Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband) - Clark Darlton страница 23
Dicht oberhalb der ersten Luftmoleküle war das Schiff umgelenkt worden. Die Automaten arbeiteten einwandfrei und zuverlässig. Eine nochmalige Panne schien ausgeschlossen zu sein.
Major Rhodans Meldung über die Ursachen seines langen Stillschweigens hatten etwas eigenartig geklungen. Rhodan hatte über Sprechfunk erklärt, es hätte einige Komplikationen gegeben. Nähere Angaben könnte er erst nach der Landung machen.
Vor einigen Sekunden war die STARDUST wieder in den Ortungsbereich der Großstation von Alaska und Grönland gekommen. Ihre Höhe betrug nur noch 183 Kilometer, die Geschwindigkeit lag etwas über 8000 Kilometer pro Stunde.
Pounder drehte sich ärgerlich zu dem kleingewachsenen Mann um, der sich durch ein Räuspern bemerkbar gemacht hatte.
Allan D. Mercant hatte sich nicht dazu überreden lassen, aus der Hauptschaltstation zu verschwinden. Er wusste zwar, dass er hier störte, aber das schien ihm nichts auszumachen.
Vor drei Stunden war er plötzlich aufgetaucht. Zusammen mit ihm waren die Panzer der 5. US-Einsatzdivision angekommen. Niemals zuvor waren die Nevada-Fields derart streng abgeriegelt worden.
Schwere Transporter mit Spezialmannschaften der Bundeskriminalpolizei, Abteilung »Innere Abwehr«, landeten. Mit diesem Aufgebot an Mannschaften und schweren Waffen wartete man auf die Landung der STARDUST.
Allan D. Mercant lächelte so freundlich wie immer, als er sagte:
»Es tut mir leid, General. Sie haben die Lawine ins Rollen gebracht. Nun möchte ich sehr gern wissen, was wirklich geschehen ist. Die Meldungen Ihres Schiffskommandanten klingen etwas eigenartig, nicht wahr?«
»Deshalb brauchen Sie nicht eine ganze Division mit zehntausend Mann aufzubieten«, entrüstete sich Pounder.
Der Abwehrchef zuckte bedauernd die Schultern. Einige Augenblicke hatte Pounder daran gedacht, seinen vier Risikopiloten über Sprechfunk einen Wink zu geben. Es hatte sich aber als unmöglich erwiesen, da plötzlich einige unauffällig gekleidete Männer in der Funkzentrale erschienen waren. Pounder konnte sich das nicht erklären. Die Techniker und Wissenschaftler reagierten nervös darauf, dass der militärische Sicherheitschef von Nevada-Space-Port weitgehend außer Gefecht gesetzt war.
»Sie sehen doch, dass die STARDUST planmäßig landet«, fuhr Pounder den kleinen Mann an.
Mercants freundliches Lächeln verschwand.
»Es gibt Abweichungen im Landemanöver. Sehen Sie sich die Instrumente an. Was soll das bedeuten, General?«
Pounder fuhr herum. Da kam auch schon der beunruhigende Bescheid des Fernsteuer-Robotgehirns. Alarmsignale ertönten, die Techniker an den Geräten beugten sich nach vorn.
»Kontakt unterbrochen«, plärrte die mechanische Stimme des Robotgehirns. »Pilot übernimmt Rakete in manuelle Steuerung.«
»Ist Rhodan wahnsinnig geworden?«, brüllte Pounder außer sich. Er hastete zum Mikrophon hinüber. Die Bildfläche war leer. Rhodan hatte die Bildfunkverbindung von sich aus abgeschaltet.
»Rhodan, General Pounder spricht. Warum unterbrechen Sie die Fernsteuerung? Rhodan, melden Sie sich! Rhodan ...«
Es erfolgte keine Antwort. Der General wurde blass. Hilflos starrte er den näherkommenden Geheimdienstchef an. Allan D. Mercant hatte jede Freundlichkeit verloren.
»Sehen Sie!«, sagte er kalt. »Ich habe es geahnt. Etwas stimmt nicht. Alarmieren Sie die Luftraumabwehr. Wenn Rhodan nicht sofort den Kurs ändert, lasse ich das Feuer eröffnen. Erklären Sie ihm, dass er in seiner geringen Höhe für unsere neuen Abwehrgeschosse jederzeit erreichbar ist.«
Im gleichen Augenblick kam das Notsignal der STARDUST aus dem Empfänger. Es war ein ganz normales SOS, ohne jede Kodebezeichnung. Im Hauptquartier von Nevada-Fields sahen sich die Männer und Frauen an ihren Instrumenten sprachlos an. Weshalb funkte Rhodan das internationale Notsignal? Er hatte viele andere Möglichkeiten, eine Notlage zu melden. Der Sprechfunk hätte dazu genügt. Weshalb gab er SOS – und das auf der internationalen Frequenz?
