Die Vampirschwestern 11 - Vorsicht, bissiger Bruder!. Franziska Gehm
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Читать онлайн книгу Die Vampirschwestern 11 - Vorsicht, bissiger Bruder! - Franziska Gehm страница 6
Herr Tepes bog gerade in einen Kiesweg, der eine Abkürzung war und zwischen zwei Gartengrundstücken zur Hauptstraße führte. Der Weg war nicht beleuchtet. Nur von der Hauptstraße aus fiel von den Straßenlaternen noch ein schwaches Licht auf den schmalen Pfad. Mihai Tepes hatte diese Abkürzung schon oft genommen. Als Vampir fürchtete er keine dunklen Gassen. Im Gegenteil, dort fühlte er sich besonders wohl. Doch als er jetzt einen Fuß nach dem anderen auf den knirschenden Kies setzte, bebten seine Nasenflügel vor böser Vorahnung. Und seine Nasenflügel irrten sich nie.
Mihai hatte gerade die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht und konnte bereits die Autos auf der Hauptstraße hören, als es rechts von ihm knackte. Im selben Moment trat eine Gestalt hinter einer Hecke hervor. Sie hatte den Hut tief ins Gesicht gezogen. Alles, was man erkennen konnte, war der Umriss einer Nase.
Herr Tepes erstarrte. Statt wegzulaufen, oder noch besser, wegzufliegen, sah Mihai den Mann mit Entsetzen an. Viel war in der Dunkelheit und wegen des großen Huts nicht zu erkennen. Trotzdem wusste Mihai sofort, wen er vor sich hatte. Ein Schauder lief ihm über den Lakritzschnauzer und bis in die Eckzähne. Es war so weit. Sie hatte ihn eingeholt: seine dunkle Vergangenheit.
„Sie wissen, warum ich hier bin?“, fragte der Mann mit dem Schatten auf dem Gesicht. Seine Stimme klang wie ein altes, knarrendes Zahnrad.
Mihai rührte sich nicht.
„Wir haben eine Abmachung. Sie haben mir etwas versprochen. Oder haben Sie es etwa vergessen, nur weil es schon über hundert Jahre her ist?“
Mihai hatte nichts vergessen. Nicht das kleinste Detail der Abmachung. War es doch genau diese Abmachung, die ihn seit Monaten keinen Schlaf mehr finden ließ. Er wusste genau, was sein Gegenüber wollte. Und er wusste, dass er nichts unternehmen konnte, dass ihm all seine Vampirkräfte nichts nützten. Dieser Mann hatte ihn in der Hand. Mihai hatte einst geschworen, sich an die Abmachung zu halten. Jetzt war die Zeit gekommen: Er musste sein Versprechen einlösen. Doch das konnte er nicht. Es würde ihm das Herz zerreißen und auch das seiner Frau.
Deutlich war der Atem der dunklen Gestalt zu hören. Er rasselte und erinnerte an eine raue, einsame Winternacht. Eine Nacht, in der das Schicksal eines kleinen Vampirs besiegelt worden war. „Damals haben Sie mir Ihr Wort gegeben. Das Ehrenwort eines Vampirs.“
Mihai schluckte. Sein Hals war so eng, er hatte das Gefühl, er müsse ersticken. „Ich weiß. Ich halte mein Wort. Ähm … vielleicht könnten wir die Abmachung nur ein klein wenig abändern.“
„Ändern? Wieso?“
„Es kann ja sein, dass sich Ihre … Ihre Bedürfnisse in all den Jahren geändert haben. Vielleicht kann ich mein Versprechen mit etwas anderem einlösen. Geld zum Beispiel. Ein Weltrundflug. Oder ein schöner Eichensarg.“
„Ich brauche ganz sicher keinen Sarg. Unsere Vereinbarung ändert sich auch nach Hunderten von Jahren nicht. Und laut Abmachung gehört er mir: der erstgeborene Sohn. Ihr Sohn.“
Mihai schnappte nach Luft und suchte nach Worten. „Was ich verspreche, das halte ich auch“, brachte er schließlich heraus. „Also … würde ich zumindest gerne. Hätte ich denn einen Sohn. Aber leider, leider habe ich nur drei entzückende Töchter: unsere Zwillingsmädchen und der … ähm, die süße Olga.“
Der Atem rasselte noch lauter. „Sie wagen es, mich zu belügen?! Ich weiß genau, dass Sie einen Sohn haben. Und Sie wissen genau, dass er mir gehört!“
Mihai hob beschwichtigend die Hände. Seine Finger zitterten. Die Vergangenheit hatte ihn nicht nur eingeholt, man konnte sie offenbar auch nicht belügen. „Mein Sohn. Ja, natürlich. Er gehört Ihnen, keine Frage. Sie werden ihn bekommen. Nur … vielleicht … nicht jetzt gleich, nicht sofort, meine ich.“
„Sie hatten bereits zehn Monate Zeit.“
„Eben, da kommt es auf einen Tag früher oder später doch auch nicht an.“ Mihais Stimme klang viel zu hoch für seinen Geschmack.
