Landpartie. Dietmar Grieser
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Gern erinnere ich mich dagegen an eine Lesung in Deutschkreutz, die unter den schwierigsten Bedingungen zustandekam. Auf Anregung des Lions Clubs Mittelburgenland hatte sich Anton Lehmden, einer der Meister des Phantastischen Realismus und seit Jahren Besitzer des Schlosses von Deutschkreutz, bereiterklärt, eine Führung zu dem von ihm geschaffenen Kreuzweg in der örtlichen Pfarrkirche mit einer Autorenlesung im Schloß zu verbinden. Das Problem war nur, daß es ein eiskalter Wintertag war und der dafür in Betracht kommende Saal des insgesamt in Restaurierung befindlichen Schlosses noch nicht mit Heizkörpern ausgestattet war. Um wenigstens ein Minimum an Raumwärme zu erzielen, wurde eine ganze Batterie elektrischer Heizstrahler in Betrieb gesetzt, schließlich auch noch eines jener Gebläse, wie sie beim Trocknen frisch ausgemalter Räumlichkeiten zum Einsatz kommen – und das über mehrere Tage und Nächte hinweg. Doch es half alles nichts: Mehr als 14 Grad Raumtemperatur war beim besten Willen nicht zu erzielen. Also rückte das Publikum in dreilagiger Winterkleidung und schweren Pelzmänteln an, der wärmende Hochprozentige floß in Strömen, und mein Programm wurde von den üblichen sechzig Minuten auf dreißig verkürzt. Alle Beteiligten, Zuhörer wie Autor, hielten wacker durch, die Stimmung war prächtig, der Abend wurde ein durchschlagender Erfolg. Und auch von Krankmeldungen war an den darauffolgenden Tagen nichts zu hören. Wie heißt der alte Spruch? »Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach.« An jenem denkwürdigen Jänner-Abend in Deutschkreutz war es überstark.
Die Marillen der Frau Colocotroni
Es ist verjährt, ja verjahrzehntet, man kann also ruhig darüber reden. Korruption, Lobbyismus, Bestechung sind nicht erst heute gängige Themen.
Bei der Geschichte, die ich erzählen will, liegt die niedrigste Variante dieser so beliebten Praktiken vor, die Unterstufe: das sogenannte »Anfüttern«. Und das zu einer Zeit, da »Futter« allgemein knapp war, die Speisekammer der österreichischen Haushalte noch mäßig gefüllt: 1958 ff.
Ich war im Oktober 1957 nach Österreich übersiedelt, hatte mich in Wien niedergelassen, lebte die ersten paar Monate auf Staatskosten: Nach dem frühen Tod meines Vaters stand mir Waisengeld zu.
Als die Zahlungen eingestellt wurden, brachte ich mich zunächst mit den Zeilenhonoraren einiger deutscher Zeitungen durch, für die ich Artikel schrieb – es reichte fürs Allernotwendigste. Ob ich mich nicht doch um eine feste Anstellung bemühen sollte?
Zwischen Abitur und Studium hatte ich ein Jahr lang in einem saarpfälzischen Provinzblatt erste journalistische Erfahrungen gesammelt: »Redaktionsvolontär« hieß die mit nicht viel mehr als einem Taschengeld entlohnte Tätigkeit. Ein Aufstieg schien geboten, zugleich aber auch schwierig: Erstens galt ich in Wien als Ausländer, war also auf Aufenthaltserlaubnis und Arbeitsbewilligung angewiesen. Zweitens kannte ich an meinem neuen Wohnsitz nur sehr wenige Leute. Und diese wenigen hatten keinerlei Verbindung zur Zeitungsbranche.
Der Reihe nach rief ich sie an, bat sie um Beistand. Meine Zimmerwirtin war mit einer Apothekerin befreundet – da wäre vielleicht etwas zu machen. Auch Angebote aus dem Spielwarenhandel und der Insektenvertilgungsbranche erreichten mich. Nur zum Journalismus öffnete sich keine Tür. Ob ich nicht doch besser daran täte, meine Wiener Gehversuche zu beenden und nach Deutschland zurückzukehren?
Da fand ich unter meinen Aufzeichnungen, die ich aus Münster nach Wien mitgebracht hatte, eine Telefonnummer, die ich bis dato nicht zu nützen gewagt hatte. Einer meiner Professoren, mit dem ich mich gut verstanden hatte, hatte sie mir mitgegeben: Graf Wickenburg sei einer seiner engsten Freunde, in jungen Jahren hätten sie beide für die renommierte »Frankfurter Zeitung« geschrieben, nun lebe Wickenburg in Wien, sei Schriftsteller und führe ein gastliches Haus: Wenn ich es geschickt anstellte und Grüße von meinem Professor ausrichtete, würde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tee eingeladen werden.
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