Allan D. Mercant begann zu handeln. Mit einigen Befehlen löste er den kontinentalen Alarm aus.
Die seit Wochen unter Alarmstufe I stehenden Männer rannten zu ihren Gefechtspositionen. Zu der Zeit überflog die STARDUST mit unverminderter Fahrt die nordsibirische Taimyr-Halbinsel, dann änderte sich ihr Kurs erneut. Unter ständiger Ausstrahlung des Notrufs nahm Rhodan Kurs auf Sibirien.
Im Hauptquartier des östlichen Oberbefehlshabers wurde im allerletzten Augenblick der bereits erteilte Feuerbefehl rückgängig gemacht. Man hatte erkannt, dass es sich um die STARDUST handelte. Eine Hand zog sich vom Schalter zurück. Siebentausend atomare Fernkampfraketen blieben in ihren Abschussbunkern.
Es war die Situation für den Krieg aus »Missverständnis« gewesen. Marschall Petronskij blickte stumm auf die Schirme seiner Infrarot-Stationen. Die STARDUST zog in hoher Fahrt mit Kurs Süd über Sibirien hinweg. Dabei kam sie immer tiefer. Elektronische Anlagen berechneten den wahrscheinlichen Landepunkt. Wenn die amerikanische Rakete Kurs und Fallgeschwindigkeit beibehielt, musste sie in der Nähe der mongolisch-chinesischen Grenze inmitten der Wüste Gobi den Boden berühren. Marschall Petronskij hätte das Schiff ohne besondere Schwierigkeiten abschießen können. Er, der klar denkende Rechner, verzichtete darauf.
Dafür begannen die Großsender seines Hauptquartiers zu arbeiten. Er erteilte persönlich die Befehle.
Der Kommandeur des 22. Sibirischen Armeekorps erhielt detaillierte Anweisungen. Minuten später bekamen die Divisionskommandeure präzise Spezialbefehle. Besonders die 86. Motorisierte Grenzwach-Division im Raum Obotuin-Chure und Goshun-Salzsee wurde in Marsch gesetzt. Die 4. Mongolische Luftlandedivision unter Generalleutnant Chudak bekam Einsatzalarm. Damit hatte Marschall Petronskij alles getan, um die amerikanische Mondrakete abzufangen, vorausgesetzt, sie kam noch innerhalb der Mongolei auf den Boden. Wenn sie jenseits der Grenze auf dem Hoheitsgebiet der Asiatischen Föderation zur Landung ansetzte, würden einige ernsthafte Probleme auftauchen. Der Marschall verlangte eine Blitzverbindung mit Moskau.
Am Ende seiner Ausführungen meinte er knapp:
»... ist anzunehmen, dass es innerhalb der Schiffselektronik zu Störungen gekommen ist. Die STARDUST wird zweifellos von dem Chefpiloten der Space-Force in manueller Steuerung geflogen. Die Auswertung der Ortungsdaten beweist es. Ich habe auf die Entsendung schneller Höhenjäger verzichtet. Ich schlage vor, die Landung abzuwarten, um sodann die erforderlichen Schritte einzuleiten. Ich bitte um Sondervollmachten für diesen Fall.«
Petronskij bekam seine Vollmachten, nur hatte er nicht mit Major Perry Rhodan gerechnet.
Sofort nach Wiedereintritt in die irdische Atmosphäre war die Rakete in aerodynamischen Gleitflug übergegangen. Die mächtigen Deltatragflächen hatten das Gewicht aufgenommen. Die Ruder begannen immer besser zu wirken, je dichter die Lufthülle wurde. Die hohe Geschwindigkeit zehrte sich durch den entstehenden Luftreibungswiderstand von selbst auf. Es war bei dieser Landungsart erforderlich, die Eintauchfahrt langsam und allmählich zu verringern. Die Außenbordtemperatur lag an Flächen und Raketennase bei 870 Grad Celsius. Der Automatsender gab unablässig SOS auf der internationalen Notfrequenz. Rhodan hatte damit das erreicht, was er erreichen wollte: man verzichtete darauf, die STARDUST unter Feuer zu nehmen. Natürlich waren alle östlichen Machtgruppen brennend daran interessiert, die STARDUST näher unter die Lupe zu nehmen. Dafür benötigte man ein