Goethes Briefe an Leipziger Freunde. Иоганн Вольфганг фон Гёте

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Goethes Briefe an Leipziger Freunde - Иоганн Вольфганг фон Гёте

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an welchen er empfohlen war, seinen Entschluß mit; allein den ernsten Auseinandersetzungen desselben und mehr noch den wohlwollenden Vorstellungen seiner Gattin gelang es bald, ihn von demselben zurückzubringen. Aber der nun gefaßte Entschluß, der Jurisprudenz treu zu bleiben, scheint nicht viel fester gewesen zu sein. Zwar besuchte er Anfangs juristische und philosophische Vorlesungen, schrieb auch mit großer Selbstüberwindung eifrig nach, wenn er nicht etwa zur Erholung vorzog, den Rand seines Hefts mit Carricaturen zu illustriren, allein gegen Fastnacht geriethen die Collegien in einen gefährlichen Conflict mit den köstlichen Pfannkuchen, welche am Thomaskirchhof gebacken wurden — es ist dann von ihnen nicht viel mehr die Rede. Auch die grammatisch kritische Richtung der sächsischen Philologie scheint ihn nicht angezogen zu haben; bei Ernesti hörte er über Ciceros Redner, aber der berühmte Philolog entsprach den gehegten Erwartungen nicht, und auf die Richtung seiner Studien gewann er keinen Einfluß.

      Der eigentliche Mittelpunkt und Kern derselben blieb das, wozu er berufen war, seine Ausbildung zum Dichter; was er sonst auch thun und treiben mochte, diente immer seinen dichterischen Bestrebungen zur Grundlage und führte ihn unvermerkt zu ihnen zurück. Leipzig hatte in der Entwickelungsgeschichte der deutschen Litteratur eine eigenthümliche und bedeutende Stellung eingenommen. Freilich konnte es dieselbe zu der Zeit, als Goethe hinkam, in Wahrheit nicht mehr behaupten, allein die Männer, deren Namen in aller Munde waren, lebten zum großen Theil noch, ihr Ruhm warf noch einen herbstlichen Schimmer auf ihre Umgebung, welche fortfuhr Ansprüche auf Verdienste zu begründen, von denen man nicht einsah, daß sie schon vergangen waren. Es ist in der That eine merkwürdige Schickung, daß der jugendliche Goethe hier in Leipzig noch persönlich den Eindruck jener Art zu dichten erhielt, von welcher er uns vollständig frei machen sollte.

      Gottsched, der durch das, was er selbst anregte und leistete, wie durch die Polemik, welche er gegen seinen Schulzwang hervorrief, großen Einfluß geübt hatte, war noch am Leben, aber ohne Bedeutung nur noch eine Curiosität. „Gottscheden habe ich noch nicht gesehen,“ ist eine der ersten Nachrichten, welche Goethe seinem Freunde Riese mittheilt, aber schon nach wenigen Tagen schrieb er ihm: „Ganz Leipzig verachtet ihn. Niemand geht mit ihm um,“ nachdem er eine poetische Beschreibung von ihm entworfen:

      „Gottsched, ein Mann so groß als wär er vom alten Geschlechte

      Jenes der zu Gath im Land der Philister gebohren,

      Zu der Kinder Israels Schrecken zum Eichgrund hinabkam.

      Ja, so sieht er aus und seines Körperbaus Größe

      Ist, er sprach es selbst, sechs ganze Parisische Schue.“

      So geht es eine Weile fort und lautet dann zum Schlusse:

      „Ich sah den großen Mann auf dem Catehder stehn,

      Ich hörte was er sprach und muß es Dir gestehn,

      Es ist sein Fürtrag gut, und seine Reden fließen

      So wie ein klarer Bach. Doch steht er gleich dem Riesen,

      Auf dem erhabnen Stuhl. Und kennte man ihn nicht

      So wüßte man es gleich weil er stets prahlend spricht.“

      Das war der erste Eindruck; die komische Situation, in welcher er ihn bei einem späteren Besuche fand, wie er mit der einen Hand sich die Perücke aufsetzte, mit der anderen dem Bedienten eine furchtbare Ohrfeige versetzte, ist jedem bekannt. Von Einfluß konnte um so weniger die Rede sein, da Gottsched schon im Jahre 1766 starb.

      Neben Gellert, den seine Kränklichkeit sehr beschränkte, war in ähnlicher Weise Clodius durch Vorlesungen und Übungen wirksam, die Goethe ebenfalls besuchte. Das Ansehen dieses, auch als Dichter thätigen und bekannten, Mannes war aber nicht wie bei Gellert in einer aufrichtigen Pietät fest begründet; die Schüler, welche sich mit Eifer selbst in der Dichtkunst versuchten, waren keineswegs geneigt sich seinem Urtheil unbedingt zu unterwerfen, sie fanden bald seine Schwächen und die Kunstgriffe seiner poetischen Technik heraus. Dazu kam, daß er durch das Auffallende seiner äußeren Erscheinung ihren Spott reizte, zu dessen Zielscheibe sie ihn häufig machten. So machte Goethe einst im Kuchengarten in harmloser Laune das Gedicht auf den Kuchenbäcker Händel, in welchem alle pomphaften Prachtwörter, welche Clodius zu gebrauchen pflegte, parodisch angebracht waren:

      „O Händel, dessen Ruhm vom Süd zum Norden reicht,

      Vernimm den Päan, der zu deinen Ohren steigt!

      Du bäckst, was Gallier und Britten emsig suchen,

      Mit schöpfrischem Genie, originelle Kuchen.

      Des Kaffes Ocean, der sich von dir ergießt,

      Ist süßer als der Saft, der vom Hymettus fließt.

      Dein Haus, ein Monument, wie wir den Künsten lohnen,

      Umhangen mit Trophä'n, erzählt den Nationen:

      Auch ohne Diadem fand Händel hier sein Glück,

      Und raubte dem Cothurn gar manch Achtgroschenstück.

      Glänzt deine Urn' dereinst in majestät'schem Pompe,

      Dann weint der Patriot an deiner Catacombe.

      Doch leb! Dein Torus sei von edler Brut

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