Perry Rhodan 133: Die Ewigen Diener (Silberband). Ernst Vlcek

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Perry Rhodan 133: Die Ewigen Diener (Silberband) - Ernst Vlcek Perry Rhodan-Silberband

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konnten überall sein. Crduun richtete die Sehfühler auf den Infrarotdetektor am linken Klauengelenk des oberen Armpaars. Vielleicht verfolgten die aufsässigen Kaufsöhne jeden seiner Schritte. Knirschend schlugen die Beißzangen des Flößers gegeneinander.

      Mit diesen Spekulationen machte er sich nur selbst nervös. Er musste davon ausgehen, dass die Rabensöhne nach wie vor am Floßschwanz die Essenzenhaken zerstörten. Andernfalls hätte er besser daran getan, sofort umzukehren. Crduun kauerte sich auf die beiden unteren Extremitätenpaare und stieß sich ab. Der sanfte Sprung trug ihn dicht über das Floß hinweg.

      Der Infrarotdetektor meldete sich mit einem zirpenden Signal. Nur knapp hundert Meter voraus war Wärmestrahlung entstanden. Der Monitor zeigte ein Geflecht dünner, einander kreuzender Linien. Dieses Phänomen erschien wie ein Netz, das sich über die Floßbreite spannte und bis zu vierhundert Meter hoch reichte. Crduun zischte erregt. Schlagartig bekamen die Worte des Herolds Gewicht, die düsteren Legenden der Armadaflößer. Nie zuvor hatte Crduun ein derartiges Phänomen auf der STOWMEXE bemerkt.

      Die Floßparasiten, entsann er sich, sollten so alt sein wie die Flöße. Zu Beginn der Rohstofftransporte war es auf mehreren Fahrzeugen zu Katastrophen gekommen. Die Einsamkeit der jahrelangen Flüge hatte den Flößern den Verstand geraubt und sie zu Selbstmord, Zerstörungsorgien und Fluchtversuchen getrieben. Natürlich war jede Auflehnung gescheitert; die Armadaflammen hatten solche Handlungen verhindert. Doch schon die daraus resultierenden Verzögerungen hatten die Rohstoffversorgung der Endlosen Armada beeinträchtigt.

      Um der Einsamkeit zu begegnen, waren die Flöße daraufhin mit mehrköpfigen Besatzungen losgeschickt worden. Doch während der Fahrten gab es für die Flößer wenig zu tun, und die Langeweile hatte sich in Gewalttätigkeiten entladen. Danach waren gemischte Besatzungen eingesetzt worden, sogar Roboter – alles vergeblich. Die Kette der Unfälle und Katastrophen riss nicht ab.

      Schließlich – parallel zu dem Einsatz der robusten, genügsamen Hyrkts als Armadaflößer – fand man die entscheidende Antwort. Jeder Flößer musste beschäftigt werden, die Einsamkeit im Nichts des Weltraums führte in den Wahnsinn. Stress überlagerte das Alleinsein. Doch intensivster Stress bedeutete für einen Hyrkt Lebensgefahr. Deshalb erschufen die Schmiede die Floßparasiten. Die Parasiten waren gefährlich, aber nicht so sehr, dass ein umsichtiger Hyrkt ihnen zum Opfer fiel. Wer achtgab, hatte eine Überlebenschance von hundert Prozent, denn die Schmiede wollten die Armadaflößer beschützen und nicht umbringen.

      Schon die Gegenwart eines Floßparasiten, die ständige Drohung im Hintergrund genügte, die Flößer während ihrer langen Reisen beschäftigt zu halten.

      Generationen waren gekommen und gegangen und die Lebensumstände hatten sich verändert. Die Flößer gingen dazu über, auf bewohnten Abbauplaneten einzelne Vertreter der heimischen Intelligenzen zu entführen und sich von diesen »Kaufkindern« die Zeit vertreiben zu lassen. Die Schmiede stellten die Produktion der Floßparasiten ein und im Lauf der Zeit starben diese legendären Geschöpfe aus. Nur in den Sagen der Flößer lebten sie fort.

      Niemand wusste, ob die Erzählungen stimmten oder nur ein weiteres Märchen waren, das sich die Flößer ausgedacht oder von ihren Kaufsöhnen und Kauftöchtern gehört hatten.

      Forschend sah Crduun nach vorn. Es gab nichts zu erkennen. Der Detektor zeigte die Temperatur der fokussierten Wärmestrahlung in dem Bereich, in dem bei normalem Luftdruck Eis zu schmelzen anfing. Crduun kam immer mehr zu der Überzeugung, dass es sich bei dem Phänomen um eine Falle der Kaufsöhne handelte. Er knackte verächtlich mit den Kieferzangen. Wusste Fain nichts über seinen Schutzschirm? Auch nicht, dass er binnen Sekunden mit dem Flugaggregat fliehen konnte?

