Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen.
Er hatte ein feines, scharrendes Geräusch gehört.
Ganz automatisch fiel seine Hand in eine der Innentaschen seines schwarzen Covercoats. Sekunden danach baute sich vor ihm ein dunkler Schatten auf. Gereiztes Knurren deutete an, daß es sich um eine schwere und große Dogge handelte.
Das Her nahm Maß.
Josuah Parker ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Wenn er den Kriegspfad beschritt, war er für jeden Zwischenfall gewappnet. Auch jetzt und hier.
Bevor das schwere und gereizte Tier ihn anspringen konnte, drückte der Butler auf den Knopf der mitgebrachten Sprühdose. Mit feinem Zischen trieb das Druckgas eine übelriechende Flüssigkeit aus der Düse.
Die Dogge nieste, hustete und kratzte sich mit der Pfote die Nase.
Parker versprühte eine zweite Dosis.
Die aber reichte vollkommen aus, um das Tier außer Gefecht zu setzen.
Die Dogge setzte sich, wischte sich die Augen, hustete und kratzte sich leicht verlegen. Sie vergaß zu knurren, als Parker weiterging, als habe sich nichts ereignet. Wehmütig sah die Dogge ihm nach. Anderweitig beschäftigt, vergaß sie, den Eindringling nach Art der Sippe zu behandeln.
Der Butler erreichte den rechten Seitentrakt.
Vor einer Gartentür blieb er einen Moment stehen. Erfreulicherweise war die Tür unverschlossen, er brauchte also nur einzutreten. Im letzten Moment konnte er sich an die dunkle Hauswand flüchten.
Schritte näherten sich schnell und energisch.
Rechts von ihm befand sich der hohe lange Zaun des Clubgeländes, hinter dem dichte Hecken und Büsche standen. An einem freien Platz vor dem Clubgebäude schlossen sich kleine Holzhäuser an. Hier sah alles wie eine gepflegte Parklandschaft aus.
Weiße Kittel schälten sich aus der Dunkelheit. Er hörte Stimmen, die wohl bewußt gedämpft klangen.
Parker kannte diese Stimmen.
Sie gehörten Doktor Givons und seiner Sekretärin Margy Bessers. Ein erfreulicher Zufall, daß diese beiden Personen ausgerechnet jetzt erschienen.
»Wir haben uns nichts vorzuwerfen«, sagte Doktor Givons gerade. »Was getan werden mußte, geschah.«
»Ich weiß, Paul«, erwiderte die Sekretärin. »Aber du weißt doch, wie schnell man einem Menschen einen Strick drehen kann. An deiner Stelle wäre ich vorsichtig.«
Sie verschwanden im Haus.
Josuah Parker Wartete einen Moment und schlüpfte dann auch ins Haus.
Unhörbar waren seine Schritte. Wie ein schwarzes Gespenst schwebte er durch den langen Korridor, auf dem nur zwei Notlichter brannten.
Er sah gerade noch, wie Givons und Miss Bessers ein Zimmer betraten und die Tür hinter sich verschlossen.
*
Downers erreichte den Oakbrook York Polo Club.
Hier in der Nähe wohnte der Mann, der sein Boß war, dem er jetzt allerdings die Pistole auf die Brust setzen wollte.
Bevor er losging, untersuchte er seinen 38er. Er war fest entschlossen sofort zu schießen, falls der Boß ihn überlisten wollte.
Weit hatte Downers nicht zu gehen.
Nach wenigen Minuten bog er in eine stille Seitenstraße ein. Zu beiden Seiten dieser Straße standen abgestellte und parkende Wagen. Nur wenige Fenster zeigten u diese Zeit noch Licht.
Da war auch schon das Haus.
Im Erdgeschoß brannte Licht.
Vor der Garage stand ein Buick.
Downers stieg über die niedrige Hecke, pirschte sich an das Haus heran und versuchte durch das Fenster zu sehen. Dichte Vorhänge nahmen jede Sicht.
Er klopfte vorsichtig gegen die Fensterscheibe.
Er hörte Schritte, vernahm das Knarren von Dielenbrettern. Der dichte Vorhang wurde zur Seite geschoben, Downers brachte sein Gesicht nahe an die Scheibe heran, damit der Boß ihn erkennen konnte.
Der Mann hinter der Scheibe lächelte, nickte. Dann fiel der Vorhang wieder herunter.
Jetzt bediente sich Downers eines raffinierten Tricks.
Während der Boß zur Tür ging, also auch seine Vorbereitungen treffen konnte, rannte Downers um das Haus herum und fand ein halb geöffnetes Fenster.
Das paßte ihm ausgezeichnet in den Kram.
Schnell stieg er ein.
Er befand sich bereits im Wohnraum, als der Boß von der Tür zurückkam.
»Was soll das alles?« fragte der Mann.
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, gab Downers zurück. »Ich habe keine Lust, wie Helen zu enden.«
»Wie Helen …? Was ist mit ihr?«
»Stell’ dich doch nicht so an …! Du weißt genau, daß sie tot ist.«
»Sie ist …?«
»… von dir umgebracht worden«, sagte Downers nachdrücklich. »Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Ich weiß auch, daß du Harrison abgeschleppt hast. Aber so lasse ich mich nicht abspeisen, mein Junge.«
»Du bist verrückt …!«
»Vielleicht, aber dabei fühle ich mich verdammt wohl. Versuche nicht, mich reinzulegen.«
»Unsinn. Du solltest mir genau erzählen, was mit Helen und Harrison los ist. Ich falle aus allen Wolken.«
Mißtrauisch sah Downers seinen Chef an, wunderte sich wieder einmal, wie harmlos und gerissen dieser Mann wirkte. Ihm traute man gewiß nichts Schlimmes zu.
»Na schön«, meinte Downers, »vielleicht weißt du wirklich von nichts. Momentchen, erst brauche ich einen Schluck.«
»Hinter dir stehen die Flaschen«, sagte der Boß.
Downers trat einen Schritt zurück. Ohne seinen Chef aus den Augen zu lassen, füllte er sich ein Glas. Den gezogenen 38er ließ er dabei nicht sinken.
Hastig nahm Downers einen Schluck. Seine anfängliche Furcht vor dem Boß legte sich.
Bis er plötzlich schwankte und ihm der Schweiß ausbrach …
Er merkte gar nicht, daß sich der 38er senkte. Schwer rutschte Downers in einen Sessel. Er keuchte, Sehstörungen stellten sich ein.
Der Boß trat vor Downers, nahm ihm die Waffe aus der Hand.
»Du