Zum Kontinent des eisigen Südens. Erich von Drygalski

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Zum Kontinent des eisigen Südens - Erich von Drygalski Edition Erdmann

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Expedition in die russische Arktis Verwendung fand. Drygalski zeigte, dass die von ihm bestätigte Romanchetiefe die Mittelatlantische Schwelle (heute Mittelatlantischer Rücken) durchbrach und dort vom Brasilianischen Becken kaltes antarktisches Bodenwasser über das Nordafrikanische Becken nach Norden gelangte. Seine ozeanographischen Untersuchungen ergaben ein erstes Bild von der Wasserzirkulation im Südindischen Ozean und er bewies, dass der Meeresstrom über dem Südpol eine Illusion war. Mit seinen Temperaturmessungen in Eisbergen war Drygalski seiner Zeit weit voraus, denn sie wurden erst 1984 in der kanadischen Arktis wieder aufgenommen. Die an der Küste nahe des Gaußberges gemessene Bewegung des Inlandeises in Richtung Meer betrug fast 12 m pro Monat. Schließlich deutete die Entdeckung des Gaußberges auf dem Kontinentalsockel an, dass dort festes Land vorhanden war und auch in der südindischen Region der Antarktis Vulkane existierten. Heute stellt der Gaußberg als eingemessene Höhenmarke einen idealen Indikator für die Bestimmung der Zu- oder Abnahme des Inlandeises zur Beurteilung der Klimaänderung in der Ostantarktis dar, die es zu nutzen gilt.

      Auf dem XV. Deutschen Geographentag in Danzig wurden 1905 die vorläufigen Ergebnisse der Südpolarexpedition präsentiert. Drygalski wies am Ende seines Vortrages darauf hin, dass die Durchführung der Expedition ihrem früher allgemein gebilligten Plan entsprach. »Nicht zu sportlichen Leistungen und nicht, um Sensationen zu erregen, sind wir in die Antarktis gezogen, sondern zum Nutzen der Wissenschaft … eine Pflege der verschiedenen Zweige des Wissens, ihre gegenseitige Berührung und ihre Anwendungen auf die Praxis war unser Zweck.« Andere sahen dies auch so und gaben der Expedition später wegen ihrer umfassenden Untersuchungen den Titel »Universitas Antarctica«.

      Was ist von dieser Expedition geblieben? Nachdem in der Antarktis keine feste Station eingerichtet werden konnte, zeugt nur ein Steinmann am Gaußberg von der Anwesenheit einer deutschen Expedition. Die Relikte der Basisstation in der Baie de l’Observatoire auf den Kerguelen wurden im Südsommer 2006/2007 von der Mission du Patrimoine des Territoire des Terres Australes et Antarctiques Françaises (TAAF) im Rahmen der archäologischen Ausgrabung »ArchæObs« detailliert untersucht, um etwas mehr über die Kurzzeitbesiedelung dieser Region in Erfahrung zu bringen. Der »Gauß« wurde 1904 nach Kanada verkauft und unter dem Namen »Arctic« in der kanadischen Arktis bis nach Grönland eingesetzt. 1927 wurde das Schiff ausgeschlachtet und im St. Lorenzstrom dem Zerfall überlassen.

      Drygalskis Name ziert heute einen Fjord auf Südgeorgien, einen Gletscher in Graham Land auf der Antarktischen Halbinsel, eine Eiszunge nahe dem Rossmeer, Berge im antarktischen Neuschwabenland, die von der dritten deutschen Antarktisexpedition 1938/39 entdeckt wurden, und eine Insel, die vielleicht das damals vermutete Termination Land gewesen sein könnte. Neumayer hingegen wurde durch seinen Jahrzehnte langen Einsatz für die Südpolarforschung 1980 zum Namensgeber der Georg von Neumayer Station auf dem Ekströmschelfeis östlich des Weddellmeeres, als die Bundesrepublik Deutschland die Polarforschung staatlich institutionalisierte, um 1981 gemäß dem Antarktisvertrag Mitglied in der Konsultativrunde zu werden.