      Er griff nach der Waffe der Ahnen. Mit zwei weiten Sätzen erreichte er den Rand der Infrarotzone. Nach wie vor gab es nichts Verdächtiges. Der nächste Sprung ...

      Eine unsichtbare Faust packte Crduun, wirbelte ihn herum und schmetterte ihn auf einen Zinkballen. Er schrie auf. Mühsam stemmte er sich in die Höhe. Bewegte er sich zu schnell, wuchs der Druck sofort unerträglich an. War das ein Schwerefeld? Es machte ihm den Einsatz des Flugaggregats unmöglich. Wahrscheinlich würde er zerquetscht werden, sobald er auf diese Weise beschleunigte.

      Zitternd sah er sich um. Wo, beim Kalten Bösen, steckte Fain? Die Waffe in seiner Hand dämpfte Crduuns Furcht. Bedächtig machte er einen Schritt. Der Druck nahm kurz zu, blieb aber erträglich. Der zweite Schritt folgte, der dritte ... Die Außenhülle des Raumanzugs erhitzte sich.

      Grimmig bewegte Crduun die Kieferzangen, denn die Wärmefalle wurde optisch erkennbar. Hauchfeine Fäden durchschnitten die Finsternis, ein Gewirr lumineszierender Streifen rings um ihn herum. Er schaltete den Schutzschirm ein.

      Das Leuchten wurde intensiver und Blitze umzüngelten ihn. Binnen Sekunden wurde es so hell, dass der Restlichtverstärker abschaltete und die Helmfilter einrasteten. Trotzdem blieb es unerträglich hell. Unaufhörlich zuckten Blitze heran.

      Ein akustisches Signal meldete die Überlastung des Schutzschirms.

      Sein Instinkt veranlasste Crduun, den Schirm vor dem endgültigen Kollaps auszuschalten. Augenblicklich erloschen die Blitze. Er atmete auf, obwohl er trotz der steigenden Temperatur ohne den energetischen Schutz auskommen musste.

      Die Klimaanlage arbeitete auf Höchstlast, dennoch wurde Crduun heiß. Ein Blick auf die Kontrollen an den Klauengelenken verriet ihm, dass die Hitze dem Schmelzpunkt seines Anzugmaterials nahe kam. Nur die perfekte Isolierung bewahrte ihn davor, gegrillt zu werden.

      Er wich zurück. Die Temperatur sank sofort, die rätselhaften Fäden verblassten. Nach vorn ging es also nicht. Die verdorbenen Kaufsöhne wollten ihm tatsächlich den Weg zum Floßschwanz versperren.

      Crduun brauchte nur Sekunden, zu erkennen, dass er sich irrte. Er ging weiter rückwärts, die Hitze verstärkte sich dennoch wieder. Mehrere Versuche zeigten ihm, dass er sich lediglich in eine Richtung bewegen konnte: nach halb rechts. Dorthin, wo in der Ferne ein stahlgrauer Vanadiumballen flachere Stangen aus Chrom und Platin überragte.

      Die Falle war perfekt. Bewegte Crduun sich zu schnell, wurde er zermalmt. Ging er in die falsche Richtung, stoppte ihn die Hitze. Nur ein Weg stand ihm offen – aber dieser Weg führte zweifellos in den Tod.

      Crduun ging trotzdem weiter.

      Eine stahlgraue Stange lag eineinhalb Meter über dem Niveau der übrigen Ballen; so hoch, dass Crduun nicht über sie hinwegsehen konnte. Erschöpft und heftig atmend hielt er inne, dann schickte er sich an, die Essenzenstange zu umgehen. Biss hielt er in einer Greifklaue. Die uralte Waffe bot in dieser Hölle aus Schweredruck und Hitze die einzige Sicherheit.

      Die Temperatur stieg sprunghaft an. Offenbar wollte sein unsichtbarer Gegner, dass er die Essenzenstange erkletterte. Prüfend stieß sich Crduun ab. Diesmal blieb er von dem zermürbenden Schwerkrafteffekt verschont und schwebte langsam nach oben. Mit der linken Klaue packte er die Ballenkante und zog sich auf den Vanadiumblock.

      Auf dem Stahlgrau des Metalls hockte der Floßparasit. Crduun wusste sofort, dass es der Parasit war.

      Er sah einen etwa siebzig Zentimeter durchmessenden, träge pulsierenden Ball, der giftgrün phosphoreszierte. Rings um den Ball wogte es wie Seidengespinst. Manche der hauchdünnen Schleier waren zwanzig oder dreißig Meter lang und ebenso breit, und sie tanzten im Vakuum wie im Griff einer milden Brise.

      Vielleicht diente das Gespinst dazu, das Licht der Sterne einzufangen und in Energie umzuwandeln, die der Parasit zur Erzeugung der Schwerkraft- und Hitzefelder brauchte. Crduun schob die Überlegung sofort beiseite, als er den Stachel der Kreatur

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