicklung in den ersten zwölf Lebensmonaten. Hab ich im Ratgeber gelesen.“

      „Ach. Das ist ja interessant! Das muss ich sofort in mein Angebot aufnehmen. Ich habe sehr viele Kundinnen mit Nachwuchs“,

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