      Erste Berichte über die Südpolarexpedition hatten Expeditionsteilnehmer von unterwegs abgesandt. Sie wurden ab 1902 in der neuen Zeitschrift Terra Marique vom Institut für Meereskunde zu Berlin veröffentlicht. Sein 668 Seiten umfassendes Reisewerk »Zum Kontinent des eisigen Südens« publizierte Drygalski 1904 ebenfalls in Berlin im Verlag Georg Reimer. Es enthält rund 400 Abbildungen, 15 Tafeln und Karten. Eine englische Übersetzung erschien erst 1989. Für den deutschen Reprint wurden rund 375 Seiten gestrichen und dabei die Abbildungen auf ein Zehntel reduziert. Die Informationen aus Drygalskis erstem Kapitel über die Entstehung der Expedition sind in der Einleitung mit aufgenommen und ergänzt worden. Die ausführliche Beschreibung der Hin- und Rückreise, der Hafenaufenthalte sowie der unterwegs besuchten Inseln wurde stark gekürzt, da sich der Reprint mehr auf die Antarktis konzentrieren sollte. Außerdem wurden lange wissenschaftliche Ausführungen wie beispielsweise zur Geologie oder über Drygalskis Eisuntersuchungen sowie Vanhöffens Fischfänge ausgelassen, da sie nur für Spezialisten von Interesse sind, die jedoch über Fachbibliotheken auf das Original zurückgreifen können. Auch alle Gedichte aus dem »Antarktischen Intelligenzblatt«, die zu verschiedenen Anlässen verfasst wurden, sind der Kürzung zum Opfer gefallen. Darüber hinaus wurde großer Wert darauf gelegt, dass durch die Streichungen der Originaltext mit seinem an manchen Stellen ungewohnten Sprachduktus nicht durch eigene Formulierungen verändert wurde.

       Cornelia Lüdecke

       Weg des »Gauß«

      (Quelle: Ergebnisse der Deutschen Südpolarexpedition Bd. VII Tf. III, 1914)

      Erich von Drygalski

      Zum Kontinent

      des eisigen Südens

      Mitglieder und Organisation

      Bei der Fülle der Aufgaben, welche der Expedition harrten, musste es nach ihrer Sicherstellung die erste Pflicht sein, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen, um schon bei den Vorbereitungen die einzelnen Arbeitsgebiete im Rahmen des Ganzen möglichst nach deren Intentionen durchbilden zu lassen; denn bei einer Expedition in unbekannte Verhältnisse handelt es sich während der Ausführung nicht um eine Arbeitsordnung, für welche in unseren heimischen Verhältnissen oder von früheren Expeditionen her bestimmte Vorbilder vorliegen, sondern um die arbeitsfreudige und arbeitskräftige Initiative, wie sie nur aus der freien Betätigung von Persönlichkeiten entstehen kann; je mehr dieselben deshalb den Aufgaben der Expedition schon vor der Ausreise nähergetreten sind, desto besser werden sie sich später zurechtfinden.

      Schon bevor die Expedition gesichert war und in gelegentlicher Mitwirkung an ihrer Entstehung hat mir Ernst Vanhöffen zur Seite gestanden. Das Fach seiner Wahl und besonderen Tätigkeit war die Zoologie, doch daneben übernahm er in der Expedition die Botanik.

      Den Augenblick nutzte er, wie es wenigen gegeben ist, und verstand jederzeit, aus den vielen Wechselfällen, wie sie eine Expedition mit sich bringt, das Beste zu nehmen und daraus Resultate zu ziehen.

      Als Arzt und Bakteriologe hat Dr. Haus Gazert die Expedition begleitet. Neben seinen gelegentlichen physiologischen Beobachtungen fand auch manches andere Gebiet bei ihm wirksame Förderung und Interesse, bereitwillig übernahm er vor allem im Mai 1902 die Leitung des ganzen meteorologischen Dienstes; auf der Rückreise fielen ihm nach dem Ausscheiden Dr. E. Philippis auch die chemischen Arbeiten zu.

      Die geologischen und chemischen Arbeiten der Expedition hatte Dr. Emil Philippi übernommen; als Assistent an den geologisch-paläontologischen Instituten zu Tübingen und Berlin hatte er für Petrographie und Mineralogie das gleiche Verständnis wie für paläontologische Studien, und auch in chemischen Arbeiten war er bewandert.

      Die erdmagnetischen und zunächst auch die meteorologischen Arbeiten fielen dem jüngsten wissenschaftlichen Mitglied der Expedition, Dr. Friedrich Bidlingmaier, zu. Erdmagnetische Beobachtungen auf dem Meer dürften noch niemals früher in der Vollständigkeit und mit der kritischen Schärfe durchgeführt worden sein, wie es von ihm auch in den Stürmen und Seen der Westwinddriften geschah. Den meteorologischen Arbeiten zog er es dabei vor, zu entsagen, weil er sie unter den eigenartigen Verhältnissen der Winterstation neben den erdmagnetischen nicht in gleicher Weise selbsttätig durchführen zu können vermeinte, wie diese.

      In unserem behaglichen Salon, in dem die fünf Gelehrten und fünf Offiziere der Expedition sich zu den Mahlzeiten und geselligen Veranstaltungen zusammenfanden und bei besonderen Festtagen wie Weihnachten oder Sonnenwendfest auch die ganze aus 22 Köpfen bestehende Mannschaft zugegen war, nahmen im gewöhnlichen Gebrauch die wissenschaftlichen Mitglieder die linke oder Sofaseite ein, während die Offiziere die mit Drehstühlen versehene

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