„Sie wollen Aufschub?“
„Bitte, nur ein paar Tage. Ich muss mit meiner Frau reden.“ Oder lieber nicht, dachte Mihai.
Die dunkle Gestalt zögerte. „Na gut. Ein paar Tage kann ich noch warten. Aber wagen Sie es nicht, mich hinters Licht führen zu wollen. Es wäre sowieso sinnlos.“
„Ich weiß“, sagte Mihai leise, als die Gestalt mit dem Hut bereits wieder hinter die Hecke getreten und in der Dunkelheit verschwunden war.
Rakete im Parkverbot
Schule ist doof“, sagte Silvania.
Daka sah ihre Schwester erstaunt an. „Ich dachte, du magst Schule. In der Schule gibt es jede Menge Bücher und jede Menge Jungs – du musst dich doch da so wohlfühlen wie eine Wildsau in der Schlammpfütze.“
„Tu ich sonst ja auch. Aber wenn wir nicht in die Schule müssten, könnten wir den ganzen Tag mit Franz spielen.“
„Wenn der Rest von Franz genauso schnell wächst wie seine Eckzähne, kann er bald mit in die Schule. Das wäre cool!“
Die Vampirschwestern hatten sechs mäßig coole Unterrichtsstunden hinter sich gebracht und waren auf dem Heimweg. Gerade bogen sie in den Lindenweg ein.
Silvania schnaufte. „Wehe! Ich will, dass er ganz lange süß, niedlich und knuffig bleibt.“
„Bissig hast du noch vergessen.“
„Den Biss hat er von Papa. Das Süße und Niedliche hat er von mir.“ Silvania grinste.
„Hast du Papa heute Morgen gesehen?“
„Furchtbar. Sah aus wie ein im Schnellwaschgang geschleuderter Zombie.“
„Ein Vampir, der wie ein Zombie aussieht – krasser geht’s nicht“, fand Daka.
„Seine Arbeit im Institut muss voll stressig sein.“
„Gumox. Er schläft nicht gut, hat er doch gesagt.“
Hätte Daka gewusst, wie recht sie damit hatte! Ihr Vater schlief nicht nur schlecht, momentan schlief er gar nicht. Mihai Tepes lag seit Stunden in seinem Sarg wach, trommelte mit den Fingern auf das Eichenholz und dachte nur an eins: Wie konnte er seinen erstgeborenen Sohn retten? Wie konnte er seine dunkle Vergangenheit ungeschehen machen? Gab es überhaupt irgendeinen Ausweg aus dieser furchtbaren Situation? Herr Tepes wälzte sich von einer Sargseite auf die andere. Er zog sich alle zehn Minuten am Lakritzschneckenschnauzer. Zur Anregung seines Verstandes genehmigte er sich einen Karpovka am frühen Nachmittag. Doch ihm wollte keine Lösung einfallen.
„Wenn du mich fragst, fehlt ihm nicht nur Schlaf, sondern noch irgendwas hier oben.“ Silvania tippte sich an die Stirn. „Sein Sohn ist seit zehn Monaten auf der Welt und er nennt ihn immer noch Olga! Snips tschem Breszu bratscho!“ Das war eine vampwanische Redensart und bedeutete so viel wie „Verrückt wie ein dicker Presssack“. Keiner wusste mehr so genau, was das Verrückte an einem dicken Presssack war. Aber irgendetwas völlig Verrücktes musste ein Presssack mal in Transsilvanien angestellt haben, wenn sich die Redensart so lange gehalten hatte.
„Total snips! Hast du den Strampler gesehen, den er vorgestern angeschleppt hat? Rosa mit glitzernden Schleifchen und Spitzenrüschchen am Popo.“ Daka machte Geräusche, als wäre ihr eine